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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden
Autoren: Colin Dexter
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gemacht.»
    «Haben Sie allein oder mit den anderen zusammen gegessen?»
    «Mit den anderen zusammen, und dem Wirt und der Wirtin.»
    «Wir reden beide vom gleichen Tag — von Silvester?» erkundigte sich Lewis vorsichtig.
    «Also, Sergeant, ich sitze hier nun schon einige Stunden. Vielleicht könnten Sie sich einmal die Mühe machen und im Friar anrufen, damit jemand kommt und meine Angaben bestätigt. Oder rufen Sie einen von der Gruppe an. Ich werde allmählich wirklich müde — der Abend war reichlich anstrengend für mich, das werden Sie wohl zugeben müssen.»
    Im Raum herrschte Schweigen — ein Schweigen, das sich geradezu spürbar aufzuladen schien, als den Anwesenden allmählich die Bedeutung von Wilkins’ Worten klar wurde.
    «Wie nennt sich Ihre Gruppe, Mr. Wilkins?» wollte Morse wissen. Es war seine erste Frage.
    «Oxford Blues», sagte Wilkins mit einem Unterton von Verachtung.

    Charlie Freeman (unter Kollegen bekannt als Freeman) war nicht schlecht überrascht, noch so spät am Abend Besuch von einem Constable zu bekommen. Ja, die Gruppe habe am Silvesterabend im Friar gespielt, und Ted Wilkins sei von Anfang bis Ende dabeigewesen — so fünf, sechs Stunden ungefähr. Und selbstverständlich sei er bereit, eine diesbezügliche Aussage zu machen. Ja, auch im Präsidium, es sei ja nicht weit, praktisch gleich um die Ecke.

    Nachdem man Edward Wilkins gegen 21.30 Uhr aus dem Polizeigewahrsam entlassen hatte, durfte auch Sergeant Phillips endlich Feierabend machen, und so saßen nur noch Morse und Lewis im Büro des Chief Inspectors. Der Sergeant war todmüde und grübelte deprimiert, an welchem Punkt es angefangen hatte, falsch zu laufen... Aber im Grunde hatte er es ja schon seit langem geahnt (und hatte es auch angesprochen) — Morses ganze Theorie war einfach viel zu kompliziert. Einem normalen Sterblichen mußte ja schwindelig werden, wenn er sich das überlegte: Da sollte also ein Mann im Rasta-Kostüm ermordet worden sein, und sein Mörder, ebenfalls als Karibe verkleidet, sollte anschließend unter der Identität seines Opfers an einer Silvesterparty teilgenommen haben. Dies alles zu glauben war wirklich reichlich viel verlangt, vor allem, weil es eine sehr viel näherliegende Erklärung gab: daß nämlich immer nur ein Rasta existiert hatte — Tom Bowman. Er, und niemand anderer als er, war auf der Party gewesen, und hinterher hatte irgend jemand ihn umgebracht. Auch diese Version zu beweisen würde schwierig genug sein, und verglichen mit der Aufgabe, Wilkins’ Alibi zu erschüttern — ein Alibi, für das er mehr als sechzig absolut vertrauenswürdige Leute als Zeugen hatte — , geradezu ein Kinderspiel. In seinem sanftesten Ton und sehr vorsichtig versuchte Lewis, Morse an den Gedanken zu gewöhnen, daß sie den Fall noch einmal ganz neu durchdenken mußten. «Ja, ich fürchte, Sie haben recht, Lewis», gab Morse mit leiser Stimme zu. Grau vor Erschöpfung saß er zusammengesunken in seinem Ledersessel, sich ab und zu mit der linken Hand die müden Augen reibend. «Aber nicht mehr heute, Lewis. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Und vor allem brauche ich jetzt erst einmal einen Drink. Kommen Sie mit?»
    «Nein, ich denke, ich fahre besser gleich nach Hause. Es ist schon spät, und meine Frau hat mir wahrscheinlich etwas Warmes zu essen gemacht und wartet auf mich.»
    «Ja, das wird sie wohl — so wie ich Ihre Frau kenne.»
    «Sie sehen schrecklich müde aus, Sir. Soll ich Sie noch ein Stück mitnehmen?»
    Morse nickte. «Ja. Wenn Sie mich dann am Friar absetzen würden...»

    Morse steuerte geradewegs auf den Vordereingang zu, als er plötzlich stehenblieb. Durch die Fenster der Lounge-Bar drangen grellbunte Lichtblitze nach draußen, und der Raum schien unter dem lauten Dröhnen der Musik förmlich zu beben; offenbar hatten sie wieder eine Live-Gruppe engagiert. Er überlegte einen Moment, dann ging er zum Seiteneingang. Verglichen mit dem Lärm in der Lounge-Bar war es hier geradezu idyllisch ruhig. Er trank zwei Halbe Bitter und sah ab und zu zum Billard-Tisch hinüber, wo sich zwei ältere, grenzenlos ungeschickte Spieler abmühten, so zu tun, als sei jeder von ihnen ein Steve Davis. An der Wand neben der Darts-Scheibe hing ein handgeschriebenes Plakat:

    Dienstag, 7.Januar
    von 19-23 Uhr
    LIVE MUSIC
    Eintritt frei!!
    Es spielt die berühmte
    CALYPSO STEEL BAND

    Morse überlegte, ob er noch ein drittes Bier trinken sollte, aber es war schon kurz vor elf, und
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