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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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Mädchen sprechen. Zumindest waren sie unterhaltsamer als Bradstone und
Lofting.
    »Also
gut«, gab ich nach, »ich spreche also mit ihnen und warte ab, was dabei
herauskommt; aber versprechen kann ich nichts. Keine von ihnen wird sich doch
absichtlich verraten, oder ?«
    »Ich
verlasse mich darauf, daß die Geldgier sie dazu verleiten wird«, sagte
Bradstone sachlich. »Und ich glaube nicht, daß es Sie viel Mühe kosten wird,
diese Unterredungen zu arrangieren. Vielmehr bin ich ganz sicher, daß die
Mädchen von sich aus das Gespräch mit Ihnen suchen. Jede einzelne wird Sie
davon überzeugen wollen, daß sie die richtige Erbin ist und im Testament
begünstigt werden sollte. In ihrem Eifer werden sie sich höchstwahrscheinlich
selbst verraten. Damit rechne ich fest. Und mit Ihrer Menschenkenntnis. Können
Sie mir Hoffnung machen ?«
    »Wie
weit es mit meiner Menschenkenntnis her ist, kann ich nicht gut beurteilen,
aber zumindest ist mir jetzt klar, wie Sie sich Ihre siebzig Millionen verdient
haben, Mr. Bradstone. Wie dem auch sei, ich werde mein Bestes tun, um die sechs
Erbschleicherinnen zu entlarven. Dennoch wäre es möglich, daß sich jede von den
sieben ganz ehrlich für Ihre Tochter hält. Darüber sind Sie sich doch klar ?«
    »Und
ebenso möglich wäre es, daß keine von ihnen die richtige ist, Mr. Roberts .« Der Alte ließ den Kopf sinken, und ich fürchtete schon,
er würde auf die Schreibunterlage aufschlagen. Lofting warf mir einen Blick zu,
der klar besagte, daß meine Zeit abgelaufen war. Schnell erhob ich mich. Der
Riese folgte mir durch die Tür, dann folgte ich ihm durch einen langen Korridor
und eine teppichbelegte Treppe hinauf.
    Oben
hielten wir vor der ersten Tür. »Dies ist Ihr Zimmer für die Dauer Ihres
Aufenthaltes, Mr. Roberts«, verkündete Lofting.
    Ich
dankte ihm und setzte den Fuß auf die Schwelle.
    »Nur
noch eines, Sir...«
    »Was
denn?«
    »An
Ihrer Stelle würde ich Mr. Bradstones letzte Bemerkung nicht allzu ernst
nehmen. Es ist unbedingt notwendig, daß seine Tochter noch in dieser Woche
gefunden wird. Tun Sie das lieber, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist .«
    »Wie
er schon sagte — wir wissen nur, daß sie auf der Insel sein könnte .«
    Lofting
trat näher und krümmte die dicken Finger. Als er die Hand hob, wurde mir die
Kehle eng. »Aber sie ist tatsächlich hier, Mr. Roberts«, sagte er betont. »Sie
brauchen sie bloß zu finden .«
    Abrupt
wandte er sich um und verschwand die Treppe hinunter; ich sah ihm nach und
überlegte, wieviel einfacher das Leben für mich
gewesen wäre, wenn ich den Seemannstod gefunden hätte.
     
     
     

3
     
    Ich
musterte das Bett mit seiner braunroten Decke und dem einsamen Kopfkissen, und der
dringende Wunsch, Bradstones siebzig Millionen mitsamt ihren problematischen
Accessoires zu vergessen, ließ mich fast darauf zufliegen, noch in meinen
Kleidern. Ich war müde, und meine Reise zu den Sternen hatte mit einer harten
Landung in der rauhen Wirklichkeit geendet.
    Die
Steinwände des Zimmers waren grau verputzt, weshalb die rote Bettdecke und der
grüne Teppich wie ein Hippie-Protest dagegen wirkte .
Aber momentan war mir Wohnkultur völlig gleichgültig. Das Schrankkabinett hatte
eine weiße Tür und schien mir der rechte Platz für meinen Mantel, während in
meinem Inneren die Pflicht zu denken und die Neigung zu schlafen sich ein
hartes Duell lieferten.
    Die
Beleuchtung im Schrankkabinett war recht schwach, reichte aber, mich ein
Dutzend leere Drahtkleiderbügel und eine nackte Brünette erkennen zu lassen,
die graziös an der Rückwand lehnte.
    »Colonel
Bradstones Tochter, wie sie leibt und lebt«, intonierte ich mit meinem besten
Südstaatlerakzent.
    »Daß
er Colonel war, wußte ich nicht«, sagte sie ungerührt. »Aber es gibt noch mehr
Dinge im Leben meines Vaters, von denen ich nichts weiß .«
    »Ihm
geht’s bei Ihnen genauso .«
    »Aber
da er ja nun Sie als sein offizielles Hörrohr angeschafft hat, ist es meine
kindliche Pflicht, Sie über alles zu informieren, was er gern über die
Langentbehrte erfahren möchte .«
    »Ein
paar Details dabei, das kann ich Ihnen versichern, interessieren ihn nicht die
Bohne. Zum Beispiel, ob Ihre Oberweite neunzig, Ihre Taillenweite sechzig, Ihre
Hüften...«
    »Oh
— aber Sie interessiert das doch, nicht wahr ?« unterbrach sie mich fröhlich und schubste mich rücklings aus dem
Kleiderschrank. Langsam und mit rollenden Hüften kam sie näher, so daß ich das
plötzliche Bedürfnis
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