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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer
Autoren: Gabriella Engelmann
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vor Freude klopfendem Herzen fiel ich ihr um den Hals.
    »Wow, ich kann es gar nicht glauben. Wie wundervoll. Ich freue mich so für dich.«
    Larissa lächelte so selig, dass mir warm ums Herz wurde. Doch plötzlich durchfuhr mich ein Schreck. Was, wenn es diesmal wieder schiefging?
    Larissa schien meine Gedanken zu erraten.
    »Keine Sorge, Paula. So merkwürdig das auch klingen mag, ich
weiß,
dass diesmal alles gutgehen wird. Ich fühle mich ganz anders als bei den vorherigen Schwangerschaften. Auch mein Gynäkologe ist sehr zufrieden und optimistisch. Außerdem habe ich mir einen therapeutischen Beistand gesucht, um meine Ängste besser in den Griff zu bekommen. Aber nun lass uns nach draußen auf die Terrasse gehen.«
    Beeindruckt und ein wenig verwirrt folgte ich ihr.
    Wollte Larissa ihr Kind wirklich auf Mallorca bekommen und in einem fremden Land großziehen, weit weg von den Menschen, die sie liebte …
    Nachdem wir den Grill weiter angeheizt und die Kartoffeln in die Glut gelegt hatten, stellte Larissa eine Aluschale mit Fisch auf den Rost. Das Filet war mit frischen Kräutern, Salz und Pfeffer gewürzt.
    »Möchtest du einen Aperol Sprizz oder lieber eine Cranberry-Schorle?«, fragte sie, als wir uns an den liebevoll gedeckten Holztisch setzten. Mittlerweile war Blairwitch wieder aufgetaucht und rollte sich zufrieden schnurrend zu unseren Füßen zusammen.
    »Danke, ich nehme gern eine Schorle«, antwortete ich.
    Nachdem wir noch einmal auf die lang ersehnte Schwangerschaft angestoßen hatten, hielt ich es nicht länger aus.
    »Was sagt Leon denn dazu?«, fragte ich. Es stimmte mich traurig, dass ich von dem Glück der beiden gar nichts mitbekommen würde, wenn sie erst auf Mallorca lebten. Auch für Bea war die Situation schwierig. Bestimmt freute sie sich wie verrückt auf das Kind.
    »Leon ist außer sich vor Freude und verhandelt mit dem Verleger des
Sylter Tagesspiegels
über einen neuen Job.« Mein Puls beschleunigte sich.
    Hatte Larissa eben
Sylter Tagesspiegel
gesagt?
    »Er hat die zündende Idee, ein Online-Magazin ins Leben zu rufen, nachdem der Printversion allmählich die Anzeigenkunden wegbrechen und es allerhöchste Eisenbahn ist, neue journalistische Wege zu gehen. Sein Chef denkt gerade wohlwollend über Leons Vorschlag nach. Doch selbst wenn das nicht klappen sollte, finden wir einen anderen Weg. Wir sind beide der Ansicht, dass ein Kind, das auf dieser Insel gezeugt wurde, auch hier geboren werden und aufwachsen sollte.«
    Überglücklich sprang ich auf, riss Larissa vom Stuhl und wirbelte sie im Kreis herum, bis uns schwindelig wurde. Dabei kreischten wir so laut um die Wette, dass zu befürchten war, dass die Nachbarn gleich die Polizei riefen.
    Doch das war mir alles egal.
    Larissa und Leon bekamen ein Kind, Leon kam nach Sylt zurück, Bea müsste keine Nachfolgerin für das Büchernest finden … und …
    Außer Atem setzten wir uns wieder hin.
    »Im Übrigen hätte ich noch eine Bitte an dich«, sagte Larissa und schaute mich erwartungsvoll an: »Könntest du dir vorstellen, Patentante zu werden?«

64 . Kapitel
    K aum zu glauben, wie schnell die vergangenen vier Wochen verflogen waren!
    Nach all der Zeit der aufwendigen Vorbereitungen, der Organisation und Zukunftsplanungen war es an diesem Tag Mitte September endlich so weit: Um zwanzig Uhr wurde die Vernissage von Ineke Alwart eröffnet. Sie trug den Namen
Weibliche Welten,
und ich war mehr als begeistert über Inekes Bilderauswahl.
    Wenn wir darauf sitzenblieben, verstand ich nichts von meinem Beruf.
    Bevor ich einen letzten Blick in die Scheune werfen wollte, frühstückte ich mit Bea, die mindestens so aufgeregt war wie ich. Die Nachricht über Larissas Schwangerschaft, Adalberts unmittelbar bevorstehender Umzug, das alles freute uns beide gleichermaßen.
    »Jetzt steht nur noch die Petition an«, sagte Bea gedankenverloren, während sie ihren geliebten friesischen Tee trank. »Mittlerweile haben elftausend Leute unterschrieben. Also können wir sie bald einreichen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Unterschriftensammlung die Behörden zur Umkehr bewegen wird.«
    Ich rang mit mir. Sollte ich Bea von den Kay-Fedder-Fotos erzählen? Nach wie vor hatte ich ein mulmiges Gefühl, dass Olli die Fotos gemacht hatte. Wenn sie jedoch der Sache dienlich waren …
    Bea schnappte nach Luft, als ich ihr Ollis Bilder zeigte, die ich auf meinem Handy gespeichert hatte. Dann trat ein Funkeln in ihre Augen. Womöglich zog sie
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