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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
Autoren: Peter Robinson
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um acht Uhr am Sonntagmorgen weckte Detective Constable Susan Gay aus einem angenehmen Traum, in dem sie mit ihrem Vater Ägypten besuchte. Natürlich hatten sie nie etwas Derartiges getan - ihr Vater war ein kühler, unnahbarer Mann, der nie etwas mit ihr unternommen hatte -, doch der Traum erschien völlig real.
      Noch mit geschlossenen Augen tastete Susan nach dem Telefon, bis ihre Finger das glatte Plastik auf ihrem Nachttisch berührten; dann zog sie den Hörer neben sich auf das Kissen.
      »Mmm?«, murmelte sie.
      »Susan?«
      »Sir?« Sie erkannte Banks' Stimme und versuchte sich aus Morpheus' Armen zu befreien. Aber sie kam nicht sehr weit. Sie runzelte die Stirn und rieb sich den Schlaf aus ihren Augen. Schon immer hatte sie sich schwer getan mit dem Aufwachen, das war schon als kleines Mädchen so gewesen.
      »Tut mir Leid, Sie am frühen Sonntagmorgen zu wecken«, sagte Banks, »aber wir hatten gestern Nacht nach der Sperrstunde einen verdächtigen Todesfall.«
      »Ja, Sir.« Susan wand sich aus den Decken und lehnte sich gegen die Kissen. »Verdächtiger Todesfall.« Sie wusste, was das bedeutete. Arbeit. Sofort. Das dünne Bettlaken rutschte von ihrer Schulter und entblößte ihre Brüste. Ihre Brustwarzen waren hart von der morgendlichen Frische im Schlafzimmer. Für einen Augenblick war es ihr peinlich, mit Banks zu reden, während sie nackt im Bett saß. Aber er konnte sie ja nicht sehen. Sei nicht so blöd, sagte sie sich.
      »Wir haben so gut wie keine Spuren«, fuhr Banks fort. »Bisher kennen wir noch nicht einmal den Namen des Opfers. Ich brauche Sie hier, so schnell Sie kommen können.«
      »Ja, Sir. Ich bin gleich da.«
      Susan legte den Hörer zurück, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und stieg aus dem Bett. Auf den Zehenspitzen stehend streckte sie ihre Arme an die Decke, bis ihre Gelenke knackten, dann tapste sie ins Wohnzimmer und hielt auf dem Weg vor dem Garderobenspiegel inne, in dem sie die Rundungen ihrer Hüften und ihrer Oberschenkel bemerkte. Bald würde sie erneut diese Diät beginnen müssen. Bevor sie eine Dusche nahm, stellte sie die Kaffeemaschine an und legte eine CD mit alten Songs von Rod Stewart in den Player, die ihr beim Aufwachen helfen sollten.
      Während das heiße Wasser über ihre Haut lief, dachte sie an die Verabredung am vergangenen Abend mit Gavin Richards, einem Detective Constable des Bezirkspräsidiums. Er hatte sie ins Georgische Theater in Richmond ausgeführt, wo gerade ein Stück von Alan Bennett gespielt wurde, und danach hatten sie einen gemütlichen Pub direkt am Marktplatz von Richmond gefunden und dort Käse-Zwiebel-Chips gegessen und ein halbes Pint Cider getrunken.
      Auf dem Weg zu ihrem Wagen hatten sich die beiden unter ihrem Schirm zusammengedrängt, denn es hatte heftig geregnet und Gavin hatte wie die meisten Männer keinen bei sich gehabt. Sie hatte seine Wärme gespürt, hatte gespürt, wie sie darauf ansprach, und als er sie zu sich nach Hause auf einen Kaffee eingeladen hatte, hätte sie fast ja gesagt. Fast. Doch sie war noch nicht so weit. Sie wollte. O ja, sie wollte. Erst recht, nachdem sie sich vor ihrem Wagen mit einem Kuss verabschiedet hatten. Aber sie waren erst dreimal miteinander aus gewesen und das ging Susan zu schnell. Sie hatte zwar in den letzten Jahren ihr Privatleben ihrer Karriere geopfert, aber sie sprang noch lange nicht mit dem ersten passablen Kerl ins Bett, der ihr über den Weg lief.
      Als sie bemerkte, dass sie schon so lange unter der Dusche gestanden hatte, dass ihre Haut zu glühen begann, trat sie heraus, trocknete sich energisch ab und zog schwarze Jeans und einen Pullover mit Polokragen an, der farblich zu ihren Augen passte. Sie war froh, dass sie um ihr lockiges blondes Haar keinerlei Aufhebens machen musste. Sie trug nur etwas Gel auf, um ihm Glanz zu geben, dann war sie fertig. Rod Stewart sang »Maggie Mae«, während sie den Rest ihres schwarzen Kaffees ohne Zucker nippte und eine trockene Toastscheibe aß.
      Noch kauend nahm sie eine leichte Jacke vom Haken und stürmte aus der Tür. Die Fahrt zum Revier dauerte nur fünf Minuten, und bei einer anderen Gelegenheit wäre sie zu Fuß gegangen, um sich etwas Bewegung zu verschaffen. Besonders an solch einem Morgen. Es war ein vollkommener Herbsttag: ein makelloser blauer Himmel und nur eine ganz leichte kühle Brise in der Luft. Die Winde der vergangenen Tage hatten bereits ein paar frühe gelb und rot gefärbte
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