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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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hilfsbereit.
    »Sie
bekam einhunderttausend Dollar«, sagte er lakonisch. »Das war, glaube ich,
recht großzügig .«
    »Großzügigkeit
kann man nicht in Scheckbeträgen messen«, bemerkte ich. »Ehrlich gesagt, Mr.
Bradstone, ich bin der Meinung, wir sollten die Reminiszenzen etwas abkürzen
und zu den Fakten kommen. Bisher weiß ich nur, daß Sie eine Affäre hatten, und
daß die Dame — was nicht weiter überrascht — eines Tages schwanger wurde.
Danach verschwand sie, stimmt’s? Aber was geschah weiter ?«
    Lofting
warf mir von seiner Höhe herab einen giftigen Blick zu, aber ich ignorierte
ihn.
    »Nichts
geschah .« Bradstone zuckte die Schultern. »Sie nahm die hunderttausend, und damit hatte ich sie zum letztenmal gesehen. Was mir nur recht war. Aber dann im
letzten Jahr, als ich mit Sicherheit erfuhr, daß ich nur mehr zwölf Monate zu
leben hatte, erinnerte ich mich an sie. Und an das Kind.«
    »Verstehe.
Ihr Leben zog blitzartig an Ihrem inneren Auge vorüber, und Sie verspürten den
überwältigenden Drang, altes Unrecht wieder gutzumachen .«
    »Sie
drücken sich unangenehm plump aus, Mr. Roberts«, grollte der Alte, während
Lofting hinter ihm mit den Wurstfingern knackte. »Aber ich muß zugeben, so war
es. Kurz vor meinem Tode blicke ich jetzt noch einmal zurück und entdecke
manches, was ich bedauere. Das meiste davon läßt sich natürlich nicht mehr
reparieren. Das Leben ist eine Einbahnstraße, heißt es, und Geschehenes ist
nicht ungeschehen zu machen .«
    »Aber
da gab es eine Tochter .«
    Er
nickte. »Ja, meine Tochter. Nur daß ich sie, wie Sie wissen, nicht finden
konnte .«
    Plötzlich
wurde mir bewußt, daß mir die ganze Zeit etwas im Kopf herumgegangen war.
»Woher wissen Sie denn überhaupt, daß Sie eine Tochter haben? Und daß das Kind
ein Mädchen war? Haben Sie die Mutter ausfindig gemacht ?«
    »Die
Mutter ist tot. Wir fanden Leute, die sie gekannt hatten. Sie starb, als das
Kind drei Jahre alt war. Es kam dann in ein Waisenhaus in Los Angeles. Meine
Detektive haben das herausgebracht, aber es ist auch alles. Im Waisenhaus endet
jede Spur von ihr .«
    »Aber
es muß doch Unterlagen geben .«
    Deprimiert
hob er die Hände. »Alle verlorengegangen. Das Haus selbst ist vor drei Jahren
völlig niedergebrannt. Alle Akten gingen in Flammen auf .«
    »Besitzen
Sie eine Fotografie der Mutter ?«
    Amüsiert
verzog er den Mund. »Ich bin niemals sonderlich sentimental gewesen«, sagte er.
»Jedenfalls nicht bis vor kurzem.«
    Ich
versuchte, die Lage zu rekapitulieren. »Demnach konnten Sie sie also nicht
aufspüren. Aber Sie sagten vorhin, sie sei hier auf dieser Insel .«
    Der
Alte fixierte mich mit harten Augen. »Die Nachforschungen wurden nicht
eingestellt, Mr. Roberts. Ich bin nicht der Mann, der einen Mißerfolg hinnimmt oder auf etwas verzichtet, das er sich wünscht. So habe ich ein ganzes
Jahr und eine Menge Geld daran gewandt, 22 Jahre alte weibliche Wesen zu
überprüfen, die ihre Kindheit im Waisenhaus Sunnyvale verbracht hatten .«
    »Übrigens
— was wurde eigentlich aus den hunderttausend Dollar ?« erkundigte ich mich aus bloßer Neugierde.
    »Kein
Cent mehr da. Natürlich mischte dabei auch ein Mann mit. Nicht ihr Ehemann. Wir
kennen seinen Namen, wissen aber sonst nichts über ihn .«
    »Und
wie hieß das kleine Mädchen? Warum haben Ihre Detektive das nicht auch
festgestellt ?«
    »Wir
konnten niemanden finden, der ihre Mutter gut genug gekannt hätte, um uns
nähere Angaben zu machen. Niemand konnte sich an den Namen des Kindes erinnern,
nur daran, daß ihre Mutter die Kleine gewöhnlich >Schätzchen< rief .«
    »Auch
keine große Hilfe«, seufzte ich.
    »Außer
der Detektei, die den Spuren meiner Tochter folgen sollte, engagierte ich auch
einen Promoter .« Er lächelte schwach. »Und damit
begannen unsere eigentlichen Sorgen .«
    »Was
genau ließen Sie denn bekanntmachen ?«
    »Die
Tatsache, daß ich siebzig Millionen Dollar an eine junge Dame zu vergeben
hatte, die nachweisbar meine Tochter ist. Sie legen aber nicht gerade eine
brillante Auffassungsgabe an den Tag, Mr. Roberts .«
    »Das
kommt davon, wenn man zu viele Gesetzbücher liest. Was geschah weiter ?«
    »Das
sollten Sie sich eigentlich denken können. Wir erhielten Briefe von etwa
eintausend jungen Damen, die alle meine Tochter sein wollten .«
    Ich
nickte weise, damit er sehen konnte, daß ich mitkam. »Jetzt beginne ich, Ihr
Problem zu verstehen. Sie glauben, einige davon haben gelogen
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