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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück
Autoren: Elin Hilderbrand
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würde sie auf etwas warten. Auf Freddys Tod vielleicht? Die Russenmafia würde ihn ermorden, oder er erledigte den Job selbst, indem er Rattengift schluckte oder sich mit einer Scherbe die Pulsadern aufschlitzte. Gefängnisbeamte würden neben seinem Bett einen Zettel mit einem einzigen Buchstaben darauf finden. Dem Buchstaben M.
    Und dann war eines Nachmittags vorn auf der Veranda ein dumpfer Schlag zu hören, und Meredith, die mit einem Penelope-Lively-Roman vorm Feuer auf dem Sofa saß, richtete sich erschrocken auf.
    Sollte sie den Notruf wählen? Oder Ed Kapenashs Handynummer?
    Sie schlich zur Haustür. Die Sonne hing tief am Himmel und warf ein mildes herbstliches Licht auf die Veranda.
    Ein Paket.
    Meredith war misstrauisch. Bombe, dachte sie. Kiste mit Klapperschlangen. Gülle. Sie trat hinaus und schaute auf den Absender, ohne das Paket zu berühren.
    Es war von Toby. Und dann wurde Meredith klar, dass heute der 23. Oktober und morgen ihr Geburtstag war.
    Sie schleppte den Karton ins Haus. Sie wusste, dass sie eigentlich den nächsten Tag abwarten sollte, doch in ihrem Leben fehlten seit so langer Zeit kleine freudige Überraschungen wie diese, dass sie ihn trotzdem öffnete.
    Er enthielt einen Plattenspieler. Einen blassblauen Plattenspieler aus Bakelit mit einem schwarzen Plattenteller aus Gummi, einem Stromkabel auf der Rückseite und einem geriffelten weißen Plastikknopf, an/aus, Lautstärke eins bis zehn. Sie stöpselte ihn ein. Ob er funktionieren würde? Meredith rannte nach oben und griff sich ihr Simon-and-Garfunkel-Album, das bis zu diesem Moment so brauchbar gewesen war wie eine Tasche voll Geld aus Bürgerkriegszeiten. Sie flitzte nach unten und legte die Platte auf den Plattenteller. Dann drehte sie den Knopf, und ein winziges rotes Lämpchen ging an, und Meredith senkte den Arm, bis die Nadel auf die erste Rille des ersten Stücks traf.
    Der Song erfüllte das Haus; die Musik hatte jenes statische Knistern an sich, das Meredith aus ihrer Kindheit kannte. Sie stellte sie so laut wie möglich, was erstaunlicherweise verdammt laut war. Meredith lehnte sich an Connies wunderschöne Küchentheke, und während die theatralische Melodie sich durch die einzelnen Strophen fortsetzte, spürte sie, wie mit ihrer Brust, ihrem Kopf, ihrem Gesicht etwas geschah.
    Sail on Silver Girl,
    Sail on by
    Your time has come to shine
    All your dreams are on their way
    Ihre Augen begannen zu brennen, ihre Nase kribbelte, und dann wurden ihre Augen nass.
    Meredith wunderte sich. Sie hatte das Gefühl, dazustehen und sich von außen zu betrachten. Sieh mal, Meredith weint! Und dann ließ sie los. Sie schluchzte und wimmerte und rang nach Luft, nahm ihre Brille ab und legte sie auf die Theke. Es kümmerte sie nicht, wie unbeherrscht sie war; niemand konnte sie hören. Sie dachte an Ashlyns Kugelbauch und daran, dass diese Tränen lange, lange in ihr gereift waren.
    See how they shine
    If you need a friend, I’m sailing right behind
    Like a bridge over troubled water
    I will ease your mind
    Meredith Martin Delinn weinte. Ihre Tränen kamen von weit her, aus der Vergangenheit. Ihr Ursprung war der Beginn dieser Geschichte – das ungegessene Hummersandwich, das wöchentliche Pokerspiel, der Fahrunterricht auf dem Parkplatz von Villanova. Meredith weinte, weil sie ihren Vater vermisste. Dieser Schmerz würde nie vergehen.
    Morgen war ihr fünfzigster Geburtstag.
    Als der Song zu Ende war, tat Meredith das Einzige, was sie tun konnte. Sie griff zum Plattenarm und spielte ihn noch einmal.

Danksagungen
    Manche Bücher sind schwieriger als andere; dieses hier war sehr schwierig. Zunächst einmal muss ich meiner Lektorin Reagan Arthur für ihre kluge Mitwirkung beim Verfassen dieses Romans danken, ebenso dem brillanten und einfühlsamen Team bei Inkwell Management unter der Leitung zweier meiner Lieblingsmänner überhaupt, Michael Carlisle und David Forrer. Danke auch an Lauren Smythe und Kristen Palmer, deren Anregungen äußerst wertvoll waren.
    Ohne Stephanie McGrath, meine Nanny, die in jeder Hinsicht bei meinen drei Kindern für mich einsprang und unseren Haushalt mit ihrem strahlenden Lächeln beglückte, hätte ich keine einzige Zeile geschrieben. Ein erneutes Dankeschön an Anne und Whitney Gifford für die Nutzung des Hauses in der Barnabas Lane, meiner Zuflucht, und an Sally Hilderbrand, meine Mutter, für die Erlaubnis, zur Überarbeitung dieses Romans zu ihr in das Zimmer meiner Kindheit zurückzukehren und mich
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