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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer
Autoren: Horst Hoffmann
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Hand, dann umarmte er Golad.
    »Du hast wie immer recht, Sadagar. Gehen wir. Wo ist Chrandor?«
    Der Steinmann verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wo soll er schon sein? Er will auch hierbleiben und versteckt sich irgendwo.« Sadagar hob die Stimme. »Aber er soll bloß nicht glauben, dass ich ihn vermissen werde, ihn und seine beiden Viecher!«
    Sadagar schien enttäuscht, als er keine Antwort erhielt.
    Mythor hielt es nun nicht mehr länger. Er schüttelte einigen Männern die Hände und wünschte den Zurückbleibenden, dass sich ihre Hoffnungen erfüllen mochten. Und als er an der Spitze seiner Gruppe die Klippen hinabkletterte, sah er im Licht des Mondes ein zartes Keimblatt, das noch die Samenkapsel trug, aus der es im fingerdicken Humus auf einem Vorsprung geschlüpft war.
    Es war wie ein Omen für die Insel Sarmara, für ihre Bewohner und all jene, die in Seenot gerieten und eines Tages ebenfalls als Schiffbrüchige hier stranden sollten. Mythor lächelte und kletterte weiter abwärts. Ja, er war sicher, dass dies durch die Arbeit und Begeisterungsfähigkeit der Zurückbleibenden doch noch eine Insel glücklicher Menschen werden würde – vielleicht sogar eine Insel des Lichts, ein Land der Liebe. Nicht nur die Menschen schienen mit dem Tod des Kraken aus dessen unseligem Bann befreit worden zu sein. Auch die Insel selbst, ihre Natur, hatte seine dämonische Macht erstickt. Nun leuchteten die Sterne über Sarmara, und unter den warmen Strahlen der Sonne sollte sich neues, blühendes Leben entwickeln.
    Eine Insel des Lichts, eine weitere Bastion gegen die Mächte der Finsternis. Leone war eine solche, und in den Götterbergen des Karsh-Landes ging der Kleine Nadomir daran, eine weitere zu schaffen. Nottr war an der Spitze der Cirymer in die Wildländer des Nordens gezogen, und Mythor war zuversichtlich, dass der Barbar auch dort das Erbe des Lichtboten hochhalten würde und den Dunklen Mächten den Kampf ansagte.
    War es nicht das Wirken des Lichtboten gewesen, Fixpunkte über die Welt zu verstreuen, die bis heute den Dämonen und ihren Handlangern zu trotzen vermochten? Und war dies, was nun geschah, nicht etwas Ähnliches? Erfüllte er nicht schon den Willen des Lichtboten, indem er solche Bastionen zu schaffen half? Durfte er nicht der Zukunft zuversichtlich entgegenblicken, trotz der an allen Fronten vorrückenden Heerscharen der Finsternis?
    Mythor erschrak vor sich selbst. War er bereits so vermessen, sich mit dem zu vergleichen, der einstmals auf seinem Kometentier zur Welt herabgekommen war und das Böse in seine Schranken verwies?
    Solche Gedanken beschäftigten Mythor, bis er mit Sadagar und den zwölf Männern das Boot aus dem Leib der Gasihara ins Wasser der Bucht gebracht hatte. Dann jedoch, als er sich an eines der Ruder setzte und das Boot gemeinsam mit den anderen vom Wrack abstieß, sah er nur noch den Strudel vor sich und die schmale, reißende Wasserstraße, die sie zurück aufs offene Meer bringen sollte, aus dem Sarmara-Strudel hinaus in andere, tückische Gewässer. Jetzt, im Angesicht der schäumenden Fluten, nahm sich das Unternehmen mehr als nur tollkühn aus. Eine Handvoll zu allem Entschlossener schickte sich an, die Elemente herauszufordern, und keine Magie würde sie schützen können.
    Dreißig Fuß lang war das Boot, gut zehn Fuß breit. Sechs Ruder auf jeder Seite schlugen gleichmäßig ins Wasser. Sadagar saß im Heck und bediente das Steuerruder. Eine winzige Nussschale in den mahlenden Wassern des mächtigsten Strudels, den die Seefahrt kannte, dachte Mythor ernüchtert.
    Ein Geschrei aus Hunderten von Kehlen hob auf den Klippen an, als die Männer sich in die Ruder legten. Mythor winkte ein letztes Mal. Doch eine Stimme übertönte alle anderen.
    »Sadagar, alter Schuft! Hast wieder einmal die leichteste Arbeit für dich ausgesucht! Hol dich das schrecklichste aller Seeungeheuer, wenn du die Kerle nicht sicher nach Logghard bringst. Denk dran, du bist jetzt ohne meinen Schutz!«
    Chrandor stand allein auf dem weitesten in die Bucht ragenden Vorsprung und winkte heftig. Sadagar grinste Mythor an.
    »Ich werd’s überleben, Pirat! Und du halte dich wacker! Möge das hässlichste aller alten Weiber dich in seine Hütte schleifen und…«
    Alles Weitere ging im Rauschen der Strömung unter, die das Boot in diesem Augenblick erfasste und mitten hinein in den Strudel riss .
    Der Kampf gegen die Naturgewalten begann. Wie ein Stück Treibholz wurden sie fortgerissen. Rechts und
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