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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
Autoren: Peter Robinson
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Haus-zu-Haus-Befragungen und zogen es vor, ihre Zeit in verruchten Kaschemmen mit halbkriminellen Informanten zu verbringen, wo sie sich als echte Detektive fühlten. Doch Susan Gay hatte eine anständige Haus-zu-Haus-Befragung immer gerne gemacht. Zumindest war es eine gute Geduldübung.
      Natürlich traf man dabei immer wieder auf den obligatorischen Bekloppten, den Flegel und den lüsternen Fiesling mit seinem am Ende der Kette zerrenden Hund. Einmal war sogar ein nacktes Kind neugierig herausgewackelt und hatte auf Susans neue Schuhe gepinkelt. Die Mutter fand das zum Schreien.
      Dann gab es die endlosen Stunden in Regen, Wind und Schnee; sie klopfte reihenweise an die Türen, die Füße taten weh, Nässe und Kälte setzten ihr zu und sie wünschte, sie hätte irgendeinen anderen Berufsweg eingeschlagen und dachte in solchen Momenten sogar, dass im Vergleich zu dieser Arbeit eine Ehe und Kinder besser wären.
      Und natürlich neckte sie alle naselang irgendein Klugscheißer mit der Bemerkung, sie sei viel zu hübsch für eine Polizistin, oder schlug ihr gar vor, dass sie jederzeit ihre Handschellen bei ihm anlegen könnte, ha-ha-ha. Aber das gehörte alles zum Spiel dazu, und es störte sie nicht so sehr wie sie manchmal vorgab, nur um Sergeant Hatchley zu ärgern. Für Susan gab es keinen Zweifel, dass die menschliche Rasse immer eine große Anzahl Klugscheißer enthalten würde. Und der größte Teil von ihnen waren nach ihrer Erfahrung Männer.
      Aber an einem herrlichen Morgen wie diesem, angesichts der mit Natursteinmauern durchzogenen Talhänge jenseits des westlichen Randes der Stadt, die nach den Regenfällen des Spätsommers noch üppig grün waren, und des violett blühenden Heidekrauts in der Höhe, dort, wo das wilde Hochmoor begann, fand sie diese Arbeit so gut wie jede andere, um ihr tägliches Brot zu verdienen. Zudem gab es keine bessere Möglichkeit, als eine Haus-zu-Haus-Befragung, um das eigene Revier kennen zu lernen.
      Die morgendliche Frische war schnell einer Wärme gewichen, und Susan vermutete, dass die Temperatur in Eastvale vor Tagesende zwanzig Grad erreichen würde. Ein prächtiger Altweibersommer. Sie zog ihre Jacke aus und warf sie über die Schulter. Zu dieser Jahreszeit musste man jeden guten Tag in den Dales ausnutzen. Morgen könnte Regen, eine Sintflut oder Hungersnot kommen, also genieße den Augenblick, sagte sie sich. In den Straßen spielten Kinder Fußball oder fuhren auf Fahrrädern und Skateboards umher; Männer mit hochgekrempelten Hemdsärmeln kippten Eimer mit seifigem Wasser über ihre Autos und polierten sie dann mit aller Gründlichkeit; Teenagergruppen standen rauchend an den Straßenecken und versuchten - ohne viel Erfolg - finster und bedrohlich auszusehen; Türen und Fenster waren geöffnet; manche Leute saßen sogar vor ihren Türen und lasen die Sonntagszeitung und tranken Tee.
      Während Susan ging, konnte sie riechen, wie Fleisch gebraten und Kuchen gebacken wurde. Außerdem hörte sie Fetzen fast jeder Art Musik, von Crispian St. Peters, der »You were on my mind« sang, bis zur Ouvertüre von Elgars Cellokonzert, das sie nur deshalb erkannte, weil dieser Ausschnitt auch auf der CD enthalten war, die letzten Monat ihrem Magazin für klassische Musik beigelegen hatte.
      Die Leaview-Siedlung war direkt nach dem Krieg errichtet worden. Die Häuser, eine Mischung aus Bungalows, Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern, waren massiv gebaut, ihr Stil und die verwendeten Materialien fügten sich harmonisch in die für Swaindale übliche Architektur aus Natur- und Sandsteinen. Weder hässliche Mietskasernen noch Hochhäuser verschandelten den Horizont wie auf der anderen Seite der Stadt in der neueren Eastside-Siedlung. Und in der Leaview-Siedlung waren viele Straßen nach Blumen benannt.
      Es war fast Mittag, und Susan hatte bereits die Primeln, den Goldregen und die Rosen hinter sich gebracht, ohne Glück zu haben. Nun wollte sie zu den Narzissen und Butterblumen weitergehen. Sie hatte ein Klemmbrett dabei und hakte sorgfältig alle Häuser ab, die sie besucht hatte. Neben jede Antwort, die ihr verdächtig erschien, machte sie ein Fragezeichen und Bemerkungen; zudem achtete sie auf geschwollene Knöchel oder andere Zeichen jüngster Schlägereien. Wenn jemand nicht zu Hause war, kreiste sie die Hausnummer ein. Nach jeder Straße nahm sie ihr Funkgerät und erstattete im Revier Bericht. Sollten Hatchley oder einer der uniformierten Beamten
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