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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer
Autoren: Gabriella Engelmann
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im Flug, und somit hatte ich zum Glück kaum Zeit, allzu viel an Patrick und Simona zu denken. Vero, Hinrich und ich waren vollauf mit der Organisation von Inekes Ausstellung beschäftigt, die am darauffolgenden Samstag Mitte September stattfinden sollte.
    Bea, Adalbert und Larissa kümmerten sich um die Umgestaltung des Kapitänshauses und sammelten weiter fleißig Unterschriften gegen den Bau des Hotels. Mittlerweile waren weitere fünfhundert für die Petition hinzugekommen.
    Mit dem Umbau im Büchernest wollten wir bis nach der Saison warten. Denn erst dann wusste ich, ob durch den Verkauf von Inekes Bildern genug Geld für das Inselkrabben-Projekt zusammengekommen war.
    Nur nachts, wenn ich allein im Bett lag und ins Dunkel starrte, überwältigte mich die Angst vor der Zukunft. Und die Eifersucht. Vielleicht hätte ich Patrick nicht verlassen sollen, vielleicht hatte ich einen riesigen Fehler gemacht.
    Morgens erwachte ich nach nur wenigen Stunden Schlaf und war wie gerädert und kaum zu etwas zu gebrauchen. Wie ferngesteuert bewegte ich mich durch den Alltag und hätte mich wohl kaum um ArtFuture gekümmert, wenn Jule mich nicht täglich auf dem Laufenden gehalten und Entscheidungen eingefordert hätte. Bevor ich an diesem Samstag ins Büchernest ging, checkte ich ihre letzten Mails. Jule berichtete stolz, dass die Galerie im kommenden Jahr an der
Affordable Art Fair
teilnahm. Vier Tage lang konnten Kunstliebhaber auf dem Hamburger Messegelände günstige Bilder, Skulpturen, Grafiken und Fotografien erwerben. Nachdem ich mich auf der Londoner Webseite umgesehen hatte, rief ich kurz entschlossen in der Galerie an. Ich musste endlich Nägel mit Köpfen machen, also begann ich ohne Umschweife:
    »Jule, könntest du dir vorstellen, als Teilhaberin und gleichberechtigte Partnerin der Galerie einzusteigen? Das hätte den Vorteil, dass du lediglich deine Versicherung auflösen, aber keinen Bankkredit aufnehmen müsstest.« Es dauerte ein Weilchen, bis Jule antwortete. Vermutlich dachte sie, ich nähme sie auf den Arm. Doch es war mir ernst mit meinem Vorschlag. Ich wollte die Galerie nicht komplett verkaufen, denn Larissa hatte recht mit ihrer Befürchtung, dass ich diese Entscheidung womöglich eines Tages bereuen würde. Außerdem würde die Hälfte der Einnahmen aus den Bilderverkäufen bei ArtFuture eine solide finanzielle Basis bilden, die mich ausreichend versorgte.
    »Das … das wäre ja wirklich großartig!«, stammelte Jule und schnappte hörbar nach Luft. »Zumal ich gerade eine grandiose Idee nach der anderen habe. Ein Kontakt führt wieder zum nächsten, du weißt ja, wie das ist …«
    Ja, das wusste ich. Und auch, wie sehr einen so etwas beflügelte. Aber meine Interessen und Prioritäten hatten sich in den vergangenen Monaten verschoben, und ich würde von nun an mit Kindern arbeiten.
    »Schön, das wäre also geklärt«, antwortete ich erfreut. »Dann sollten wir uns so bald wie möglich in Hamburg treffen und die nötigen juristischen Schritte einleiten.«
    »Einverstanden«, sagte Jule und klang, als könne sie ihr Glück immer noch nicht fassen. »Ich kümmere mich um alles und melde mich wieder, sobald ich weiß, zu welchem Termin ich das Geld von der Versicherung bekomme. Doch zuvor brauche ich noch einige Freigaben von dir.«
    Wir besprachen alle weiteren Schritte für die nächsten Ausstellungen, und ich legte eine Stunde später mit einem guten Gefühl auf. Zumindest in diesem Punkt hatte ich das Richtige getan.

    »Hallo, na, wie ist das werte Befinden?«, empfing Larissa mich gut gelaunt im Büchernest. Da sie gerade niemanden bediente, erzählte ich ihr kurz von meiner Entscheidung, Jule an der Galerie zu beteiligen. Larissa nickte zustimmend, während sie Postkarten in den Ständer neben der Kasse einsortierte.
    »So bekommt ihr beide, was ihr wollt, und du bist finanziell abgesichert. Übrigens würde ich auch gern etwas mit dir besprechen. Passt es dir zufällig heute Abend?«
    Wir verabredeten uns zu einem Plausch auf Larissas Terrasse. Was sie mir wohl zu erzählen hatte? Vermutlich ging es um die Nachfolge des Büchernests.
    Zuvor wollte ich jedoch noch mit Doro telefonieren, die heute Mittag von ihrem Urlaub an der Schlei zurückkam. Ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie Emma und Nils die Nachricht von der Trennung ihrer Eltern aufgenommen hatten. Wie sich herausstellte, gab es auch bei Doro einige Veränderungen zu vermelden:
    »Die Kids haben das Ganze einigermaßen mit
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