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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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KANN SOLCHE MÖGLICHKEITEN VÖLLIG IGNORIEREN. DOCH WIE LANGE NOCH? ICH SCHALTE MEINE SINNE AUF MITTLERE WACHSAMKEIT. WIE ICH SEHE, HÄLT DAS NICHTS NOCH VOR.
     
3.
     
    Ich musterte den Toten. Von der Kopfverletzung abgesehen, war er unbeschädigt: keine ausgerenkten Arme oder Beine, keine sonstigen Mißhandlungen. Das bewies mir, daß er kein Opfer Lugos war.
    Aber wessen dann, und warum?
    Joe Rankin war sein Leben lang ein unbedeutender Faulenzer gewesen, wie hatte er da soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen? Er lag in einer Lache seines eigenen Blutes. Ich drehte ihn um. Eine Kugel hatte seinen Schädel lädiert. Nicht einmal einen Laserstrahl war er wert gewesen. Aber selbst wenn, Strahler waren in der Stadt genauso leicht zu kriegen und so billig wie Pistolen.
    Ich kramte in seinen Taschen: Schlüssel, ein Geldbeutel, ein paar Kreditkarten, sechs Dollar in Scheinen. Ich nahm die Schlüssel an mich, das andere Zeug steckte ich zurück.
    Ich verließ Joe ohne jedes Bedauern und stieg nun die Treppe hinunter. Spelville war nicht in seinem Sprechzimmer, überhaupt war es so leer wie alle anderen Räume hier. Von einer Topfpflanze abgesehen, war ich offenbar das einzige lebende Wesen in diesem Haus, das ich schleunigst verließ.
    Der Regen hämmerte gegen die Windschutzscheibe. Ich saß hinter dem Lenkrad und nahm mir Zeit zum Nachdenken. Wenn ich die Konstabler rief, mußte ich mit einer Menge Papierkram rechnen, von Schwierigkeiten ganz zu schweigen, und als Chef der Sicherheit-Plus war das das letzte, was ich brauchen konnte. Doch wenn ich das Massaker nicht meldete und man dahinterkam, daß ich im Haus gewesen war, würde alles nur noch viel schlimmer werden.
    Eines jedoch schien mehr oder weniger sicher zu sein: Ich war lediglich ein Außenstehender, der durch Zufall in diesen Schlamassel verwickelt worden war … Oder vielleicht doch nicht?
    Dieser letztere Gedanke beunruhigte mich. Sicherheit-Plus hatte sich im Lauf der Jahre eine Menge Feinde geschaffen. Im Moment war ich ihr allzu greifbares Faktotum. Vielleicht mochte irgend jemand mich nicht? Vielleicht war alles nur meinetwegen so arrangiert worden?
    Was ich im Augenblick am dringendsten brauchte, war eine nette Unterhaltung mit einer freundlichen Büromaschine. Und zu dieser Nachtzeit würde ich im Büro bestimmt ungestört sein.
     
    Auch der immer noch anhaltende Wolkenbruch konnte Glücksstadt nicht unterkriegen. Der vielstöckige Verkehr und die Fußgängerstreifen schlängelten sich zwischen hohen Glasbauten hindurch. Neonreklamen blitzten: »UNTERSTÜTZEN SIE IHRE KONSTABLER – SIE WERDEN SIE BRAUCHEN« – »SICHERN SIE IHR ZUHAUSE MIT EINEM AUTO-MECH WÄCHTER« – »VERSICHERN SIE IHREN EHEPARTNER GEGEN SCHULDEN BEI FÜRSORGE«.
    Da haben wir es, dachte ich verbittert. Meine Schwester Linda hatte ihren Ehepartner – Joe Rankin – nicht versichert, und jetzt würde sie seine sämtlichen Schulden auf dem Hals haben. Andererseits wären die Versicherungsbeiträge höher als die Schulden gewesen. Aber was konnte man in Glücksstadt schon erwarten? Trotzdem war sie noch besser als einige dieser anderen Stadtstaaten, wo man so gut wie überhaupt keine Chance hatte.
    Würgburg, Furchtbau, Haßveste waren wirklich schlimme Städte, verglichen mit ihnen war Glücksstadt ein Paradies. Die meisten Bürger hatten früher für die alte Regierung gearbeitet, und als sie bankrott machte, gingen alle pleite. Sehr demoralisierend! Das hatte verständlicherweise zu viel Kummer geführt. Im gleichen Jahr war Kummermarkt gegründet worden. Es diente als Modell für spätere Stadtstaaten, vor allem, was seine zahllosen Verbotsschilder, die hohen Mauern, Wassergräben und Zugbrücken betraf. Aber um ehrlich zu sein, Liebesberg, Lächelhorst und Freundschaftshafen waren auch nicht viel besser. Aber was war es schon?
    Der Mechpförtner überprüfte meinen Ausweis, ehe er mich in das dunkle Gebäude einließ. Ich nahm den Schnellift hoch, öffnete die Bürosuite mit einem Schlüssel und begab mich durch den unbeleuchteten Gang in mein Reich. Ich hängte bloß schnell meinen patschnassen Mantel auf, dann setzte ich mich hinter den Schreibtisch und schaltete den Recorder auf Wiedergabe. Ich hörte mir noch einmal das mysteriöse Gespräch an, das meiner Fahrt zum Erholungsheim vorausgegangen war. Schließlich verband ich den Recorder mit dem Computersystem, um den Anrufer zu ermitteln – außerdem wollte ich einiges über dieses Erholungsheim, Dr. Spelville, Lugo
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