Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
Vom Netzwerk:
Meisterin ohn Gleichen ist
    In böser Launen Stachellist.
    Von ihrer Lippen schönem Bogen
    Kommt giftschwer mancher Pfeil geflogen,
    Der tief sich in das Herz dir frißt,
    Bis siech und todeswund du bist.
    Die Frau, der du zu weh gethan,
    Da sie dich sah in Liebe an,
    Sie wird von Hasse schlangenwild,
    Und ob sie auch der Taube Bild.
    In ihres Auges Tiefe ruht
    Der Höllenflamme Wüteglut,
    Ein wüster Wurm hält davor Wache:
    Zertretner Liebe wilde Rache.
     
    Das war der Schluß der Mönchenlehr.
    Weiß nicht, obs meine Sache wär,
    Nach ihr zu leben und zu lieben
    Ich hätt ein andres Lied geschrieben,
    Nicht also rauh, voll Fährlichkeit,
    Ein sanfteres Lied aus sanfterer Zeit.
     
    Das ist der Zeiten Unterschied,
    Die Liebe wechselt und das Lied.
    Doch wie auch Art und Ton vergeht,
    Im ewigen Wechsel um sich wendet,
    Die Sache selbst bleibt ungeendet:
    Die Liebe und das Lied besteht.
     
     
Das Hochzeitsreisepaar
    Die Eheringe glänzen
    Mit feuerigem Schein,
    Es ist kein einziger Kritzer dran;
    Sie sagt: »Mein Herz! Mein Schatz!« – Man kann
    Gar nicht verliebter sein.
     
    Auf seine Schulter legt sie
    Den Kopf mit Lindigkeit;
    Ach könnte man küssen im Coupé!
    Indem ich aus dem Fenster seh
    Schaff ich Gelegenheit.
     
    Sie essen und sie trinken;
    Wie füttert sie ihn zart!
    Wer Augen hat zu sehn, der sieht:
    Die Liebe stärkt den Appetit.
    Dann wischt sie ihm den Bart.
     
    Zu sagen hat sie ihm sehr viel,
    Thut höchst geheimnisvoll.
    Sie tuschelts leise ihm ins Ohr
    Und hält auch noch die Hand davor,
    Weils niemand hören soll.
     
    Es muß nicht von fataler Art,
    Was sie ihm kündet, sein;
    Im Gegenteil, mir scheint, es thut
    Dem Braven wundersüße gut
    Und geht ihm lieblich ein.
     
    Wie Butter in der Sonne glänzt,
    So glänzt sein Angesicht:
    Kein Zweifel, er ist sehr beglückt.
    Mein Gott, wie er sie an sich drückt!
    Unmensch, zerbrich sie nicht!
     
    Im ganzen muß ich sagen: mir
    Scheints etwas deplaziert,
    Daß man mir einfach vis-à-vis
    So ungemeine Sympathie
    Ganz offen produziert.
     
    Mir scheint, es wäre angebracht,
    Fürs stille Kämmerlein
    Zu sparen diese Zärtlichkeit.
    Sie gehn entschieden etwas weit!
    Doch will ich nicht so sein:
     
    Die Stunden wehn, die Tage gehn,
    Der kritzerlose Ring,
    Wie bald wird er zerschunden sein!
    Und viel vergeht mit seinem Schein,
    Du sehr verliebtes Ding!
     
    Denn eine Hochzeitsreise ist
    Die Ehe wirklich nicht.
    Da wird der Anschluß oft verpaßt,
    Und manche überschwere Last
    Macht, daß die Achse bricht.
     
    Drum, junge Frau und junger Mann,
    Drückt, küßt euch ohne Zwang!
    Gehs euch so gut, wie mir es geht,
    Bis daß der Wagen stille steht,
    Die ganze Ehe lang.
     
     
»Ein Löffel Suppe«
    (Berliner Erinnerung.)
     
    Um einen großen Tisch
    Sind wir herumgesessen
    Und haben ausgezeichnet
    Getrunken und gegessen;
    Geistreiche Leute waren auch dabei.
    Weiß Gott, da konnte man merken,
    Was Witz, und Bosheit sei.
    Zu Suppe, Braten, Fisch, Kompot,
    Salat und süßer Speise
    Maultrommelte Kritik und Spott,
    Es reimte Teufel sich auf Gott
    In dieser muntern Weise.
     
    Von der Suppe bis zum Schnapse
    Saß ich sprachlos da,
    Wie getroffen vom Collapse,
    Wußte nicht, wie mir geschah.
    Tournedos, Kaviar, Lampreten,
    Rindfleisch à la Bordelaise,
    Stilton-, Schweizer-, Chesterkäs,
    Und dazwischen immer Reden!:
     
    Bismarck, Harden, Stinde, Goethe,
    Wagner, Bungert, Dahn, Homer,
    Fledermaus und Zauberflöte,
    Ludolf Waldmann, Meyerbeer;
    China, Japan, Böcklin, Thumann,
    Thoma, Werner, Stuck und Knaus,
    Johann, Eduard, Richard Strauß,
    Kaiser Wilhelm, Robert Schumann ...
    Mahlzeit! Mahlzeit!! Laßts mi aus!!!
     
     
Der Hahn
    (Für meinen lieben Meier-Graefe.)
     
    Ich bin der Hahn,
    Der Muselman,
    Ich habe dreißig Hennen;
    Im Hof und auf der Tennen
    Umgackert mich die bunte Schaar,
    Ich
aber
singe
wunderbar,
    Daß sies stets neu erkennen:
    Ich
bin der Hahn,
    Der Muselman.
     
    Doch bin ich nicht ein Sänger bloß:
    Als Ritter bin ich gleichfalls groß;
    Betrachtet meine Sporen!
    Zwei Fahnen trag ich voller Glanz:
    Eine auf dem Kopf, eine auf dem Schwanz;
    Der Arme ist verloren,
    Der gegen mich zu stelzen wagt;
    Es sei ihm glatt vorausgesagt:
    Er ist dem Tod erkoren.
     
    Bereits in aller Hahnenfrüh
    Thu ich ein sieghaft kikriki,
    Nicht ohne Präludieren.
    Bleich flieht der Sterne feiger Hauf,
    Und pünktlich zieht die Sonne auf:
    Ich thu sie kommandieren.
     
    Bei so viel Tugend und Talent
    Versteht sichs, daß ein Monument
    Mir wird nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher