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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden
Autoren: Colin Dexter
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eben noch etwas sagen, Sir?»
    «Ach nein, eigentlich war ich fertig. Ich dachte nur... Wilkins muß Grant gut präpariert haben. Er kam ja direkt draußen von der Straße und mußte die Hotelhalle in dem Moment betreten, in dem Sarah Jonstone sich auf Grund von Margaret Bowmans Beschwerde auf die Damentoilette begeben hatte, um dort das anstoßerregende Grafitto in Augenschein zu nehmen — das natürlich von niemand anderem als Margaret selbst dorthin gekritzelt worden war. Ferner muß Wilkins Grant eingeschärft haben, so wenig wie möglich zu reden und sich immer unmittelbar in Margarets Nähe aufzuhalten. Sollten die Leute doch ruhig denken, die beiden seien noch immer wahnsinnig ineinander verliebt. Hauptsache, niemand kam lange oder dicht genug an Grant heran, um zu entdecken, daß dieser ein echter Rasta war. Denn der Punkt, warum das Ganze veranstaltet wurde, war ja, den Anwesenden weiszumachen, Grant sei als Rasta verkleidet. Und um dies jedermann wirklich nachdrücklich deutlich zu machen, sind Margaret und Wilkins auf die Idee verfallen, daß sich Grant die Hände braun schminken — und zwar auch die Handflächen, die eigentlich auch bei Farbigen hell sind — und an dafür besonders geeigneten Stellen ein paar deutliche Abdrücke hinterlassen sollte. Wer würde denn darauf kommen, daß nur die Hände geschminkt waren, das Braun ansonsten aber echt war. Nun, wie wir wissen, tat Grant wie ihm geheißen. Und ich könnte mir gut vorstellen, daß es ihm sogar Spaß gemacht hat, Miss Palmer und Mrs. Smith mit seinen braungefärbten Händen auf die hellen Regenmäntel zu patschen...»
    «Und Miss Jonstone hat er die weiße Bluse schmutzig gemacht», ergänzte Lewis.
    «Die cremefarbene Bluse», verbesserte Morse.

    Sergeant Phillips’ Füße schmerzten noch immer, als er, zum zweitenmal innerhalb vierundzwanzig Stunden, an der Tür des Vernehmungszimmers Posten bezog. Der Raum war unverändert, nur daß die weiße Plastiktasse voll, der Aschenbecher dagegen noch leer war. Und auch der Mann, der jetzt mit hängenden Schultern vor Morse und Lewis saß, hatte schon gestern dort gesessen — es war Edward Wilkins.

Kapitel Vierundvierzig

MITTWOCH, 8. JANUAR

    Felix qui potuit rerum cognoscere causas.
    Vergil, Georgica

    Gegen siebzehn Uhr zog sich James Prior, Sicherheitsbeamter in der Delegacy, seine dicke Jacke an und klemmte sich die Fahrradklammern an die Hosen. Doch bevor er endgültig ging, warf er, wie jeden Abend, noch einen Blick in die Runde, um ganz sicherzugehen, daß alles, was abgeschlossen sein sollte, auch tatsächlich abgeschlossen war. Es war schon merkwürdig, dachte er, daß die Polizei ausgerechnet an der einzigen Schublade interessiert gewesen war, die er immer unverriegelt ließ, weil sie nichts enthielt als alte Hausausweise, die, mittels eines Gummibandes zu kleinen Päckchen zusammengefaßt, immer mindestens ein Jahr lang aufgehoben werden mußten. Eine vernünftige Regel übrigens, sinnierte er weiter, manchmal konnten derlei alte Unterlagen durchaus noch nützlich sein. Wie zum Beispiel jetzt: gleich zwei Ausweise hatte die Polizei bei verschiedenen Besuchen mitgenommen; den eines gewissen Winston Grant, eines Farbigen mit Dreadlocks, an den sich Prior noch recht gut erinnern konnte, und den eines Mannes namens Wilkins, der während der Dacharbeiten im Sommer den Kran bedient hatte. Nach dem zweiten Besuch des Chief Inspectors heute morgen hatte Prior sich hinterher das entsprechende Ausweispäckchen aus der Schublade geholt und es selbst noch einmal durchgesehen: wer weiß, vielleicht waren noch mehr Kriminelle zu entdecken. Aber die Männer hatten eigentlich alle ganz ordentlich ausgesehen, wenn auch der äußere Eindruck täuschen konnte. Wer wüßte das besser als Mr. James Prior, ehemaliger Gefängnisbeamter in Wandsworth?
    Diesmal gab Wilkins sofort alles zu und war auch bereit, Einzelheiten mitzuteilen — nur über den Tathergang selbst mochte er nicht sprechen, und jede diesbezügliche Frage lehnte er vehement ab. Es schien, daß es ihm unmöglich war, den Akt der Tötung als von ihm begangen zu akzeptieren. Über den Plan an sich sprach er offen und ausführlich; das meiste hatte Morse jedoch schon vermutet. Was Winston Grant anging, so bat Wilkins, ihn milde zu behandeln — er habe schließlich keine Ahnung gehabt, auf was er sich einließ. Vor allem Lewis mochte das nicht so ganz glauben; er war der Meinung, daß Grant mehr gewußt haben mußte, als er oder Wilkins bereit
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