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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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erwähnten Ausbildung. Und schließlich hatte er, zum Mann herangereift, die Geschenke der Erneuerung und des vertieften Verständnisses erkannt, die in der Stille lagen.
    »Komm zurück...« Leise und angstvoll klang die Stimme, von Tränen fast erstickt. Er wollte antworten. Aber er konnte es nicht. Sein Körper gehorchte seinem Willen nicht mehr, der sich davon getrennt hatte. Nun trieb sein Geist mit einer Strömung dahin, immer weiter weg.
    »Verlassen Sie uns nicht.« In Gedanken runzelte er die Stirn. Verlass du mich nicht, wollte er die Frau bitten. Warum sollte sie auch? Er wusste es nicht.
    »Verdammt, Deilos!« Irgendwann tauchte er wieder empor in den Schmerz, der ihm verriet, er würde noch leben. Seine Qual – und die Wut der Frau über den Mann, der ihm dies angetan hatte. Deilos. Nicht mehr der Freund aus Kindertagen, sondern ein Gefährte, aus dem ein mörderischer Verräter geworden war.
    Deilos, der seine gerechte Strafe erhalten musste.
    Sie roch nach Geißblatt, dieser Duft und der Gedanke an ihre seidenweiche Haut entzückten ihn. Wieder einmal holte er tief Atem, und da fühlte er...
    ... wie das Schiff sanft gegen das Dock stieß. Die Vergangenheit glitt davon. Doch die Erinnerungen umhüllten Atreus – unentrinnbar.
    Ein letztes Mal schaute er sich in der Kabine um, dann ging er hinaus und stieg die schmale Treppe zum Deck hinauf, wo sich seine Männer versammelt hatten – ebenfalls fremdländisch gekleidet, aber in einer schlichteren, eher praktischen Version. Die Augen hellwach, die Hände an den Griffen ihrer Schwerter, die keineswegs einem zeremoniellen Zweck dienten, machten sie ihm Platz. Vom steinernen Kai drang ohrenbetäubender Lärm heran, der dröhnende Tumult gewaltiger Menschenmassen, die sich am Hafen und in den schmalen Straßen tummelten. Aufgeregt stemmten sie sich gegen eine Barriere aus karmesinrot uniformierten Soldaten. Eine Musikkapelle spielte eine lebhafte Melodie, mit Trommelgetöse und klirrenden Beckenschlägen, wurde jedoch von schrillem Jubelgeschrei übertönt, sobald der Vanax an der Reling erschien.
    Verwundert hielt er inne und beobachtete das Getümmel, die sichtliche Begeisterung dieser Leute über die Ankunft eines Mannes, den sie nicht kannten, der ihnen unmöglich etwas bedeuten konnte – außer einer amüsanten Sensation. Obwohl er diese Neugier und den Überschwang irgendwie verstand, fand er beides erstaunlich. In der Heimat seines Herzens pflegte man Emotionen nicht so offen zu zeigen.
    Plötzlich entdeckte er inmitten der anonymen Menge vertraute Gesichter, und heiße Freude erfasste ihn. So eigenartig ihm dieses Land auch vorkam, das er aufgesucht hatte – es bot ihm eine Wiedervereinigung mit geliebten Menschen.
    »Atreus, Atreus, hier sind wir!«, rief Prinzessin Kassandra. Trotz seiner Absicht, einen möglichst würdevollen Eindruck zu erwecken, musste er beim Anblick seiner Halbschwester lächeln. Erst seit einigen Monaten verheiratet, liebte sie den großen, blonden Mann an ihrer Seite innig und leidenschaftlich. Diese Gefühle erwiderte er mit gleicher Glut. Vor lauter Glück strahlte sie übers ganze Gesicht.
    Nachdem Atreus’ Männer am Fuß der Laufplanke eine Ehrenwache gebildet hatten, ging er an ihnen vorbei, wurde von seinem Halbbruder umarmt und beinahe zerquetscht. Grinsend schlug ihm Alex auf die Schulter, so kraftvoll, dass ein schwächerer Mann vermutlich zusammengebrochen wäre.
    »Großartig!«, scherzte der Prinz. »Kaum kreuzt du auf, und schon bist du der populärste Mann von London. Damit hätte ich rechnen müssen.«
    »Und du hättest mich warnen können«, ergänzte Atreus trocken. »Eigentlich war ich auf eine eher familiäre Begegnung eingestimmt.«
    »Wenn der Vanax von Akora zu seinem ersten offiziellen Besuch in England eintrifft? Das durftest du wohl kaum erhoffen. Willkommen, mein Bruder, ich freue mich, dich wiederzusehen.«
    »Oh, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.« Die Arme ausgebreitet, wandte sich Atreus zu der jungen Frau, die vor Begeisterung beinahe auf und ab hüpfte. »Kassandra, liebste Schwester!«
    Ungestüm fiel sie ihm um den Hals. »Joanna ist so traurig, weil sie sich nicht zum Empfangskomitee gesellen konnte. Aber Amelia hat gehustet. Deshalb musste ihre Mutter bei ihr bleiben. Keine Bange, inzwischen geht es deiner kleinen Nichte schon viel besser.«
    »Wir haben den strengen Befehl erhalten, dich unverzüglich nach Hause zu bringen, Atreus«, erklärte Alex mit der gutmütigen
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