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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück
Autoren: Elin Hilderbrand
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erst einsatzbereit, als Meredith schon im Wagen saß und Connie mit quietschenden Reifen auf die Straße zurücksetzte wie ein Bankräuber im Film. Meredith duckte sich unters Armaturenbrett.
    »Mein Gott, Meredith«, sagte Connie. »Hast du die Meute vorm Haus gesehen?«
    Meredith wusste, dass es dort von Reportern, Scheinwerfern und Übertragungswagen wimmelte. Sie waren an dem Tag gekommen, an dem Freddy mit Handschellen aus dem Apartment geleitet wurde, dann wieder an dem Morgen, an dem Meredith aufbrach, um Freddy im Gefängnis zu besuchen, und ein drittes Mal vor zwei Tagen, als sie darauf warteten, dass FBI -Beamte Meredith aus dem Gebäude wiesen. Was die Öffentlichkeit wissen wollte, war Folgendes: Wohin wendet sich die Ehefrau des größten Finanzverbrechers der Geschichte, wenn sie aus ihrem Penthouse an der Park Avenue vertrieben wird?
    Meredith hatte zwei Anwälte. Der eine hieß Burton Penn und forderte sie auf, ihn Burt zu nennen. Er war neu. Freddy hatte ihren langjährigen Familienanwalt Richard Cassel für sich beansprucht. Verdammter Freddy, der sich den Besten schnappte und Meredith mit dem frühzeitig glatzköpfigen sechsunddreißigjährigen Burton Penn abspeiste. Obwohl er immerhin in Yale studiert hatte.
    Der andere Anwalt war noch jünger und hatte dunkle, struppige Haare und spitze Schneidezähne wie einer von diesen Teenager-Vampiren. Er trug eine Brille und hatte Meredith beiläufig erzählt, er habe einen Astigmatismus. Ich auch, hatte Meredith gesagt, die eine Hornbrille trug, seit sie dreizehn war. Dieser zweite Anwalt war ihr sympathischer. Er hieß Devon Kasper und bat sie, ihn Dev zu nennen. Dev sagte Meredith die Wahrheit, klang dabei jedoch stets bekümmert. Er hatte bekümmert geklungen, als er ihr erklärt hatte, dass gegen sie ermittelt würde, weil sie die fünfzehn Millionen auf ihr Privatkonto überwiesen hatte, und dass sie möglicherweise der Mittäterschaft angeklagt werden und im Gefängnis landen würde. Er hatte bekümmert geklungen, als er Meredith erzählt hatte, gegen ihren Sohn Leo werde ebenfalls ermittelt, weil er mit Freddy bei Delinn Enterprises gearbeitet hatte.
    Leo war sechsundzwanzig und für die legal operierende Wertpapierabteilung von Delinn Enterprises tätig gewesen.
    Warum also ermittelte das FBI gegen ihn? Meredith verstand es nicht und versuchte, nicht in Panik zu geraten, denn Panik würde ihr nicht helfen, aber Leo war ihr Kind. Er war ihr verantwortungsbewusster Sohn, der es nach Dartmouth geschafft hatte und dort Kapitän des Lacrosse-Teams und Vizepräsident der lokalen Abteilung von Amnesty International gewesen war. Er war derjenige, der eine feste Freundin hatte, der, so viel Meredith wusste, noch nie das Gesetz übertreten, nie auch nur ein Päckchen Kaugummi geklaut, als Minderjähriger Alkohol getrunken, einen Strafzettel wegen Falschparkens bekommen hatte.
    »Warum ermitteln sie gegen Leo?«, hatte Meredith gefragt, während ihr verletztes Herz raste. Sie spürte die Gefahr, als sei ihr Kind ein Dreijähriger, der einfach auf die Straße rannte.
    Na ja, meinte Dev, gegen Leo werde ermittelt, weil ein anderer Broker – ein angesehener, seit zehn Jahren in der legal operierenden Etage ansässiger Kollege namens Deacon Rapp – der Börsenaufsicht und dem FBI erklärt hatte, Leo sei in das Schneeballsystem seines Vaters verstrickt gewesen. Deacon sagte aus, es habe »ständigen Kontakt« zwischen Leo und dem sechzehnten Stock, der Spitze dieses Schneeballsystems, gegeben. Freddy hatte dort ein kleines Büro sowie eine Sekretärin gehabt. Das war ein Schock für Meredith. Sie hatte von der Existenz des sechzehnten Stocks oder der Sekretärin, einer gewissen Edith Misurelli, nichts gewusst. Die Polizei konnte Mrs Misurelli nicht befragen, weil ihr anscheinend noch Monate Urlaub zustanden und sie am Vortag der Offenbarung des Skandals nach Italien abgereist war. Keiner wusste, wie man sie erreichen konnte.
    Besonders bekümmert klang Dev, als er Meredith sagte, sie dürfe absolut keine Verbindung mit ihren Söhnen aufnehmen, bevor die Ermittlung abgeschlossen sei. Jedes Gespräch zwischen Leo und Meredith könne als Hinweis auf ihre beiderseitige Mittäterschaft gewertet werden. Und da Carver und Leo zusammen in einem alten viktorianischen Haus in Greenwich lebten, das Carver renovierte, durfte Meredith auch ihn nicht anrufen. Burt und Dev hatten sich mit Leos Anwalt getroffen, und alle drei hatten befunden, dass das Risiko einer gegenseitigen
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