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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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dieser Welt,
    In dem die rote Blume Glück
    Den Kelch mir offen hält.
     
    Das soll mir dich gewinnen,
    Die ganz im Glanze steht,
    Du Blanke, Schlanke, Schöne, der
    Mein Stolz entgegengeht.
     
     
Arie des Schäfers
    Traurig war ich, ach so sehr,
    Und viel Thränen sind geflossen,
    Klagen hab' ich hin und her
    In die leere Luft gestöhnt –
    Ach so sehr!
    Nur das Echo hat gehöhnt;
    Niemand nahte, mich zu trösten,
    Und mein Herz blieb unversöhnt,
    Kummerschwer und freudeleer.
     
    Da kam heut ein schöner Tag,
    Sonne kam und trieb die Wolken,
    Sah mich, der ich müde lag,
    Mit verliebten Augen an.
    Schöner Tag!
    Und ich wurde wieder Mann,
    Blies auf meiner lieben Flöte,
    Sang mir dieses Liedchen dann,
    Das mein Mädchen hören mag.
     
     
Der melancholische Narr
    Aus einer jungen Linde hab
    Geschnitzt ich meinen Narrenstab;
    Mein eigener Schädel wackelt drauf
    Zwischen Schellen und Bändern als bunter Knauf.
     
    Lacht er?
    Küß mich, küß mich, Klingelstock mein,
    Sei mein Lieb, und ich bin Dein.
    Ach, ich armer Narre!
     
    Pst, pst, der Junker Lenz ist drauß',
    Die ganze Welt sieht blühsam aus.
    Du, Schellenschädel, rühr dich, sag:
    Lacht er uns auch, der Frühlingstag?
    Er schüttelt.
    Küß mich, küß mich, Klingelstock mein,
    Sei mein Lieb, und ich bin dein.
    Ach, ich armer Narre!
     
    Weg! Alle Fenster dichte zu!
    Wir zwei alleine, ich und du,
    Wir wissen doch das Glück gewiß;
    Du, glöckle in der Finsternis
    Und grinse!
    Küß mich, küß mich, Klingelstock mein,
    Sei mein Lieb, und ich bin dein.
    Ach, ich armer Narre!
     
     
Des Narren Regenlied
    Regenöde, regenöde
    Himmel, Land und See;
    Alle Lust ist Last geworden,
    Und das Herz thut weh.
     
    Graugespinstig hält ein Nebel
    Alles Sein in Haft,
    Weher Mut weint in die Weiten,
    Krank ist jede Kraft.
     
    Die Prinzessin sitzt im Turme;
    Ihre Harfe klingt,
    Und ich hör, wie ihre Seele
    Müde Sehnsucht singt.
     
    Regenöde, regenöde
    Himmel, Land und See;
    Alle Lust ist Last geworden,
    Und das Herz thut weh.
     
     
Des Narren Nachtlied
    In der Nacht, in der Nacht, heidideldumdei!
    Sing, sing, süße Geige und lache, Schalmei!
    In der Nacht giebts Wunderwerk mancherlei.
    Wollt ihr eins hören?
     
    O Sterne, o Stille, o mondliche Pracht!
    Wer hat in den tieftiefen Wald mich gebracht?
    An den schwarzen See in der schaurigen Nacht?
    Kalt wehen die Winde.
     
    Krank bin ich und müde, und hier steh ich nackt.
    Zwei Arme haben mich rauh gepackt;
    Es hämmern die Spechte in gräßlichem Takt.
    Da lieg ich am Boden.
     
    Zwei Männer in Larven sind über mich her.
    Sie graben mich ein. Die Erde ist schwer.
    Des Windes Wehen hör ich nicht mehr.
    All-alles ist stille.
     
     
Des Narren Herbstlied
    Bunt wie mein Mantel und Kleid
    Wird nun die Welt, oh weh.
    Lacht mir das Herz im Leib,
    Wie ich das seh.
     
    Einst war ich jung und frisch,
    Eija, da war ich grün,
    Grün wie die Weide, daran
    Maikätzchen blühn.
     
    Dann kam die Zeit, die schnitt
    Falten ums Maul mir schief.
    Grinsen lernte ich da
    Und weinte tief.
     
    Trug bald ein bunt Gewand,
    Schuppen und Schellen daran,
    Wehe, es klirrt, wenn ich spring,
    Ich alter Mann.
     
    Holla, ein bunter Narr!
    Holla, ein Klimperkleid!
    Holla, die Welt wird bunt,
    Und ich gescheit.
     
    Laßt mich nun schlafen geh'n,
    Legt mich ins Grab hinein!
    Ueber ein Kleines, ach,
    Wird Frühling sein.
     
     
Antritts-Visite
    Welch Geglöckel, welch Gebimmel
    Klingelt meinen Berg heran?
    Kommt der brave Schellenschimmel
    Jener guten Fee Morgan?
    Und der Himmel! Nein, der Himmel!
    Seht doch nur den Himmel an!
     
    War er grau nicht noch soeben?
    Und jetzt ist er glüh und klar!
    Sollt es heut noch Wunder geben?
    Nein, das ist nicht wunderbar:
    Durch die schwanken jungen Reben
    Kommt ein junges Ehepaar.
     
     
Brummständchen
    (Präludium auf der Maultrommel ad libitum.)
     
    Hätt ich Geld, ich wüßte wohl,
    Was ich thät, genau:
    Hätt ich Geld, ich nähme dich
    Augenblicks zur Frau,
    Nähme dich und schleppte dich
    In den Liebesbau,
    Den ich baute, – hätt ich Geld.
    Hätt ich Geld, ach, hätt ich Geld.
    Wärst du meine Frau.
     
    Hätt ich Geld, ich wärmte dir
    Wohl ein Nesterl aus,
    Hätt ich Geld: bums in der Falle
    Säße meine Maus,
    Nimmer ließ ich, nimmer sie,
    Nimmer sie heraus
    Aus der Falle, – hätt ich Geld,
    Hätt ich Geld, ach, hätt ich Geld,
    Meine liebe Maus.
     
    Hab kein Geld. Was ist denn das,
    So ein Kassenschein?
    Hab kein Geld. Ja Phantasie,
    Phantasie ist mein.
    Güter hab ich
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