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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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ich: Oh Wandrer, bleibe hier stehn,
    Bedenke der Freiheit Vergänglichkeit,
    Bet ein Gebet und bleibe gescheidt.
     
    Bums Bärlaatsch, Bauer und Ehemann,
    Der ein Wort davon mitreden kann.
     
     
Bellender Neid
    Wie es dir schlecht ging, ließen sie dich gelten,
    Du warst talentvoll und ein Biedermann;
    Da führte dich das Glück nur einen Schritt voran,
    Und schon hubs an, das dumpf verhaltne Schelten.
     
    Nun aber, da sich ganz die Himmel dir erhellten
    Und dir das Glück
sehr
hold zu sein begann,
    Jetzt fangen heulend sie zu bellen an,
    Wie hungerstoll nur je im Walde Wölfe bellten:
     
    Du bist ein Stümper und ein Schuft, pack ein!
    Talentlos, ehrlos, schamlos ohnegleichen;
    Der Speichel ist zu gut, dich zu bespein.
     
    Du wirst doch nicht vor diesen Kläffern weichen?
    Hör das Konzert an, Freund, es muß so sein:
    Die Bettler sind es am Portal des Reichen.
     
     
Glück auf die Reise!
    Sie machen die Luft dir dumpf und schwer,
    Die kreischenden Zwerge?
    Lach ihnen Abschied! Fahr über das Meer!
    Steig über die Berge!
     
    Doch, ehe du gehst, nimm einen am Ohr
    Und schüttel ihn leise.
    Verloren ist, wer den Humor verlor.
    Glück auf die Reise!
     
     
Meinen werten Feinden
    Die Feinde haben mich weise gemacht,
    – Die guten Feinde!
    Erst hab ich gebrummt, dann hab ich gelacht
    Der grimmen Gemeinde.
     
    Sie haben mir, was ich bin, gezeigt,
    – Die lieben Leute!
    Nun weiß ich, wie man lächelt und schweigt.
    Wer haßt mich heute?
     
     
Rat
    Was machst du für ein schief Gesicht?
    – Ach Gott, der X, der miserable Tropf,
    Spie Tinte mir auf mein Gedicht.
     
    Du Kinderkopf!
    Kein größer Ehr könnt dir geschehen sein.
    Geh hin und trinke einen Freudenwein!
     
     
Einem Geräuschvollen
    Laß mir mein Glück,
    Ich laß dir deins;
    Mir thuts nicht weh,
    Wenn ich mit Hengsten viere lang
    Dich fahren seh.
     
    Laß mir mein Glück,
    Ich laß dir deins;
    Laß mich allein.
    Ein Stückchen Erde will ich und
    Ein Bauer sein.
     
     
Ach so!
    Wohin denn, wohin denn so schnelle,
    Du Mann mit der Elle?
    Siehst nicht den schönen Regenbogen?
     
    Frivoler Geselle!
    Den eben will ich messen gehn.
    Wär mir eine Art, so dazustehn
    Und bloß die Farben anzusehn.
    Ich bin gründlich!
     
     
An die Verschämlichen
    Ihr armen Schächer, wie thut ihr mir leid
    In eurer Tugend engem Kleid,
    Darunter die Triebe zu Krankheiten werden,
    Zu bösen Dünsten und allen Beschwerden
    Der Leibeslüge und Heuchelei.
    Nie seid ihr froh, nie seid ihr frei,
    Denn euer Wahn hat zur Sünde verdacht,
    Was Kreaturen selig macht.
    Des Lebens Quell mit Schmutz zu verschlammen,
    Tragt alle Unnatur ihr zusammen;
    Was fröhlich, rein, lebendig fließt,
    Wird euch und uns zum faulen Bache,
    Zur giftigen Sünden-Unken-Lache,
    Wenn eure »Moral« hinein ihr gießt.
    Oh Jammermißbrauch mit dem Wort!
    Was blüht, ist Leben, tot, was dorrt;
    Ihr aber streut Salz auf des Lebens Fluren,
    Was keimt und treibt, ist euch verhaßt,
    Dem Leben grabt ihr ohne Rast
    Das Grab, ihr »sittlichen« Lemuren.
     
     
Der Kunstmäcen
    »Sieh den kunstergebenen Herrn,
    Fortgeschritten und modern!
    An den Wänden: Thoma, Klinger,
    Stuck, Rops, Goya, Stauffer-Bern,
    Und die neuesten Meister-Singer
    Kennt er, kauft er, liest er gern!«
     
    »Gut, gut, gut. Ich weiß es schon.
    Leider – spricht er auch davon.«
     
     
Der Dichter an den Philosophen
    Was willst du alles wissen?
    Oh Weiser, sei kein Thor!
    Wer klug ist, zieht dem Leben
    Leis einen Schleier vor.
     
    Das Nackte ist das Leere,
    Wenn du es nicht verklärst,
    Und keine Schönheit wäre,
    Wenn du kein Seher wärst.
     
     
Meine Antwort
    »Freund, ob künde dein Verlangen!«
    –: Einsam sein und Verse fangen.
     
     

 
Sprueche
     
Mein ABC
    (An Frau Gutheil-Schoder in Verehrung und Dankbarkeit.)
     
A
    Arbeitstag,
    Pendelschlag,
    Ackermühe, Ackerglück,
    Furche bin, Furche zurück:
    Wer das versteht,
    Hat sich Frieden gesät.
     
B
    Baumeister sei, wer du auch bist;
    Der Bauherr Gott gab dirs Gerüst
    Und was zum Baue nötig ist.
    In dir und um dich liegts bereit.
    Hast etwa vierzig Jahre Zeit:
    Nun baue
dich
empor:
    Schiff und Umgang, Turm und Thor.
    Ich hoffe, du bist nicht so gemein,
    Willst mehr als Stall und Scheune sein.
     

C
     
    Cicero, ein Biedermann,
    Catilinan gar nicht leiden kann;
    Cäsar sieht sich beide an
    Und denkt: die kamen wie gerufen:
    Ich will steigen, da sind die Stufen.
     
D
    Damen hab ich viel gesehn,
    Schöne und gescheidte,
    Nach Frauen mußt ich auf die Suche
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