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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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Toleranz eines zufriedenen Ehemanns. »Natürlich kann es Joanna kaum erwarten, dich zu begrüßen.«
    »Auch ich möchte deine Gemahlin möglichst bald in die Arme schließen.« Nun richtete Atreus seinen Blick auf den Mann, der etwas abseits stand. Kassandras offenkundiges Glück gebot dem Vanax, seinem englischen Schwager, Lord Hawkforte, voller Wohlwollen gegenüberzutreten. Doch er hatte den Mann auch auf dem Exerzierplatz und bei einigen Karaffen Wein unter die Lupe genommen, und Royce hatte ihm keine einzige Enttäuschung bereitet. »Wie schön, dich wiederzusehen.«
    »Ganz meinerseits, Sire.«
    Kaum merklich zuckte der Vanax von Akora, der hochverehrte Herrscher seines Volkes, zusammen. »Sire? Müssen wir uns den Formalitäten schon so kurz nach meiner Ankunft beugen? Ehrlich gesagt, ich hatte gehofft, dies ließe sich noch für eine kleine Weile vermeiden.«
    »Leider nicht.« Royce lenkte Atreus’ Aufmerksamkeit auf einen großen, kräftig gebauten Mann, der das Wiedersehen interessiert beobachtet hatte. »Da der Prinzregent indisponiert ist, lässt er sich zu seinem tiefsten Bedauern entschuldigen. An seiner Stelle hat uns Lord Liverpool begleitet, der Premierminister.«
    Forschend betrachtete Atreus den Mann, der diese hohe Position übernommen hatte, nachdem sein Vorgänger im Frühling dieses Jahres ermordet worden war. Liverpool schien seinem Leumund zu entsprechen – ein solider, fantasieloser, schwerfälliger, aber verlässlicher Brite.
    Weil der Vanax solchen Männern begegnen wollte, war er hierher gereist. Um sie zu beeindrucken, zu überzeugen, zu verstehen? Gewiss, dies alles traf zu. Aber es steckte noch viel mehr dahinter. Dank der neuen Maschinen und Fabriken, die sich im ganzen Land ausbreiteten und die Wirtschaft ankurbelten, erlangte Großbritannien ungeheure Macht und Reichtum, beispiellos in seiner Geschichte. Im Krieg mit Napoleon und den einstigen amerikanischen Kolonien wurde die englische Monarchie auch noch innenpolitischen Herausforderungen ausgesetzt, die anderen Nationen blutige Revolutionen aufgebürdet hatten. Und so folgte England zielstrebig seinem Weg in die Zukunft, gleichgültig gegenüber allen Interessen außer den eigenen.
    Einer solchen Entschlossenheit musste man bewundernd, aber auch mit äußerster Vorsicht begegnen. Höflich neigte Atreus den Kopf. »Lord Liverpool, ich habe mich darauf gefreut, Sie kennen zu lernen.«
    Auch der Premierminister nickte ehrerbietig. »Sire, Sie sind uns höchst willkommen. Nicht nur Seine Hoheit, der Prinzregent, sondern sein gesamtes Kabinett hat Ihrer Ankunft entgegengefiebert.«
    »Ebenso wie ich, Lord Liverpool. Abgesehen von anderen Beweggründen, möchte ich herausfinden, was einige Mitglieder meiner Familie veranlasst, teilweise hier zu leben. Hoffentlich verzeihen Sie mir, wenn ich mir die Bemerkung erlaube, dass Englands Anziehungskraft nicht mit dem Klima zusammenhängen kann.«
    Der Premierminister lachte etwas unsicher, was Atreus zufrieden registrierte. Meistens lohnte es sich, seine Feinde – potenzielle und tatsächliche – aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wäre er nicht von Kassandra abgelenkt worden, hätte er noch einmal in dieselbe Kerbe geschlagen.
    »Sicher erinnerst du dich an Brianna, nicht wahr, Atreus?« Seine Schwester zog ein großes, schlankes Mädchen von Anfang zwanzig an ihre Seite.
    Im seidigen Haar der jungen Frau erkannte er jene rötliche Schattierung wieder, die der Maler Tizian geliebt hatte – die tiefe Leidenschaft und zugleich mädchenhafte Scheu ausdrückte. Die Wangen schimmerten milchweiß, in den hellgrünen Augen leuchteten goldene Pünktchen.
    Und die beiden Grübchen, die sich unter der schlichten, eleganten Kleidung verbargen...?
    »Schön wie eh und je, Brianna.« Weil der Vanax von Akora keinen Grund sah, seine Gedanken zu verschweigen, fügte er hinzu: »Viel zu lange sind Sie uns ferngeblieben.«
    Errötend senkte sie die Wimpern. Aber dann erwiderte sie seinen Blick. »Es beglückt mich, Sie so gesund und munter zu sehen, Sire.«
    Genauso hatte die Stimme geklungen, an die er sich erinnerte. Leise und sanft – und zugleich von innerer Kraft erfüllt. Jetzt sprachen sie Englisch. Wie er sich entsann, schwang in ihrem Akoranisch ein ganz leichter, sehr charmanter Akzent mit. Und sie duftete immer noch nach Geißblatt.
    »Da drüben stehen die Kutschen.« Alex hob ein wenig die Brauen, was Atreus lächelnd bemerkte. Sein Verhalten musste dem Bruder seltsam erscheinen. Bald
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