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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer
Autoren: Gabriella Engelmann
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Fassung getragen. Sie finden es besser, wenn ich immer so entspannt und gut drauf bin wie in den letzten Wochen. Außerdem haben sie schon konkrete Wünsche angemeldet, wie sie ihre Zimmer in Thomas’ neuer Wohnung eingerichtet haben wollen.«
    Ich schmunzelte in mich hinein, denn die beiden würden natürlich die Situation zu ihren Gunsten ausnutzen.
    »Emma besteht darauf, dass ihre Wände grasgrün gestrichen werden. Und die Vorhänge müssen lila sein, weil sie das gerade hip findet. Und Nils hat unmissverständlich klargemacht, dass er all unsere Entscheidungen akzeptiert, solange er einen eigenen Fernseher und eine Wii bekommt.« Obwohl sich Doro anfänglich fröhlich angehört hatte, wurde ihr Tonfall deutlich ernster: »Momentan klingt das zwar recht positiv, aber ich denke, wir wissen erst, wie sie es wirklich wegstecken, wenn es so weit ist.«
    Gott sei Dank schätzte Doro die Situation realistisch ein und lief nicht Gefahr, sich aus lauter Freude darüber, dass sie endlich offiziell mit Mats zusammen war, etwas vorzumachen.
    »Und wie geht es Thomas?«, fragte ich.
    Doro seufzte.
    »Du wirst es nicht glauben. Er will sich eine Auszeit in der Kanzlei nehmen und auf Reisen gehen. Er sagt, er hat sich in den letzten Jahren so sehr nach unseren Bedürfnissen gerichtet und braucht jetzt unbedingt mal wieder einen richtigen
Männerurlaub.
Ich nehme an, er versteht darunter, sich ein Motorrad zu kaufen und unrasiert und ungeduscht über einen Highway zu brausen oder eine Trekkingtour zu unternehmen. Also genau das, was ich ihm aus lauter Angst immer verboten habe.«
    Ich versuchte mir den eher konservativen Thomas als coolen, wilden
Easy Rider
vorzustellen. Offenbar steckte in jedem von uns ein Teil, der danach drängte, endlich ausgelebt zu werden.
    »Weil Thomas sich eine Auszeit nimmt, kann ich zum Glück bis auf weiteres in der Kanzlei weiter arbeiten, ohne dass wir uns auf die Nerven gehen. Und Thomas kann sich mit gutem Gefühl austoben, da er weiß, dass sein Partner und ich zuverlässig die Stellung halten. Außerdem wird mir seine Mutter zur Seite stehen und auf die Kinder aufpassen, was mir die Freiheit gibt, am Wochenende auch mal zu Mats zu fahren. Aber jetzt erzähl du. Was ist in den letzten beiden Wochen passiert?«
    Ich berichtete von der geplanten Ausstellung, von Helens Besuch und dem anstehenden Umzug in Adalberts Haus. Zum Schluss erzählte ich Doro von Patricks Wunsch, sich scheiden zu lassen. Sie war genauso entsetzt wie Helen und ich.
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, fragte sie. Dann war es einen Augenblick still in der Leitung. »Meinst du, das hat etwas … nun ja, mit Bennys Mutter zu tun?« Mein Herz schlug mir bis zum Hals, weil Doro dasselbe vermutete wie ich.
    »Ach, ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll. Ich wünschte, ich wäre jetzt bei dir und könnte dich trösten«, seufzte Doro.
    »Das ist lieb, und ich vermisse dich und Helen schrecklich. Aber ich fürchte, ich muss da allein durch«, antwortete ich. »Es wird schon … lass uns besser Schluss machen, bevor ich wieder zu heulen anfange.«
    Nach dem Telefonat machte ich mich immer noch ein wenig gedankenverloren für den Besuch bei Larissa fertig.
    Ich musste mich beeilen, denn ich hatte versprochen, Salat und vorgekochte Kartoffeln in Alufolie mitzubringen.

    Punkt acht Uhr klingelte ich an der Tür. Larissa öffnete und sah noch bezaubernder aus als heute Vormittag. Sie hatte sich das lange, blonde Haar kunstvoll, aber lässig hochgesteckt und trug eine türkisfarbene Tunika, eine weite Leinenhose und türkisfarbene Espadrilles.
    »Du siehst aus, als wolltest du gleich in den nächsten Flieger nach Mallorca steigen und sofort nach der Landung auf eine Strandparty gehen«, sagte ich und überreichte ihr die Sachen, die ich für den Grillabend vorbereitet hatte.
    »Danke für das Kompliment«, erwiderte Larissa und hielt Blairwitch davon ab, durch die Eingangstür zu entwischen. Neles Katze maunzte und verzog sich beleidigt wieder ins Haus.
    »Oh, hier duftet es ja superlecker nach Holzkohle«, freute ich mich. Der Geruch erinnerte mich an viele glückliche Sommerabende in meiner Kindheit.
    »Ich dachte, ich werfe den Grill schon mal an, damit es nicht so lange dauert, bis wir essen können. Obwohl mir gerade etwas übel ist.«
    Ich horchte auf und schaute Larissa fragend an. Sie nickte lächelnd, und wir stießen beide zur gleichen Zeit einen Freudenschrei aus.
    Das war es also. Larissa war schwanger! Mit
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