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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden
Autoren: Colin Dexter
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Mrs. Ballard> sich den größten Teil des Abends vor allem mit sich selbst beschäftigt hätten — bis etwa gegen 23 Uhr, würde sie sagen. Zu diesem Zeitpunkt seien alle Gäste schon sehr ausgelassen gewesen, der Alkohol und Volkstänze zu acht oder mehr hätten die Stimmung angeheizt, so daß selbst eher schüchterne Leute ihre Hemmungen vergessen hätten und aus sich herausgegangen seien. Irgendwann zu vorgerückter Stunde habe sie zum Tanzen aufgefordert, und dabei habe sie dann auch etwas von seiner Schminke abbekommen, und zwar an den Händen und auf der Bluse. Ob sie sich dessen ganz sicher sei? Aber selbstverständlich! Sie habe erst am nächsten Morgen bei Tageslicht entdeckt, daß sie das Zeug an den Händen hatte, und habe sich daraufhin auch gleich ihre Bluse angesehen.
    Ein Ehepaar in mittleren Jahren war an den Empfang getreten und verlangte die Rechnung. Als Sarah nach hinten ging, um die Unterlagen zu holen, zog Lewis verstohlen das Buch hervor, das sie vorhin so eilig weggesteckt hatte, und las neugierig den Titel: Millgate Thomas Hardy — Eine Biographie.
    Nachdem das Ehepaar bezahlt hatte, wandte Sarah sich erneut Lewis zu. Ihr sei da noch etwas eingefallen, eine Kleinigkeit nur — aber irgendwie merkwürdig. Es sei am Montag davor gewesen, am 30. also. Eine Frau habe angerufen und sich nach dem Silvester-Menü erkundigt.
    Da er wußte, daß Morse viel daran liegen würde, eine Bestätigung für seine Vermutung zu bekommen, wollte er Sarah gerade bitten, die Sache förmlich zu Protokoll zu geben, als er, den Blick zur Seite wendend, neben sich eine außergewöhnlich attraktive, dunkelhaarige Frau stehen sah, die ungeduldig von einem Bein aufs andere trat.
    «Könnte ich bitte schnell meine Rechnung haben?» sagte sie. Obwohl ihr Birmingham-Akzent nun wirklich alles andere als lieblich klang, starrte Lewis sie an wie eine Erscheinung.
    Ein kaum hörbares Flüstern in seinem Rücken ließ ihn erschrocken zusammenfahren. «Zügeln Sie Ihre lüsternen Blicke, Lewis!»
    «Vielen Dank und gute Reise, Miss Arkwright», sagte Sarah Jonstone. Die Frau nickte lächelnd und bedachte im Gehen den hinter ihr stehenden Mann, der gerade erst hereingekommen war, mit einem kurzen, aber intensiven Blick.
    «Guten Morgen, Miss Jonstone», sagte Morse aufgeräumt. «O hallo!» erwiderte sie in unpersönlichem Ton.
    «War das Miss Doris Arkwright?» erkundigte sich Morse und wies mit dem Kopf in Richtung auf die hinauseilende Schöne.
    «Ja», sagte sie knapp.
    «Dieselbe Miss Arkwright, die eigentlich schon Silvester herkommen wollte?»
    «Ja.»
    «Wie man sich doch irren kann...», sagte Morse mit breitem Grinsen, so als sei er mit sich und der Welt zufrieden und der Anblick von Doris Arkwright noch ein zusätzliches Geschenk.
    «Würden Sie wohl die Freundlichkeit haben, Miss Jonstone, Mrs. Binyon Bescheid zu sagen, daß ich sie sprechen möchte?» sagte er und strahlte sie an.
    «Das tut mir leid, aber sie ist nicht da. Sie ist bei ihren Eltern in Leeds. Eigentlich hatte sie vorgehabt, schon vor Silvester hochzufahren, aber...»
    «Ach? Das ist ja interessant! Vielen Dank auch, Miss Jonstone. Kommen Sie, Lewis, wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.»
    «Miss Jonstone ist in der Zwischenzeit etwas eingefallen, das...» begann Lewis.
    «Das kann warten! Wir haben jetzt wichtigere Sorgen! Auf Wiedersehen, Miss Jonstone!»
    Morse und Lewis verließen das Hotel — der Mund des Chief Inspectors war noch immer zu einem breiten Lächeln verzogen.

    Eine Stunde später wurde in seinem Haus in Rose Hill im Südosten Oxfords ein Mann festgenommen. Diesmal hatte Morse auf bewaffnete Begleitung verzichtet, und diese Entscheidung erwies sich im nachhinein als richtig, denn der Mann folgte Lewis, nachdem dieser die ominösen Worte der Verhaftungsformel gesprochen hatte, gänzlich ohne Widerstand — wie ein Lamm.

Kapitel Zweiundvierzig

MITTWOCH, 8. JANUAR

    Liebhaber von Luftreisen genießen offenbar den Schwebezustand zwischen der Illusion von der Unsterblichkeit auf der einen und der Tatsache des Todes auf der anderen Seite.
    Alexander Chase

    Die Boeing 737, planmäßiger Abflug von Gatwick 12.05 Uhr, war bis auf vier oder fünf freie Plätze vollständig belegt. Einem aufmerksamen Beobachter wäre vermutlich aufgefallen, daß die Passagiere den vor dem Abflug üblichen, pantomimisch unterstützten Erläuterungen der Stewardessen, wie die Sauerstoffmasken und die aufblasbaren Schwimmwesten zu handhaben
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