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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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viel höchste Wonnen ich empfunden,
    Als zum erstenmal ich sie entfaltet
    Vor mir sah. Und wenn er drüber lächelt, –
    Lächl ich mit. Die jungen Mütter werden
    Anders lächeln. Junge Mütter wissen
    Um die höchsten Wonnen. Außer ihnen
    Wissens nur die Jungen Dichter. – Lächelt,
    Liebe Brüder, lächelt, Schwestern-Jungfraun!
    Euch, ihr Holden, wünsch ich Allen jenen
    Wonnereichsten Anblick. – Ach, noch immer
    Dreht um euch sich meines Lebens Spindel.
     
    Darum weiß ich meinem Garten liebre
    Gäste nicht, als euch, geliebte Schwestern,
    Wenn den bunten Blumen meiner Beete
    Nur die grauen Mägde jener Vettel
    Ferne bleiben, deren dürre Hände
    Ueber alles Leben schwarze Laken
    Zänkisch breiten. – Liebe Schwestern, wißt ihr,
    Wie sie heißt, die alte, böse Vettel?
    Sitte nennt sie sich und Tugend, aber
    Lüge ist ihr eigentlicher Name,
    Kranke Scham, des Lebens größte Feindin.
     
    Scham ist Zierde. Keine holdre Farbe
    Weiß ich, als das schamhafte Erröten
    Einer Reinen, die das Süß-Geheime
    Heilig hält; es ist ein vornehm Zeichen
    Guter, wohlgeschaffner Art und adlig;
    Aber niederträchtig und gemeiner Seelen
    Schmachmal ist das scheue Blickeirren;
    Schlechte Säfte kündet es und Triebe,
    Die im Keim schon faul sind. Möge keine
    Mit dem Moderatem dieser Krankheit
    Meine Blumenbeete mir verpesten!
     
    Mögen sie am Zaune stehn und schmähen,
    Während ihr den Atem eurer Frische
    Mit den Düften meiner Blumen lieblich
    Mischt und lachend über meine Wiesen
    Wandelt, oh ihr reizendsten der Blumen.
     
    Was ist tröstlicher, als euer Lachen?
    Was ist fröhlicher, als euer Schreiten?
    Was ist inniger, als euer Lächeln?
     
    Oh, ich werde hinter meinen Bäumen
    Stehn und euch belauschen, liebe Schwestern,
    Und ich will nicht fürder klagen, daß ich
    Einsam bin, wenn ich euch lachen höre.
     
    Werd ich aber Eine sehen, die sich
    Hellen Augs mit innig frohen Mienen
    Ueber meine Blumen beugt und lächelt,
    Oh, dann werden alle meine Wunden
    Lind sich schließen, und ich werde heiter
    Meiner Jugend wilden Garten preisen,
    Weil die schönste Blume in ihm aufging:
    Inniges Verstehen und Genießen.
     
     

 
Lieder
     
Des Musterknaben kläglich Lied
    Manchen Wein hab ich getrunken,
    Manchem schönen Kinde bin
    Ich verliebt ans Herz gesunken;
    Jetzt geht alles nüchtern hin,
    Abgezirkelt, abgemessen,
    Und das ist des Liedes Sinn:
    Ach, vergossen, ach, vergessen!
     
    Dunkelroter Wein im Becher
    Und ein weißer Busen bloß, –
    Ein Verliebter und ein Zecher
    War ich selig, war ich groß,
    Ritt auf Rausches roten Rossen
    Mitten in der Götter Schooß, –
    Ach, vergessen, ach, vergossen!
     
    Einsam geh ich nachts nach Hause,
    Und mein Keller steht mir leer,
    Das verworrene Gebrause,
    Ach, mein Herz kennt es nicht mehr;
    Tugend hat sich eingesessen,
    Exemplarisch, würdig, schwer, –
    Ach, vergossen, ach, vergessen!
     
    Soll mich gar nichts mehr entzücken?
    Soll ich ewig nüchtern sein?
    Wehe Tugend, deinen Tücken,
    Denn sie machen mir nur Pein;
    Sauertöpfisch und verdrossen
    Trag ich meinen Heiligenschein, –
    Ach, vergessen, ach, vergossen!
     
     
Weißt du noch?
    Weißt du noch: das kleine Haus
    Zwischen Wald und See und Feld?
    Eine alte Eiche hält
    Wacht davor.
     
    Weißt du noch: das Zimmerchen?
    Wie ein Käfig war es klein,
    Nur ein Tisch, ein Stuhl und ein
    Kanapee.
     
    Weißt du noch: die Dämmerung?
    Glockenklang vom Kloster her ...;
    »Nun laß ich dich nimmermehr!«
    Weißt du noch?
Liebeslied
     
    Ich nehme dich und küsse dich
    Und lasse dich nicht von mir,
    Ein blinder Bettler wäre ich,
    Wär nicht mein Herz bei dir.
     
    Seele, Sinne, alles Meine,
    Es ist deine
    Jederstund;
    Laß mich küssen, laß mich küssen
    Deine Hände, deine Stirne,
    Deine Augen und den Mund.
Sommerstrophe
     
    Wohl in der hellen Sonnen
    Hab ich das Feld gewonnen,
    Heiß war der Erntetag;
    Es brannten alle Farben,
    Da zwischen zweien Garben
    Das Glück mir in den Armen lag.
     
     
Aus der Ferne in der Nacht
    Wenn im braunen Hafen
    Alle Schiffe schlafen,
    Wach ich auf zu dir.
    Stille in der Runde,
    Heilig diese Stunde,
    Denn sie bringt dich, atemhaltend, mir.
     
    Stehst in Mondenhelle
    Wartend an der Schwelle,
    Und ich fühle dich;
    Komm', daß ich dich halte,
    Deine Seele walte
    Ueber meinen Träumen mütterlich.
     
     
Sehnsucht
    Wie eine leise Glocke klingt
    Die Sehnsucht in mir an;
    Weiß nicht, woher, wohin sie singt,
    Weil ich nicht lauschen kann.
     
    Es treibt das Leben mich wild
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