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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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von Bauernstamm,
    Ein derber Kerl, behaart und stramm,
    Kein blasses Pfaffenangesicht.
     
    Sein Gang war grad, sein Blick war licht.
    Wenn segnend er die Hände streckte,
    Er sich in Mannheit aufwärts reckte.
    War er in seiner Zell allein,
    Goß aus sein Herz er in Latein;
    Dem fehlte alle Zierlichkeit
    Und rhythmische Manierlichkeit;
    Es war aus deutschem Herzenssaft,
    Voll tumper teutscher Bauernkraft,
    Kein Wort zu weng, kein Wort zu viel,
    Im derben Eichenknorrenstil.
    Und doch so fein gemalt, getuscht,
    Von Rauschgoldbronce überhuscht,
    Mit Rankenreben reich verziert,
    Mit Bildwerk viel verkleinodiert,
    Voll Kunst und Liebe, Preis und Pracht,
    Es hat der Fleiß daraus gelacht.
     
    Das las ich nun und war entzückt,
    Von fremdem Glücke überglückt,
    Denn das sah klar ich wohl daraus:
    Die Liebe band ihm manchen Strauß,
    Bis er, wer weiß, weshalb, warum,
    Einkroch ins Monasterium.
     
    Gern hätt ich alles abgeschrieben
    Aus dieser sondren Kunst, zu lieben,
    Doch kaum zu lesen fand ich Zeit.
    Der Paters Widerhaarigkeit,
    Der dieser Bücher Wächter war,
    Erahnte weltliche Gefahr
    Und trieb mich bald vom Pergamente.
    Ich schrieb nur ab das kurze Ende,
    Das kürzlich überschrieben hieß:
    MEMENTO VIR UT DOMINUS SIS!
    Ich übersetze das krause Latein:
    Bedenke, Mann, Herr sollst du sein!
     
    Was unter diesem Titel stund,
    Sei ausgedeutschet hiermit kund.
    Es ist nicht eben sonders fein,
    Doch gröber noch klangs im Mönchslatein.
     
    Das Weib ist süß und warm und zart
    Und geht dir linde um den Bart,
    Es setzt sich leicht dir auf den Schooß,
    Du fühlst sie kaum, die liebe Last,
    Doch wenn du sie im Herzen hast,
    Dann wird sie schwer und mächtig groß,
    Und greift dir um den ganzen Leib
    Und machte dich selber gern zum Weib,
    Und saugt dich aus und macht dich leer,
    Als wenn sie des Teufels Lunge wär,
    Und macht dich aller Mannheit bar,
    Möchte dich haben ganz und gar,
    Und macht dich schwach und macht dich klein,
    Als wie ein Taubenfederlein,
    Und eh du dir es nur gedacht,
    Hat sie zum Nichtschen dich gemacht.
    Drum halt dich fest und starr und stark,
    Bleib Mann, oh Mann, Mann, bleibe Mark!
    Halt ihr aufs Auge deine Faust,
    Eh du als Seufzerthräne thaust.
    Mach deine Lieb ihr nicht gemein,
    Laß sie in Zweifeln ängstlich sein,
    Sonst bringt die Siegerin dich um
    Im Liebesspielmartyrium.
    Ist deiner Lieb sie zu gewiß,
    Braut sie aus Launen Bitternis,
    Läßt tanzen dich wie einen Bär,
    Läßt los auf dich ein ganzes Heer
    Von Künsten böser Zauberei;
    Nicht eine Stunde bist du frei,
    Mußt laufen wie behängt mit Kletten,
    Kannst nimmer dich vor Launen retten;
    Die Blicke schwirrn von ihr wie Bienen
    Nach andrer Männer süßen Mienen,
    An jedem Zucker muß sie lecken,
    Möcht gern aus fremden Töpfen schlecken,
    Und nur aus einem Grund all dies:
    Sie langweilt sich im Paradies,
    Sie hat es eilig satt gekriegt,
    Daß du zu weich sie eingewiegt.
    Doch bist du harter Mannheit klug,
    Kriegt nimmer sie an dir genug,
    Hältst du im Zaum sie herrisch fest,
    Sie nimmer, nimmer von dir läßt
    Und küßt die Hand, die schwer und rauh,
    Und ist gar eine liebe Frau.
     
    Eins ist vor allem andren not:
    Die Lieb sei ihr nicht täglichs Brot.
    Du mußt sie nicht gar übersüßen,
    Laß sie zu Zeiten Hunger büßen
    Und gieb ihr wie dem kleinen Kinde
    Statt Zuckerzwiebacks harte Rinde,
    Daß ihrs ein tiefersehntes Fest,
    Wenn du sie wieder kosten läßt
    Vom süßen Liebeszuckerwecken,
    In dem gar viel Rosinen stecken
    Für ihrer Zunge Lüstigkeit.
    Und gieb ihr auch von Zeit zu Zeit
    Vom Bittersten ein wenig ein:
    Laß sie recht eifersüchtig sein.
    Laß sie in Aengsten um dich warten,
    Derweil du gehst in fremdem Garten;
    Da soll sie hinterm Gitter stehn
    Und durch die Rosenbüsche sehn,
    Wie du vergnügt herumspazierst
    Und dich gar weidlich erlustierst.
    Oh, wie sie froh dich dann empfängt,
    An deinen Hals sich glücklich hängt,
    Wenn sie in Aengsten hat gebangt:
    Ob er wohl nach der Rose langt?
    Doch treib zu weit nicht dieses Spiel
    Und schieße hier nicht übers Ziel!
    Hart sollst du, doch nicht grausam sein;
    Gieb nicht zu viele Pillen ein
    Von dieser bösen Bitternis,
    Sonst dreht die Holde dir den Spieß,
    Daß er dir deine Brust zerreißt
    Und
dich
die große Sorge beißt:
    Ob sie nicht auch lustwandeln geht,
    Wo fremder Früchte Süße steht?
    Denn dann ist Fried und Freude aus,
    Hornissennestwild wird dein Haus,
    Und in dem Hinundwiderkriegen
    Wirst stets der Frauen du erliegen,
    Die
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