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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück
Autoren: Elin Hilderbrand
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sich, ob sie wohl einmal Enkel haben würde.
    Diese Enkel würden Freddy wohl niemals kennen lernen. Gedanken wie dieser verfolgten sie.
    Sie sprach mehrmals in der Woche mit Leo und Carver. Meredith erkundigte sich, ob Leo Annabeth Martins Diamantring haben wolle, und er bejahte. Er hatte vor, Anais irgendwann im Frühjahr einen Heiratsantrag zu machen. Das Haus, in dem Meredith sich ihre Söhne vorgestellt hatte, war mit Gewinn verkauft worden, und jetzt hatten die beiden ein Gebot auf eine baufällige viktorianische Villa in Saratoga Springs abgegeben und versprochen, Meredith zu Thanksgiving auf Nantucket zu besuchen.
    Meredith kaufte Butternut-Kürbis von der Bartlett Farm und machte mit Connie als Beraterin am Telefon Suppe daraus. Was sie nicht aufaß, fror sie ein. Jeden Montagabend traf sie sich mit Dan bei A. K. Diamond’s, wo er sie seinen alten Freunden vorstellte, Tischlern und Feuerwehrmännern und Versicherungsvertretern, und während Meredith geglaubt hatte, sie würden sich für ihre finstere Vergangenheit interessieren, wollten die meisten nur wissen, wie es ihr gefiel, diesen irren Jeep zu fahren.
    Allmählich begann die Welt, Meredith wieder ihre Türen zu öffnen. Bei Dev trafen Briefe von Leuten ein, die Entschädigungen erhalten hatten, und Dev leitete sie an Meredith weiter, obwohl sie sie gelegentlich bis zu einer Woche lang liegen ließ, bevor sie sie aufmachte. Es war schwierig, Lob oder Dank anzunehmen, nachdem so viele Menschen so viel verloren hatten. Meredith bekam einen Brief von einer älteren Frau aus Iowa, die mit einem Scheck über eine Viertelmillion Dollar abgefunden worden war, nur sechzig Prozent dessen, was sie investiert hatte – aber trotzdem war sie Meredith dankbar und schrieb zum Schluss, Meredith solle den Kopf nicht hängen lassen. Sie haben das Richtige getan.
    Was soll das gewesen sein?, fragte sich Meredith.
    Aus dem australischen Broome kam ein Brief von Michael Arrow, in dem stand, die US -Regierung habe ihm eine Entschädigung von 1,3 Millionen Dollar versprochen. Das reiche zwar nicht, um die Perlenfarm seiner Familie zurückzukaufen, doch bei dem günstigen Wechselkurs würde es mehr als genug sein, um irgendwo im Süden ein Ferienhaus zu erwerben – vielleicht in Geraldton, vielleicht in Margaret River. Der Brief war freundlich und informativ, und am Ende lud Mr Arrow Meredith ein, ihn »jederzeit« in Westaustralien zu besuchen.
    Meredith war verblüfft. Wo hatte Michael Arrow gesteckt, bevor die Entschädigung zugesagt worden war, als Meredith im Dunkeln gelebt und keinen Freund auf der Welt gehabt hatte?
    Von Amy Rivers hörte sie nichts.
    Durch Dev wurde Meredith über Interviewanfragen von Diane Sawyer und Meredith Vieira informiert. Der Manager, der einst Oliver North vertreten hatte, wollte Meredith auf eine Vortragsreise schicken, mit der gutes Geld zu machen sei, meinte er.
    Meredith lehnte alles ab. Sie wollte an ihrer Beziehung zu Freddy keinen einzigen Penny verdienen.
    Dann kam das Angebot, sie solle ein Buch schreiben, mit einem Millionenvorschuss, mehr, als Samantha bekommen hatte, Meredith war nun mal die Ehefrau.
    Nein.
    Mit der Post traf ihr Pass ein. Sie konnte reisen, wohin sie wollte.
    Doch sie mochte nirgendwo anders sein.
    Meredith telefonierte mit Toby, mit Connie. Sie erörterte mit Dev, wie sie ihren Namen wieder in Meredith Martin ändern könne, und es war einfacher, als sie gedacht hatte – fünfzig Dollar, ein Stapel Formulare bei der Stadtverwaltung, fünf Minuten vor einem sehr wohlwollenden Richter. Meredith glaubte, sie würde sich wie ein neuer Mensch fühlen, sobald sie den Namen Delinn abgestreift hatte wie eine schuppige Haut.
    Aber so war es nicht. Sie fühlte sich wie zuvor. Obwohl sie beschlossen hatte, nicht mit Freddy zu reden, stellte sie gelegentlich fest, dass sie im Geiste mit ihm sprach.
    Ich habe deinen Namen sausen lassen, sagte sie dann. Als wäre er ein Ballon, der sich jetzt in die Luft emporschwang.
    An manchen Tagen war Meredith einsam, und Traurigkeit überfiel sie wie ein Virus. Sie machte sie kraftlos, sie verflog, sie kehrte zurück. An kalten Abenden zündete sie ein Feuer an und versuchte zu lesen – sie würde immer Bücher haben – , aber sie wünschte sich jemanden an ihrer Seite. Verdammter Freddy, dachte sie (eintausendneun, -zehn, -elf). An einem besonders schlimmen Abend wollte sie sich aus Connies Bad eine Tablette holen, aber Connie hatte sie alle mitgenommen.
    Es kam Meredith vor, als
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