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Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg
Autoren: John Ringo
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war einen Korridor von einer Notschleuse entfernt. Das Beige der GalPlas-Wände bildete einen scharfen Kontrast zu dem grellen Weiß der auf Hochglanz polierten Fußbodenkacheln. Der beißende Geruch der Intensivstation hatte sich abgeschwächt und wurde von dem schwachen, aber unverkennbaren, an verbranntes Schweinefleisch erinnernden Geruch des Krematoriums überlagert.
    Jay hatten sie am Morgen eingeäschert. Die Systemakten wurden nicht nur unzureichend geschützt, sondern ließen auch erkennen, dass die Leichenhalle nur selten benutzt wurde – Tommy hatte sich da vergewissert. Gleich nachdem er sie hinuntergebracht hatte, änderte er die Zeit jener Einäscherung auf den augenblicklichen Zeitpunkt ab. Anschließend holte er die ordentlich etikettierte Schachtel mit Jays Asche hinter dem Tisch hervor und stellte sie auf das Regal, wo ihre Asche hingekommen wäre, wenn sie wirklich tot gewesen wäre.
    Als sie anfing, zu sich zu kommen, hatten sie sie bereits in einen schwarzen Schiffsoverall und dick isolierte Stiefel gesteckt. Dann gab Papa ihnen lange genug Rückendeckung, um zur Schleuse zu kommen, Schutzhelme und Anoraks anzulegen, auf den wartenden Motorschlitten zu klettern und anschließend den vorprogrammierten Befehl auszusenden, der sicherstellte, die Schleuse vergessen zu lassen, dass sie je hier gewesen waren. Und dann waren sie weg.

    Eine der guten Seiten des extremen Faschismus der Darhel war dessen Auswirkung auf die Verfahrensregeln der meisten interstellaren Raumhäfen. Die Regel sah vor, dass man sich seine Slots für den Abflug gleich nach dem Eintreffen geben ließ und dann wartete, bis man dran war. Anschließend konnten diese Startzeitpunkte nach Belieben des Slot-Besitzers verkauft werden. In der Praxis bedeutete das, dass die Landung gratis war, während der Start Geld kostete. Außerdem bedeutete es, dass Darhel nie auf einen Start-Slot warten mussten noch in irgendeiner Weise durch fixierte Startzeiten beeinträchtigt waren.
    Heute passte das Tommy ganz hervorragend. Wie angewiesen, hatte die Crew des echten Frachters das Schiff nach dem Beladen startbereit gemacht, und es gab einen weiteren Frachtshuttle, dessen Eigner nur zu gern bereit war, aus der Ungeduld eines anderen Verkehrsteilnehmers Gewinn zu schlagen.
    Eine Stunde nach Verlassen der Gefängnisluftschleuse hatten sie abgehoben.
    Zweieinhalb Stunden später lag Cally auf der Platte in der Indowy-Sektion des Frachters in einem Raum, in dem sechs Indowy Crewmitglieder untergebracht gewesen waren, ehe der Frachter für diese Reise gechartert worden war. Die menschlichen Eigner des Frachters wussten nichts von der Existenz des Raumes. Ebenso wenig die Darhel-Besitzer der Holdinggesellschaft. Nach dem nächsten Anlegen des Frachters würde das Gerät entfernt werden und verschwinden, bis es irgendwo anders wieder gebraucht wurde, sechs Indowy würden das Schiff verlassen, und niemand, der nicht schon vorher von der Existenz des Raumes gewusst hatte, würde je davon erfahren.
    Nach zwei Stunden auf der Platte konnte Cally sich in ihrem Raum bewegen. Unglücklicherweise musste sie den Rest der Reise alleine in der Kabine verbringen, und Papa brachte ihr die Mahlzeiten. Das war nicht zu vermeiden. Die Crew des Frachters hatte sie kurz zu sehen bekommen, als sie in den Shuttle taumelte, und für ihre
schnelle Heilung gab es keine akzeptable Erklärung. Er hatte ihren Zustand als Folge eines brutalen Überfalls hingestellt, aber wenn sie am Ende der Reise auf dem Mond auf Basis Selene von Bord gingen, würden sie Schienen, Bandagen, Make-up und sorgfältige Planung brauchen, um sie vom Schiff zu bekommen, wenn die Mannschaft nicht neugierig werden sollte.
    Wahrscheinlich war das auch ganz gut so. Er hatte festgestellt, dass Cally nach einem harten Einsatz nicht übermäßig freundlich auf Fremde reagierte.
    Titan Orbit
Donnerstag, 20. Juni, 20:00
    Cally blickte mit strahlender Miene auf, als Tommy hereinkam, um ihr das Abendessen zu bringen, und setzte ihr bestes Lächeln auf. Der Inhalt der Einkaufstüte mit Kosmetik- und Toiletteartikeln und anderem Mädchenkram, die er vor der Extraktion zusammengestellt hatte, in dem Wissen, dass sie diese altmodischen Werkzeuge weiblicher Tarnung brauchen würde, nicht aber welche und wie viel, war über ihre Pritsche verstreut. Ihre Miene wirkte zugleich erfreut und schuldbewusst, wie ein Kind, das man beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke einen Tag vor dem Fest ertappt hat. Sie wischte sie in die
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