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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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allerdings tot.«
    »Tot? Wieso?«
    »Jemand hatte nachgeholfen.«
    Asse-Tommy pfiff durch die Zähne. »Und was ist mit Spelville?«
    Ich mußte auf das Hochband achten, das im Augenblick ganz mir allein und dichtem Nebel gehörte. »Hat sich verkrümelt«, brummte ich.
    »Wieso haben Sie mich eigentlich gesucht?« fragte mein Fahrgast.
    »Ihr Freund Spelville hat meine Schwester entführt.«
    Tommy spuckte. »Das war er mal. Er hat mir seine Jungs in die Wohnung geschickt – die Mugger-Gang.«
    Ich hob eine Braue. Die Mugger-Gang war eine Bande drittklassiger Halunken, nach ihrem Anführer, Louie Mugger, genannt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie von Linda wollten. Das sagte ich auch.
    Tommy zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich gehörte zu den Muggern, aber dann hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit. Trotzdem kann ich Ihnen vielleicht sagen, wo Sie Ihre Schwester finden. Wieviel geben Sie aus?«
    »Dafür und was sonst?«
    »Nur dafür. Rankin und Spelville steckten unter einer Decke, sicher, aber ich weiß nicht, wieso und weshalb.«
    »Ich habe ganze zwanzig Dollar dabei«, sagte ich.
    »Ist nicht viel, aber – na gut.«
    Ich gab ihm das Geld und er mir die Adresse, dann wollte er aussteigen – wir hatten gerade das Hochband verlassen.
     
    DAS CHAOS – TRÄTE ES EIN – KÖNNTE DIE VERSCHIEDENSTEN FORMEN ANNEHMEN ALLE WÜRDEN SICH MIT GROSSER SICHERHEIT ALS AUSGESPROCHEN ABSCHEULICH ERWEISEN.
     
8.
     
    Es war ein zweistöckiges Haus am Stadtrand in einer ruhigen Gegend, die bessere Zeiten gesehen hatte. Mit dem Hauptschlüssel ließ ich mich ein und ging auf Zehenspitzen durch den leeren Gang zur offenen Tür eines Wohnzimmers, das nur durch eine schwache Lampe in einer hinteren Ecke beleuchtet war. Zuerst hielt ich es auch für leer, doch da rannte aus dem Halbdunkel ein kleiner Mann mit einem Schürhaken auf mich zu.
    Die ‚38er in meiner Hand war durch einen Jackenzipfel verborgen. Ich war bereit, es mit einer ganzen Armee aufzunehmen, oder fast, aber ich wollte nicht auf den Kleinen schießen. Der Knall konnte das ganze Haus aufwecken.
    Der Kleine grinste und ließ den Schürhaken herabsausen. Ich sprang zur Seite, der Schürhaken durchschnitt die Luft. Ich schlug dem Mann den Lauf auf die Schläfe, und er legte sich schlafen.
    Das Ganze hatte keine dreißig Sekunden gedauert, doch schon erwachte das Haus zum Leben, als hätte allein meine Anwesenheit einen Bann gebrochen. Ich mußte mich beeilen. Während im ersten Stock Türen zuschlugen und Schritte auf der Treppe zu hören waren, rannte ich zu einem Korridor, der tiefer ins Haus führte.
    Ein kräftiger, halbbekleideter Mann tauchte plötzlich vor mir auf. Meine Pistole schwang herab. Sie und der Kopf des Mannes prallten gegeneinander. Letzterer ging zu Boden. Ich rannte weiter und warf einen Blick auf ein paar leere Zimmer. Von Linda keine Spur.
    Hinter mir war der Teufel los. Ich bog um eine Ecke und stellte fest, daß mir eine schwere Tür den Weg versperrte – eine, die sich nicht öffnen lassen wollte. Also benutzte ich meine ‚38er, und sie sprang auf.
    Mündungsfeuer blitzte. Ich warf mich auf den Boden und rollte seitwärts ins Zimmer. Ein einsamer Schütze war dort, und ich kam zu schnell und zu tief herein, um ihm ein gutes Ziel zu bieten. Und schon spuckte meine Pistole. Die Kugel traf ihn in den Arm, und er krachte gegen die Wand.
    Schritte polterten auf dem Korridor hinter mir. Das Zimmer hatte nur die eine Tür, durch die ich gekommen war, ein schmales, hohes Fenster in der Wand gegenüber, einen Tisch, ein paar Stühle und eine schmutzige, rote Couch. Eine einzelne Glühbirne brannte an der Decke, doch nur, bis meine Kugel sie ausgelöscht hatte.
    Gerade als es dunkel wurde, sprang der erste durch die Tür. Eine ganze Menge drängte auf seinen Fersen nach. Das war mir ganz recht. Die Meute hatte nicht mit der Finsternis gerechnet. Jetzt warf ihr Schwung sie gegen- und übereinander. Ich schickte ihnen den Tisch entgegen und schleuderte einen Stuhl hinterher. Dann zog ich mich an die Wand zurück, außerhalb des begrenzten Lichtscheins, der aus dem Korridor hereinfiel, leerte meine Pistole in die Decke und kroch sicherheitshalber hinter die Couch.
    Blinde Panik erfüllte den Haufen Menschen, die die Tür blockierten und das Zimmer halb füllten. Arme und Beine stießen und tasteten um sich. Münder fluchten und knurrten. Ich zog einen Stuhl heran und schmetterte ihn gegen die Fensterscheibe. Scherben regneten
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