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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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Winziges geht ab: das Linzeteum.«
    »Linzeteum? Davon haben sie was genommen?«
    »Alles, Boß – bis auf den letzten Tropfen.«
    »Kein Geld? Keinen Schmuck? Auch keine Aktien?«
    »Nur das Linzeteum, Chef.«
    »Hmmmm«, murmelte ich. »Was ist Linzeteum eigentlich?«
    »Sie wissen es nicht, Boß?«
    Ich mußte meine Unwissenheit bekennen.
    »Wir wissen es auch nicht, Chef«, gestanden die vier Mechs im Chor. Auf meinen Befehl gingen sie wieder auf ihre Posten.
    Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und dachte nach. Jemand hatte sämtliche Sicherheitsmaßnahmen überlistet und war in den Tresorraum eingedrungen, doch statt ihn auszurauben und danach ein Leben im Überfluß zu führen, hatte dieser Jemand lediglich dieses Linzeteum verschwinden lassen. Ehe ich meinen Job aufgab oder mir die Pulsadern aufschnitt, wollte ich zumindest wissen, was dieses Zeug so begehrenswert machte.
    Ich blätterte im grün-goldenen Hauptbuch und fand die Eintragung. Sie sagte mir jedoch nur, daß wir eine Kiste Linzeteum im Tresorraum aufbewahren sollten, bis das Terra-Nord-Labor sie abholen konnte. Das Datum verriet, daß wir sie erst zwei Tage hier hatten, und der freie Raum unter der Eintragung, daß wir nicht mehr darüber wußten.
    Terra-Nord, der mächtige Labor-Komplex! Und daß wir nichts Näheres über dieses Linzeteum wußten, war verständlich, da wir es ja bloß im Transit hier hatten. Wenn ich das Zeug nicht schleunigst wiederbeschaffen konnte, ehe jemand es auch nur ahnte, war es aus mit meinem feinen Job. Und für das Privatdetektivspiel fühlte ich mich zu alt.
    Ich kümmerte mich um die Formalitäten, setzte die Mechs auf die Alarm- und Schutzanlagen an und letztere auf sich selbst. Dann gab ich der Bürorutsche die Koords zu den öffentlichen Transportbändern ein und ließ mich befördern.
     
    FROHDORF:
    Ich stieg in der Zierstraße aus, stieg die Treppe hoch, vorbei an den Spielautomaten, zum Ruheturm. Es hatte zu regnen aufgehört. Hoch über ihm zogen sich fünf beleuchtete Transportbänder durch die Dunkelheit und schienen den Himmel auszulöschen. Jenseits der Bänder und Verkehrsrampen erstreckten sich acht Kilometer Frohdorf und reckten ihre Kuppeln, Schornsteine und Schnelliftschäfte den Wolken entgegen. Hier waren Einkaufszentren wie Pilze aus dem Boden geschossen, und Mechs und Menschen priesen ständig weitere Novitäten an – viel davon alter Kram in neuer Verpackung. Supermärkte jonglierten mit Preisen wie Zirkuskünstler, aber die synthetischen Nahrungsmittel schmeckten ohnehin alle gleich. 3D-Bänder wurden einem fast nachgeschmissen, doch dadurch, daß Glücksstadt von konkurrierenden Stadtstaaten umgeben war, hatte sie 3D-Störsender ringsum aufgebaut, die so gut waren, daß ihre eigenen Übertragungen schlecht zu empfangen waren, und das hatte viele entmutigt.
    Ich verrenkte mir fast den Hals, als ich zu dem 50-Stockwerk-Aluminiumbau hochblickte, der zu den kleineren, gemütlicheren Wohneinheiten gehörte. Im einunddreißigsten Stock hauste Linda. Ich nahm den Schnellift hoch. Vor der Tür mit dem goldfarbenen 32G dachte ich mir: Du könntest immer noch verschwinden!
    Es war keine schlechte Idee, aber sie ließ allerlei zu wünschen übrig. Wenn Linda durch die Konstabler von Joes Ableben erfuhr, würde sie sicher erwähnen, daß ich hinter ihm hergewesen war, und dann saß ich in der Tinte. Das konnte ich mir nicht leisten. Ich mußte ihr schnell erzählen, was passiert war, ehe ich mich mit meinen anderen Schwierigkeiten befaßte.
    Ich drückte auf den Klingelknopf. Nichts rührte sich. Ich klopfte, hämmerte! Dabei hatte Linda gesagt, sie würde hier auf mich warten! Hier half nur Joes Schlüssel. Ich sperrte auf und trat durch die Tür. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Es sah aus, als hätten die Vandalen hier gewütet. Im zweiten Zimmer genauso. Linda war nicht zu sehen, glücklicherweise auch kein Blut.
    Ich drehte mich um und nahm den Schnellift in den Keller. Dieses Gebäude gehörte nicht in meinen Aufgabenbereich, und ich hatte auch noch nie zuvor unbefugt einen Wanzenkasten geöffnet. Diesmal würde mir nichts anderes übrigbleiben.
    Ich fand ihn an der Westwand unter den Heizrohren, dummerweise nicht allein. Ein Tattergreis in zerknitterter blauer Uniform saß mit dem Rücken zum Schrank auf einem Hocker. »Stehenbleiben!« befahl er. Ich schaute mich nach dem Mechwächter um.
    Der Alte kicherte. »Wir haben die Mechs abgeschafft, wissen Sie? Völlig veraltet. Sie müssen
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