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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück
Autoren: Elin Hilderbrand
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Chief. »Sie wurden heute Morgen um zwei Uhr auf der Milestone Road wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten und sagten, sie seien in ihrem Lieferwagen unterwegs nach Tom Nevers, um ›eine alte Freundin‹ zu besuchen. Der Wagen roch nach Marihuana, so dass Sergeant Dickson, der diensthabende Beamte, die beiden aufforderte auszusteigen. Und als er dann die hintere Tür öffnete, entdeckte er auf der Ladefläche drei Zwanzig-Liter-Kanister Benzin und vierzehn leere Farbsprühdosen, neongrün. Er forderte Verstärkung an, und als man den Wagen gründlich durchsuchte, fand man das hier.« Der Chief hielt eine Plastiktüte mit einem mittelalterlich wirkenden geschwungenen Dolch hoch, der mit Blut und Haaren bedeckt war. Meredith schaute in ihren Schoß.
    »Haben sie gestanden?«, fragte Connie.
    »Haben sie«, bestätigte der Chief. »Auf ihr Konto gehen zwei vandalistische Akte und auf seins die ungesetzliche Tötung eines Säugetiers. Gott weiß, was sie mit dem Benzin vorhatten.«
    »Das Haus anzünden«, sagte der Mann.
    »Hey!« Die Stimme des Chief war wie eine Peitsche. Meredith blickte alarmiert auf. Der Chief war jetzt ganz Polizist. »Ist mir eine Freude, Sie wegen versuchter Brandstiftung zu verhaften.« Er wandte sich Connie und Meredith zu. »Ich vermute, Sie wollen Anzeige erstatten.«
    »Mein Haus anzünden?«, sagte Connie. »Das Haus hat mein Mann entworfen. Natürlich will ich Anzeige erstatten.«
    »Warte mal«, warf Meredith ein. »Wer sind sie?« Sie senkte die Stimme und versuchte sich einzureden, dass sie sie nicht hören konnten oder sie, falls doch, nicht verstehen würden. »Sind sie Russen?« Waren es Attentäter, geschickt von der Russenmafia? Zwei Menschen, die aussahen, als seien sie einem Gulag entsprungen?
    »Sie sind aus Weißrussland«, erklärte der Chief. »Aus Minsk.«
    Minsk. Meredith sah die Frau an. Auch aus Minsk, wie ich. »Arbeiten Sie als Putzfrau?«, fragte sie.
    Die junge Frau nickte.
    Ja, okay. »Haben Sie die Ersparnisse Ihres ganzen Lebens Ihrem Arbeitgeber anvertraut, damit er sie bei Delinn Enterprises investiert? Einhundertsiebenundreißigtausend Dollar?«
    Das Mädchen hob ruckartig den Kopf. »Ja. Woher wissen Sie?«
    »Ich habe eine Freundin von Ihnen kennen gelernt.«
    Connie beäugte Meredith neugierig.
    »Im Kosmetiksalon.«
    »Ahhh«, sagte Connie.
    Meredith musterte den Mann. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Das Haus anzünden. Sie hatte seine Stimme schon einmal gehört. Und dann fiel es ihr ein: auf der Fähre. Er hatte mit ihr angestanden, als sie für sich und Connie Kaffee holen gegangen war. Er musste sie erkannt haben und Connies Escalade bis nach Tom Nevers gefolgt sein.
    »Die beiden Vandalismusanzeigen gegen sie könnten wir fallen lassen«, sagte der Chief, »aber für die ungesetzliche Tötung eines Säugetiers muss er sich verantworten, ebenso für den Besitz von Marihuana.«
    »Zieh die Anzeigen wegen Vandalismus zurück«, flüsterte Meredith.
    »Was?«
    »Sie hat ihre Lebensersparnisse verloren.«
    »Na und?«, sagte Connie. »Es ist mein Haus. Mein Wagen.«
    »Würden die Damen das lieber draußen im Flur besprechen?«, fragte der Chief.
    »Nein«, entgegnete Meredith. Sie lächelte Connie an und wisperte: »Sie hat viel Geld verloren, Con. Sie hat alles verloren.«
    Connie war nicht überzeugt und schüttelte den Kopf.
    »Und dann noch was«, sagte Meredith. »Wenn sie das Haus nicht beschmiert hätten, hättest du Dan nicht kennen gelernt.«
    »Ach komm.«
    »Du solltest dich bei ihnen bedanken. «
    Connie verdrehte die Augen und wandte sich an den Chief. »Okay, wir sind raus aus der Sache. Aber Sie bestrafen ihn dafür, dass er Harold getötet hat? Und Sie sorgen dafür, dass keiner von den beiden sowas noch mal macht?«
    »Das ist mein Job«, sagte der Chief.
    Meredith und Connie standen auf. Meredith trat zu der Frau, Dmitria Sorchew, und sagte: »Ich möchte, dass Sie wissen, wie leid es mir tut. Das mit Ihrem Geld. Mit Ihren Ersparnissen.«
    Als die junge Frau den Mund öffnete, wurden dunkel verfärbte Zähne sichtbar. »Scheiß auf Freddy Delinn.«
    Meredith seufzte und sah über ihre Brille hinweg Connie an. Connie lächelte. Jetzt mochte sie die Weißrussin schon ein bisschen lieber.
    Sie wandte sich an den Chief. »Danke, dass Sie uns angerufen haben.«
    »Ich bin froh, dass wir das geklärt haben«, sagte er und begleitete die beiden in den Flur. »Sie müssen das Protokoll noch unterschreiben, irgendwann morgen
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