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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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schon mit mir verhandeln. Sehen Sie denn das AK auf meiner Mütze nicht?«
    »Was heißt ak?« fragte ich.
    »Eine Abkürzung, bedeutet ›alter Knacker‹. Das bin ich, Sohn.«
    »Die Mechs«, sagte ich zögernd, »sind – eh – veraltet, und Sie haben sie abgelöst?«
    »Richtig.« Der Tattergreis strahlte.
    So was war mir auch noch nie untergekommen. Ein menschlicher Wächter, der einen Wanzenkasten hütete. Das komplizierte alles.
    »Nur nicht schüchtern, Sohnemann. Sie brauchen ein Band, nicht wahr? Dafür bin ich hier. Diese Mechs hätten ja sowieso niemandem geholfen. Ihr Auftrag lautete so und nicht anders. Keinerlei menschliches Verständnis wie wir AKs. Welches Band wollen Sie denn, Junge?«
    »Eh – das der Rankins, 32G.«
    »Offiziell oder unter uns?«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Offiziell muß ich Ihren Sicherheitsausweis sehen und Sie eintragen, das kostet Sie drei Dollar.«
    »Und unter uns?«
    Der Alte grinste. »Zehn Dollar, Freund. Geben Sie sie mir schnell, ehe irgendein Geschaftlhuber auftaucht.«
    Hastig drückte ich ihm einen Schein in die Hand. Der Alte holte einen riesigen Messingschlüssel aus einer Hosentasche und öffnete den Schrank. Tausende von winzigen Monitorspulen waren zu sehen. Etwa ein Drittel drehte sich langsam. Die Wanzen wurden durch Stimmen aktiviert.
    »32G?« versicherte sich der AK und holte auf mein Nicken eine Spule heraus. Er steckte sie in einen Kopierer, dann gab er das Original in den Schrank zurück und mir die Kopie.
    »Jederzeit zu Diensten«, rief der Alte mir nach. »AKs haben ein Herz für andere, Sohnemann, vergessen Sie das nicht.«
    Das würde ich sicher nicht. Ich hatte vorgehabt, den Mech mit meinem Hauptwürfel abzuschalten. Das war ein Verbrechen. Was ich gerade getan hatte, war nur ein leichteres Vergehen und nicht so schnell zu beweisen.
     
    Das Band verriet, daß drei Männer Linda entführt hatten. Einen hatte ich sofort an der Stimme erkannt: Dr. Spelville. Die zwei anderen hatte er »Max« und »Frank« genannt. Aber was wollten diese Halunken von meiner scharfzüngigen Schwester?
    Über Spelville war nichts herauszubekommen. Der Computer wußte nur, daß er ein Erholungsheim leitete. Dafür fand ich zumindest heraus, von wo aus das Gespräch geführt worden war, das mich überhaupt erst auf ihn, bzw. das Erholungsheim, aufmerksam gemacht hatte: vom Kopfkissen. Ich steckte die Minispule ein, holte meinen Wagen aus der Tiefgarage und fuhr zum Kopfkissen.
     
    VERSETZUNGEN SIND GLÜCKLICHERWEISE SEHR SELTEN, SONST KÖNNTE TATSÄCHLICH CHAOS HERRSCHEN, NICHT DIE FESTE, ZUFRIEDENSTELLENDE ORDNUNG, AN DIE WIR UNS SO GEWÖHNT HABEN – DIE MEISTEN VON UNS, ZUMINDEST.
     
7.
     
    Das Kopfkissen war eine verrufene Bar in einer verrufenen Gegend. Ein Türhüter musterte mich von unten bis oben, ehe er zur Seite wich, damit ich eintreten konnte. Die Luft war grau von Zigarren- und Zigarettenrauch, und es roch nach billigstem Fusel. Ich bereute es, daß ich meine Sauerstoffmaske nicht mitgebracht hatte.
    Die meisten Gäste hockten an der Bar, so fand ich ohne weiteres einen kleinen, freien Tisch. Nachdem ich den zweiten Drink bestellt hatte, forderte ich den schmuddeligen Kellner auf, sich zu mir zu setzen, und spielte ihm das Miniband vor.
    »Es steht fest, daß es hier aufgenommen wurde«, sagte ich. »Wissen Sie, wer der Mann mit der Flüsterstimme ist?« Der Bursche rückte erst mit der Sprache heraus, nachdem er sich notgedrungen mit fünfzehn Dollar zufriedengeben mußte, und ich ihm versprochen hatte, keinesfalls zu erwähnen, daß er den Mund aufgemacht hatte.
    Der Flüsterer war Stammgast des Kopfkissens. Er hatte den Spitznamen »Asse-Tommy« und wohnte ganz in der Nähe.
    Ich mußte eine krumme Treppe zum zweiten Stock hochklettern, wo Asse-Tommy sich verschanzt hatte. Trotz der schwachen Glühbirne, die über jedem Treppenabsatz baumelte, war es so dunkel, daß ich mich an der Wand entlangtasten mußte. Erst als ich vor zwei dichtbeisammenstehenden Türen angelangt war, zündete ich ein Streichholz an. 3C war die rechte. Ich drehte versuchshalber den Knopf und tatsächlich gab die Tür nach. Ich öffnete sie gerade weit genug, daß ich hindurchschlüpfen konnte.
    Ich spürte einen heftigen Windstoß und hörte einen Knall. Etwas tauchte vor mir auf, etwas, das mir vertraut schien, obwohl ich in diesem Moment nicht wußte, wer oder was es war.
    Plötzlich wußte ich es. Zwar war es immer noch dunkel, doch irgendwie konnte ich sehen. Es war
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