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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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den Weg. Das wurde ja immer schlimmer! Offenbar hatte das Sekundärschutzsystem den ganzen Tresorkeller abgeriegelt. Schnell holte ich meinen Hauptkontrollwürfel aus der Werkzeugtasche. Als die Standardeinstellung mich nicht weiterbrachte, stellte ich auf Überlagerung. Die Tür glitt in die Decke hoch.
    XX20 – der Doppelgänger von XX21 – saß auf dem Boden und blickte mir entgegen. Hinter ihm erstreckte sich ein schimmernder Metallkorridor. »Was machst du?« fragte ich leicht verwundert.
    »Ich sitze. Ich ruhe mich aus. Eine Pause.« Der Mech kicherte. »Das werden Sie mir doch nicht verübeln? Ein Mechanischer muß auch mal seine Füße ausspannen.«
    »Warum?«
    »Weil …« Der Mech zögerte. »Weil – seine Füße weh tun?«
    »Würde es dir etwas ausmachen, mir zu erklären, was hier vorgeht?« fragte ich ruhig.
    »Wir Mechanischen sind nicht so dumm, wie manche Menschen glauben«, erklärte er mir. »Andererseits sind wir aber auch nicht so gescheit.«
    Ich schaltete ihn ab. Es war wirklich schlimmer, als ich gedacht hatte. Mich jetzt mit dem alten XX20 zu befassen, dazu hatte ich keine Zeit. Ich mußte sofort das Ausmaß der Funktionsstörung feststellen. Also ging ich weiter. Metall glänzte über und unter und links und rechts von mir. Vier Dunjerspiegelbilder begleiteten mich. Ich freute mich über ihre Gesellschaft. An diesen hochgewachsenen, freundlichen Gestalten war etwas, das ich ganz einfach bewundern mußte. Ich betrachtete die hohe Stirn, die dunklen, scharfen Augen, die Adlernase, das ordentlich gekämmte und gescheitelte schwarze Haar. Ein Gesicht, das Vertrauen erweckte.
    Als ich zu der großen, bronzebeschichteten Flügeltür kam, erlebte ich eine weitere Überraschung. Hinter dieser Tür lagerten zahllose Kaufleute ihre wertvolle Ware. Der Tresorkeller befand sich am hinteren Ende. Die bronzebeschichteten Flügeltüren, zehn insgesamt, waren nicht verschließbar.
    Doch die, vor der ich stand, ließ sich nicht öffnen! Ich studierte sie eingehend, suchte nach einem Schlüsselloch oder sonst was, auf das man vergessen hatte, mich aufmerksam zu machen. Aber diese »man« gab es nicht. Ich allein war verantwortlich und ich hatte keine Schlösser für diese Türen bestellt.
    Ich kramte in meiner Werkzeugtasche, holte den Inspektionswürfel heraus und richtete ihn auf die Tür. Das Wort MAGNETFELD leuchtete auf dem Würfel auf. Genausogut hätte dort ZWIEBEL oder KOHLKOPF stehen können. Es gab hier keine Magnetfelder, jedenfalls nicht in einem Umkreis von mehreren Kilometern. Funktionierte vielleicht auch der Inspektionswürfel nicht mehr richtig?
    Ich holte wieder meinen Hauptwürfel heraus und drückte auf den Überlagerungsknopf. Die Tür schien zu zittern, das war alles. Ich berührte einen Flügel mit der Zehenspitze, und er schwang langsam auf. Ich trat hindurch.
    Da brüllte eine Stimme: »MEISTER! MEISTER! ES KOMMT!«
     
    DIE SPRACHE, EGAL AUF WELCHER ZEITSPUR, BIETET KEIN GROSSES PROBLEM. IDIOME UND SLANG MÜSSEN ZWAR VON MAL ZU MAL ANDERS SEIN, ABER DIE SPRACHE SELBST WIRD IM GRUND DIESELBE SEIN EINE ECHTE ANNEHMLICHKEIT FÜR TOURISTEN, THEORETISCH NATÜRLICH NUR, DENN IN DER PRAXIS GIBT ES KEINE TOURISTEN.
     
5.
     
    Ich ließ fast die Tasche fallen und meine Augen überschlugen sich nahezu, um alles aufzunehmen.
    Da war niemand!
    Ich war allein. Ein Versteck gab es nirgendwo!
    Aber ein Miniaturstimmband und ein Spionauge könnten überall installiert sein.
    Jetzt konnte ich wirklich nichts anderes mehr tun, als die Konstabler zu Hilfe rufen. Ich zog den Hebel der Alarmsirene.
    Todesstille!
    Ich stellte den Hauptwürfel auf Überlagerung, aber genausogut hätte ich ein Sprungseil oder Jo-Jo benutzen können, der Erfolg wäre derselbe gewesen. Ich stand mucksmäuschenstill. Wo blieb der »Meister«? Und wie viele Meister mochte es geben?
    Nichts rührte sich. Ich blickte auf die fünf Metallkorridore, die von hier ausfächerten, dann rannte ich nach links und betastete die Wand dort. Zumindest ihr Mechanismus funktionierte noch. Der unbekannte Gegner hatte also nicht alles durchschaut. Ich nahm den Laserhandstrahler aus seinem Versteck und fühlte mich gleich ein bißchen besser.
    Ich nahm nun den mittleren Gang zum Tresorraum. Mechs lagen reglos auf dem glänzenden Boden. Sie rührten sich auch nicht, als ich auf meinen Kontrollwürfel drückte.
    Aber XX20 hatte doch noch funktioniert, mehr oder weniger, zumindest, ehe ich ihn ausschaltete! Da kam mir eine Idee. Ich aktivierte
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