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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim
Autoren: Peter Robinson
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Banks hatte beim Aussteigen vergessen, das Radio auszuschalten.
     
     
    * 4
     
    Im Untergeschoss des Polizeipräsidiums von Eastvale waren außer den Arrestzellen und der Stube des Wachhabenden die alten Akten untergebracht. Der feuchte Lagerraum mit seinen verstaubten Regalen wurde von einer einzigen nackten Glühbirne beleuchtet. Banks hatte bisher 1965 und 1966 geprüft, aber noch nichts über die Athertons gefunden.
      Plus / minus zwei Jahre, hatte Gristhorpe gesagt. Ohne große Hoffnung griff Banks zu den Akten von 1964. Das wäre ein bisschen früh für Hippies gewesen, insbesondere im ländlichen Yorkshire.
      1964 nahmen die Beatles noch Balladen wie I'll Follow the Sun und alte Rocksongs wie Long Tall Sally auf, erinnerte sich Banks. John war noch ohne Yoko, auch von einem Sitar war noch keine Rede. Die Rolling Stones brachten Not Fade Away und It's All Over Now heraus, die Kinks hatten einen großen Hit mit You Really Got Me. In den Charts tummelten sich Dusty Springfield, Peter and Gordon, die Dave Clark Five und Herman's Hermits.
      Was tote Hippies anging, konnte man 1964 allerdings abschreiben. Trotzdem schaute Banks nach. Vielleicht war Joseph Atherton seiner Zeit voraus gewesen. Oder Jerry Singers Channeller hatte sich vertan, was den Zeitraum bis zur nächsten Geburt anging. Warum bloß erschien Banks dieses Verwirrspiel so irreal?
      Sein Magen knurrte. Abgesehen von dem Scone bei Gristhorpe hatte er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Er legte die Akte zur Seite. Es war zwar so gut wie sinnlos, nach 1966 weiterzusuchen, dennoch ließ ihm seine Neugier keine Ruhe. Als er gerade aufhören wollte, fand er den Fall: Joseph Atherton. Das Urteil des Gerichtsmediziners lautete: Unfalltod. Es gab nur ein Problem: Joseph Atherton war 1969 gestorben.
      Die Athertons hatten ausgesagt, sie hätten einen Brief von ihrem Sohn bekommen, er würde ihnen auf dem Weg nach Schottland einen Besuch abstatten. Er wolle sich einer Art Kommune anschließen und würde am 11. Juli 1969 um Viertel vor vier mit dem Zug von London am Bahnhof in Eastvale eintreffen. Um zehn Uhr abends war er tot. Er besaß kein Auto, sein Vater hatte ihn mit dem Landrover vom Bahnhof abgeholt.
      Banks entdeckte ein liniertes Blatt Papier mit vergilbten Rändern. Eine beigefügte Notiz erklärte, es handele sich um ein anonymes Schreiben, das ungefähr eine Woche nach dem Befund des Gerichtsmediziners im Polizeirevier von Eastvale eingegangen sei. Auf dem Blatt stand in Blockbuchstaben: FRAGEN SIE ATHERTON NACH DEM ROTEN VW.
      Dann kam ein kurzer Bericht über eine Vernehmung. Ein Police Constable Wythers hatte protokolliert, er habe die Athertons nach dem Wagen gefragt, aber sie hätten nicht gewusst, wovon er spreche. Das war's.
      In Banks' Augen bestand die Möglichkeit, dass der Fahrer des roten VWs Joseph Atherton umgebracht hatte. Aber warum sollten die Eltern lügen? Im Protokoll stand, sie hätten auf dem Hof gemeinsam zu Abend gegessen, Neuigkeiten über Verwandte ausgetauscht, Joseph sei hoch aufsein Zimmer gegangen, um auszupacken, und auf Socken wieder heruntergekommen. Vielleicht hatte er tatsächlich Marihuana geraucht, wie Gristhorpe vermutet hatte. Er rutschte auf dem Treppenabsatz aus und brach sich das Genick. Ein tragischer Unfalltod. Aber Banks suchte eigentlich etwas anderes.
      Er hörte ein Geräusch an der Tür. Als er aufschaute, sah er Susan Gay.
      »Was gefunden?«, erkundigte sie sich.
      »Vielleicht«, erwiderte Banks. »Ein oder zwei Ungereimtheiten. Aber ich habe keine Ahnung, was die bedeuten können. Langsam wäre mir lieber, Jerry Singer wäre hier nie aufgekreuzt.«
      Susan grinste. »Wissen Sie was, Sir?«, sagte sie. »Ich war kurz davor, ihm zu glauben.«
      Banks legte die Akte zur Seite. »Wirklich? Ich denke, es lohnt sich immer, für alles offen zu sein. Weshalb wir Mrs Atherton einen Besuch abstatten werden.«
     
     
    * 5
     
    Der Hof der Athertons lag so abgeschieden, wie Gristhorpe es beschrieben hatte. Der unaufhörliche Regen hatte die Zufahrt aufgeweicht. Mehrmals fürchtete Banks, aussteigen und schieben zu müssen, aber beim dritten Versuch fanden die Reifen Halt, und der Wagen machte einen Satz nach vorn.
      Der Hof machte einen vernachlässigten Eindruck: Überall wucherte Unkraut, das Scheunendach war zum Teil eingefallen, die Räder und Zinken des alten Heuwenders rosteten vor sich hin.
      Mrs Atherton öffnete augenblicklich die Tür. Banks
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