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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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meinem Tode.
    Ich werde auf dem Kirchturm stehn
    Und über tausend Giebel sehn
    Und hunderttausend Schlote.
    Mit Fingern weist man auf mich bin,
    Weil ich dann ein Exempel bin;
    Der Vater spricht zum Sohne:
    Blick auf zum Hahn,
    Blick himmelan,
    Es wird, mein Sohn, es ist kein Wahn,
    Der Tugend ihre Krone.
    Warum ragt er so hoch empor?
    Er war, oh spitz dein Sohnesohr,
    Zugleich ein Held und ein Tenor.
     
     
Zwei Graunzer – Widmungen
1. An Frau Malgonia Stern
(mit einem in Brokat gebundenen Exemplare).
    Der Herr vom Kiebitzhof ist ein bescheidener Grande;
    Man sieht ihn meist im schlichtesten Gewande;
    Das macht: er giebt nicht viel auf äußerlichen Staat.
    Doch giebt es Fälle, seltene, muß ich sagen,
    Da weiß sich Krazi wie ein Lord zu tragen,
    Thut an ein Mäntelchen von goldenem Brokat.
    So hier zu Ehrn
    Der Frau Malgonia Stern.
     
     
2. An Fräulein Rosa Stiegler
(zu Weihnachten 1899, das ihr letztes Christfest sein sollte.)
    Oh holde Rosalinde,
    Nimm dieses Angebinde
    Vom alten Graunzer hin;
    Einst ist er jung gewesen
    Und glücklich, wies zu lesen
    In diesem Buche drin.
     
    Jetzt ist das anders worden;
    Bald ist im grauen Orden
    Er weiser Senior;
    Beim Teufel ist das Lieben,
    Und nichts ist ihm geblieben,
    Als grimmiger Humor.
     
    Das ist nun so auf Erden:
    Die jüngsten Esel werden
    Am Ende einmal alt,
    Und auch die höchsten Flammen
    Sinken einmal zusammen;
    Die Asche, die ist kalt.
     
    Oh holde Rosalinde,
    Nimm dieses Angebinde
    Auf altem Schöpfpapier!
    Es ist ein Ding zum Lachen,
    Und all die dummen Sachen,
    Die drin stehn, sind von mir.
     
     
Mit der Gugeline
    (An meine Base Dora Siegert.)
     
    Rittersporn und Akeley,
    Weiße Lilien auch dabei,
    Goldlack und Levkoyen,
    Diese Blumen schenk ich dir
    In dem bunten Strauße hier,
    Dem Lied von einer Treuen.
     
    Gut sind sie bei dir verwahrt,
    Denn du bist von treuer Art;
    Freu dich dieser Gabe!
    Manche prangt in falschem Schein,
    Treue ist ein Edelstein,
    Beste Herzenshabe.
     
     

Im Balladenton
     
Die Ballade vom Tod und dem Zecher
    (Herrn Fritz Neff zugeeignet.)
     
    Stell die Uhr ab, Freund Hein,
    Schenk zum letzten Mal ein
    Meinen gläsenen Becher
    Mit tiefrotem Wein!
     
    Laß dein Sensengeschwank,
    Setz dich her auf die Bank,
    Bin ein friedlicher Zecher
    Und trinke nicht Zank.
     
    Gelt, der Wein da ist gut?
    Burgunderisch Blut!
    Molk oft mir im Keller
    Aus dem Fasse Mut.
     
    Warum trinkst du denn nicht?
    O du kalkig Gesicht!
    Trink aus doch, trink schneller,
    Langweiliger Wicht!
     
    Herrgott, bist du fad!
    Es ist tief jammerschad,
    Daß der Tod so'n langweiliger
    Zechkamerad!
     
    Hätt es nimmer gedacht,
    Daß der Tod bei der Nacht
    Ein Gesicht wie ein heiliger
    Marabu macht.
     
    Gestorben muß sein,
    Doch ich sehe nicht ein,
    Warum so steifleinene
    Zeremonein.
     
    Nur näher gerückt!
    Nur die Glatze gebückt!
    Sei die hell elfenbeinene
    Rosengeschmückt!
     
    Na, was fehlt noch? Vielleicht,
    Daß ein Fiedelmann geigt?
    Los, Ländler und Lieder!
    Der Sensenmann schweigt.
     
    Wie, noch immer verstimmt?
    Tief scheinst du ergrimmt!
    Doch die Lust kommt dem wieder,
    Der ein Mädel sich nimmt.
     
    Komm herein, Leonor',
    Tanz dem Tode was vor,
    Indessen Belinde
    Ihn kraue am Ohr.
     
    Und es kommen zu Zwein
    Die Mädchen herein,
    Und es singen gelinde
    Geig und Schalmein.
     
    Ist ein lustiger Takt,
    Und die Mädchen sind nackt,
    Und den Tod hat der Zecher
    Am Arme gepackt.
     
    Da eist ihm das Blut,
    Und es schrickt ihm der Mut,
    Und er greift nach dem Becher,
    Im Becher ist Blut.
     
    Ist Blut, – aber blaß,
    Ein eisschaurig Naß.
    Trink, trink doch, du Frecher,
    Der Tod schänkt dir das!
     
    Will nit lumpen sich lân,
    Auch zum Tanz tritt er an,
    Hat auch Fräulein zweie
    Geladen zum Plan.
     
    Sind auch splitternackt,
    Tanzen auch nach dem Takt,
    Und des Todes Schalmeie
    Die flötet vertrackt.
     
    Ist ein Menschengebein,
    Gedrechselt fein,
    Ihre Tanzlieder klingen
    Wie Fegfeuerschrein.
     
    Und es schrillt die Schalmei,
    Und es packen die Zwei
    Und drehen und schwingen
    Im Tanze ihn frei.
     
    Leeräugig und kalt
    Und mißgestalt
    Sind die Tänzerinnen
    Und moderalt.
     
    In grinsender Ruh,
    Turulu, Turulu,
    Spielt der Sensenmann selber
    Den Hopser dazu,
     
    Bis der Atem vergeht,
    Und das Herz stille steht,
    Und die Seele dem Tänzer
    Zur Hölle weht.
     
     
Die Legende vom Hadernburger Wein
    (Für Frau Lisette Stremel zur Erinnerung
    an die Eppaner Zeit.)
     
    Christoph Patzeber ein Bauer war,
    Der hat getrunken
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