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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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ich! Aber was für ein Ich. Es/ich war durchsichtig. Ich konnte dahinter ein ganzes Gebäude sehen, aber keines aus dieser Gegend, und es war ebenso durchsichtig. Und hinter ihm, wiederum, waren durchsichtige Straßen, Fahrzeuge, kleine Gestalten. Eine feste Form – ein Mann? – erschien mit einemmal neben dem rechten Ellbogen meines durchsichtigen Ichs. Ich wollte etwas sagen, da hob mein anderes Ich ein sehr stoffliches Bein, und ich fiel. Das Zimmer schien sich zu krümmen. Da lag ich auf dem Fußboden, und der andere war verschwunden.
    Schüsse knallten aus zwei Richtungen. Kugeln schlugen in die Wand und zersplitterten den Türrahmen, genau dort, wo gerade noch mein Kopf gewesen war. Ich blieb langgestreckt abwartend liegen. Die beiden Schützen mußten jetzt glauben, sie hätten ihren Auftrag erfüllt. Bald würden sie nachsehen, wie tot ich war. Dann hatte ich die Hand am Drücker.
    Ich schoß, als das Licht anging. Ein junger blonder Bursche mit Adlernase schoß ebenfalls, nur, daß seine Kugel den Türrahmen noch mehr zersplitterte, während meine in sein Bein drang und ihn umwarf.
    Dem zweiten, einem pausbäckigen Mann mittleren Alters, genügte das. Er verzog sich hastig in ein anschließendes Zimmer. Ich fand das sehr vernünftig von ihm, was mich jedoch nicht abhielt, ihn zu verfolgen. Das Zimmer war eine Küche und das Fenster offen. Es führte zur Feuerleiter, und der Pausbäckige kletterte zum Dach hoch. Er entdeckte mich und schoß. Die Kugeln prallten von den Metallstufen ab.
    Ich zog mich in die Küche zurück und wartete eine Weile, dann stieg auch ich zum Dach hoch. Aber das Ganze gefiel mir gar nicht. Zuviel Schreibtischarbeit hatte mich verweichlicht, und während ich hier nach dem Dicken suchte, machte der Blonde sich vermutlich aus dem Staub. Ich drückte mein Ohr auf das Dach und lauschte. Von ganz in der Nähe kam keuchender Atem. Keine zwei Meter entfernt kauerte ein Mann mit dem Rücken zu mir. Ich kroch näher. »Hände hoch, Freundchen!« knurrte ich.
    Er wirbelte herum, mit der Pistole noch in der Rechten. Ich schlug sie ihm mit meiner aus der Hand und versetzte ihm einen Kinnhaken. Er stolperte rückwärts, fiel über ein Rohr und rollte seitwärts. Er riß den Mund zu einem gellenden Schrei auf, als das Dach plötzlich unter ihm endete. Ich sprang, aber meine Hände schlossen sich um leere Luft, und der Schrei endete mit einem heftigen Platschen auf der Straße.
    Ich blickte über den Dachrand, sah jedoch nichts. Ich schüttelte mich und taumelte zurück. Die Dächer gingen ineinander über, ich brauchte nicht einmal von einem Haus zum anderen zu springen. Im achten Haus fand ich endlich eine offene Tür, und als ich die Treppe hinuntereilte, brausten draußen Wagen mit heulenden Sirenen vorbei.
    Die Konstabler betraten das Haus, in dem Asse-Tommys Wohnung war, während ich in der entgegengesetzten Richtung um eine Ecke bog, um auf Umwegen zu meinem Auto zurückzukehren.
    Ich war ziemlich sicher, daß es in Asse-Tommys Absteige keinen Wanzenkasten gab. Tommys Verbindung zu Rankin, Spelville oder mir würde demnach kein Band verraten. Das war gut. Aber das war vermutlich auch das einzige Gute in dieser ganzen rätselhaften Sache, und selbst wenn ich hier ungeschoren davonkam, war da immer noch der Linzeteum-Diebstahl, der mir das Genick brechen konnte. Das erinnerte mich an meine wundersame Rettung, und ich fragte mich, wem oder was ich es zu verdanken hatte, daß ich gestolpert war, als die Knallerei begann. Vielleicht war es so was wie übersinnliche Wahrnehmung gewesen? Etwas in meinem Kopf, das mich gewarnt hatte. Es waren viele Fälle von ESP bekannt, aber die meisten hatten im Irrenhaus geendet.
    Endlich hatte ich meinen Wagen erreicht und klemmte mich hinters Lenkrad. Ich bog gerade auf das Hochband ab, als eine Stimme hinter mir flüsterte: »Die Schießerei hat mir gegolten.« Ich zuckte heftig zusammen, da befahl die Stimme: »Fahren Sie zügig weiter!«
    Ich gehorchte und blickte in den Spiegel. Ein Bursche mit länglichem Gesicht, flacher Nase und kurzem, grauem Haar beugte sich über die Lehne meines Sitzes. Als er bemerkte, daß ich ihn sehen konnte, steckte er den Handlaser in seiner Linken weg.
    »Asse-Tommy?« fragte ich.
    »Mhm.« Sein Gesicht, zumindest die linke Seite, die ich im Spiegel sehen konnte, zuckte auf ganz erstaunliche Weise. Ich beobachtete es interessiert, ehe ich sagte: »Danke, daß Sie mir den Tip gegeben haben. Ich habe Rankin gefunden,
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