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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Schiffe,
    Hussah!
     
    Dann spiel ich mit treibenden Trümmern gelinde,
    Und, müde, werd ich zum säuselnden Winde,
    Und singe wie Wiegenlied leis und weich.
    Ich küsse die blinkenden Blüten am Baume,
    Ich tändle am wogenden Halmackersaume
    Und glätte die Wiesen sammetgleich.
     
    Das ist meine Kraft, die ich löse und binde;
    Krieg kreisch ich im Sturme, – im schaukelnden Winde
    Bin ich ein stillfroher Friedereich.
     
     
Ein Trio
    (Ernst Freiherrn von Wolzogen zugeeignet.)
     
    Der Alte:
     
    Ach Gott, ich habe Geld genung,
    Doch fehlt mir die Begeisterung,
    Schwach brennts auf meinem Herde.
    Das junge Leben lockt so hell:
    Ach schlüge doch mein Herz so schnell!!
    Ich säß auf heißem Pferde.
     
    Der Junge:
     
    Ich brenn, ich brenne lichterloh!
    Ich wollt, ich wollt, ich könnte so,
    Ich könnte, wie ich könnte.
    Verfluchte Habenichtserei!
    Ach, hätt ich Geld! ich schwömme frei
    In meinem Elemente.
     
    Die Schöne:
     
    Dem Jungen sind die Lenden stark,
    Der Alte hat im Sack das Mark:
    Wenn die Zwei Einer wären!
    Was soll ich thun, ich armer Schatz?
    Der Eine kanns, der Andre hats,
    Und ich muß mich verzehren.
     
     
Des alten Weibleins Lied vom Schwager Tod
    Es fährt ein Postillion durchs Land, –
    Oh, der ist höflich und galant!
    Nimmt alte Leute bei der Hand,
    Hilft ihnen in den Wagen.
    Will keinen Lohn,
    Fährt schnell davon;
    Wohin – will er nicht sagen.
     
    Die Peitsche knallt,
    Herr Schwager, halt,
    Seht her, hier steht noch Eine;
    Heut fahr ich mit,
    Ob Trab, ob Schritt,
    Denn müd sind meine Beine.
     
    Dank, Schwager! So! Und nun fahrt zu,
    Blast euer Liedel trututu!
    Es geht zum Schlafen, geht zur Ruh,
    Es geht ins Endlich-gute;
    Lebt wohl! Ade!
    Mir ist nicht weh,
    Nur wundermüd zu Mute.
     
     
Gebet des geschienten Ritters im Felde
    Herr Gott im Himmel, hör mich an!
    Sitzend muß ich beten, weil ich nicht knieen kann,
    Und auch die Hände falten,
    Das kann ich nicht;
    Ich muß die Lanze halten
    Zur Brust mir dicht.
     
    Nun höre, was ich bete,
    Lieber Gott und Herr:
    Zu Bette liegt die Grethe,
    Der machs nit schwer:
     
    Sie will ein Kind mir bringen,
    Mägdlein oder Sohn:
    Das laß du wohl gelingen,
    König auf deinem Thron!
     
    Sonst hab ich nichts zu beten,
    Ich muß im Felde stehn, –
    Nur das mit Grethen
    Laß wohl geschehn.
     
     
    1901
Monte Carlo
     
    (Herrn Adolf Bachmann zugeeignet.)
     
    Meer und Sterne, Palmen und das Leuchten
    Weißen Steines hinter Lorbeerhecken,
    Und im Saale Klirr und Kling und Scharren
    Und das Rascheln bunter Seidenschleppen.
    Glühe Augen und erhitzte Wangen,
    Heiße Hände, zuckende Gebärden,
    Und die Brüste sprengen fast die Mieder.
     
    Ach ihr Kinder! Ach ihr lieben Kinder!
     
    Nein, der Glaube ist nicht ausgestorben,
    Und die Menschen sind doch sehr sympathisch.
    Selten noch konnt ich so gut sie leiden,
    Als, da ich sie heut am grünen Tische
    Spielen sah, wie Kinder spieln im Sande.
     
    (Auf der Terasse der Spielbank,
    den 29. Oktober 1900.)
     
     
Mönchs Kunst zu lieben
    (Diese vielen Reime gehören meinem lieben Arno Holz.)
     
    In einer Klosterbücherei,
    Voll ausgestopft mit Kirchenvätern
    Und sonstig heiligen Schweineledern,
    Sankt Augustino grade nebenbei,
    Fand ich, vor Schrecken fiel ich um,
    Ganz kürzlich dies Opuskulum.
    Es war auf Pergament gemalt,
    Bunt golden fein verinitialt,
    An Schnörkeln reich und Schilderein
    Und lag in einem Eichenschrein;
    Der war geschnitzt, ach, so süperbe!
    Gott segne unser Kunstgewerbe.
     
    Ich glaubt, daß es was Frommes wär,
    Ein Andachtbuch, voll von Gebeten,
    Legenden von Anachoreten,
    Dogmatika und derlei mehr,
    Und macht mich langsam drüber her;
    Denn wenig interessiert mich so was,
    Dieweil ich ein ungläubiger Thomas.
    Doch kaum las ich die erste Zeile,
    Kam ganz bedeutend ich in Eile,
    Denn keine frommen Litanein
    Barg dies barocke Kraftlatein,
    Im Gegenteil, ich fand geschrieben
    Ganz schlecht und recht die Kunst, zu lieben.
    Nicht in ovidischer Manier,
    Bald Contredanse, bald Brunstturnier,
    Nicht südlich abenteuerlich,
    Nein, urdeutsch bergwaldbäuerlich,
    Mit Bärentatzen hingehaun
    Und plump possierlich anzuschaun.
     
    Mag wohl ein Mönch gewesen sein,
    Der sich in Waldeinsiedelein
    Zurückezog aus Liebeswogen,
    Der sich mit Heckendorn umzogen
    Sein kleines Haus, daß nicht ihm nah
    Frau Venus pandämonia,
    Die früher ihm den Leib zerrissen
    Mit ihren süßen Bitternissen,
    Die tiefe Kunde ihm gelehrt,
    Als sie sein heißes Herz versehrt.
    Ich glaub, er war
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