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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer
Autoren: Gabriella Engelmann
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tatsächlich in Erwägung, diesen Trumpf auszuspielen, um den Mächtigen auf ihrer geliebten Insel einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen und so den Hotelbau in letzter Minute zu stoppen. Doch zu meiner großen Überraschung gab sie mir das Handy zurück und bat mich, die Fotos zu löschen.
    »Lieb, dass ihr euch beide so viele Gedanken macht. Doch trotz vieler Rückschläge glaube ich felsenfest daran, dass es einen anderen Weg geben muss, als diese Typen mit ihren eigenen miesen Waffen zu schlagen. Erpressung ist wirklich das allerletzte Mittel, zu dem ich greifen würde.« Mir entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. Gut, dass Bea so vernünftig war!

    »Ach, Mensch, ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll«, sagte ich vollkommen gerührt zu Vero und Hinrich, als ich einen letzten Blick auf die Hängung der Bilder warf.
    Alles war so liebevoll gemacht, geradezu perfekt!
    »So, jetzt ist Schluss«, schimpfte Vero und lächelte. »Du musst dich nicht ständig bedanken, Liebes. Du siehst doch, wie sehr uns das Spaß macht. Was hältst du übrigens davon, wenn ich den Kindern auch Koch- und Backkurse gebe? Meiner Meinung nach sollten sie wissen, dass Suppen nicht aus Tüten stammen und Kuchen nicht von Doktor Oetker.«
    Ich gab Vero einen Kuss auf die Wange. Sie war so engagiert bei der Sache und hatte sowohl Werbung für die Ausstellung als auch für mein Projekt gemacht. Mittlerweile standen so viele einheimische Kinder aus Keitum und Umgebung auf der Warteliste, dass mir ganz schummerig wurde. Um uns zu unterstützen, warb sogar der
Sylter Tagesspiegel
für die Ausstellung. Es sollten möglichst viele Bilder verkauft werden, damit wir die Kinderbetreuung zum Selbstkostentarif anbieten konnten.
    Auch Hinrich strahlte über das ganze Gesicht.
    Nach seiner Herzoperation hatten ihm die Vorbereitungen für die Ausstellung neuen Schwung verliehen. Zusammen mit seinem Sohn hatte er die technische Leitung übernommen und sogar Glasvitrinen für die besonders kostbaren, filigranen Exponate von Ineke besorgt. Vero hatte Stoffbahnen genäht, die an einigen Stellen von der Decke hingen und der Scheune zusätzliche Wärme verliehen. Natürlich war sie für das Catering des heutigen Abends zuständig, unterstützt von Olli, Bente und Rieke.
    Larissa und Bea hatten im Büchernest ebenfalls kräftig die Werbetrommel gerührt. Die kleine Paula hatte Plakate gemalt und war schon ganz aufgeregt, weil sie eine
echte
Malerin kennenlernen würde.
    »Wie viele Gäste erwartest du denn?«, wollte Hinrich von mir wissen und blickte sich voller Stolz um.
    »Ich schätze, es werden wohl an die zweihundert sein. Dank der Einladungen, die Jule an die Stammkunden meiner Galerie verschickt hat, kommen auch viele Hamburger. Inekes Bilder treffen garantiert genau ihren Geschmack, und die haben genug Geld, um ordentlich viel zu kaufen.«
    Seit knapp einer Woche gehörte mir
meine Galerie
nur noch zu fünfzig Prozent. Ich war für einen Tag nach Hamburg gefahren und hatte mit Jule alle Formalitäten erledigt.
    »Ich bin so froh, dass das Wetter mitspielt, dann können die Leute auch draußen feiern und essen«, freute sich Vero. »Nicht auszudenken, wenn es heute in Strömen geregnet hätte. Die Ausstellung steht eindeutig unter einem guten Stern.«
    »Aber jetzt würde ich sagen, dass wir abschließen und uns noch einmal aufs Ohr legen, bevor es losgeht«, sagte Hinrich. Wie auf Kommando musste ich gähnen. Ich hatte die halbe Nacht wach gelegen und war im Geiste ein letztes Mal alle Details durchgegangen, damit heute Abend auch wirklich nichts schiefging. Zum Glück hatte Ineke den Raum bereits am Vorabend gesehen und war genauso begeistert wie wir.
    Sie versprach zudem, mit Hilfe ihres Beamers vorzuführen, wie einige ihrer Arbeiten entstanden waren, und zahlreiche Fotografien vom Meer und den Fundstücken vom Strand zu zeigen.
    »Darf ich noch hierbleiben?«, bat ich Hinrich, weil ich mit einem Mal den starken Wunsch verspürte, in diesem besonderen Moment allein zu sein. »Ich verspreche auch hoch und heilig, gut auf den Schlüssel aufzupassen.« Einen Augenblick lang zögerte Hinrich. Doch Vero streichelte beschwichtigend seinen Arm und flüsterte:
    »Gib ihn Paula. Sie hat so lange und hart gearbeitet, um ihr Ziel zu erreichen. Lass ihr bitte diese kleine Freude.«
    Hinrich grummelte kurz, händigte mir dann aber seinen kostbaren Besitz aus, und sie gingen.
    Nun stand ich kurz davor, dass mein Zukunftstraum, mit Kindern zu arbeiten,
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