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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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Gesicht. »Der Name... Richtig, der Name.« Er seufzte.
»Genau dies, Mr. Roberts, ist unser Problem .«
    »Scheint
so«, nickte ich. »Immerhin bin ich nur informiert, daß Sie den Hauptteil Ihres
Vermögens Ihrer Tochter hinterlassen wollen, wobei die Leitung des Unternehmens
in Händen eines Direktoriums bleibt, das wir erst noch zusammenstellen wollten.
Und Sie erwähnten nur eine einzige Tochter. Habe ich das richtig verstanden ?«
    Er
nickte grimmig. »Völlig richtig.« Dann blickte er mich jammervoll an und preßte
wieder die Hände gegeneinander. »Aber ich kenne nicht einmal den Namen meiner
Tochter, Mr. Roberts«, sagte er.
    Erst
starrte ich ihn an, dann nickte ich weise. »Verstehe«, sagte ich und verstand
überhaupt nichts. »Dann ist keine der beiden jungen Damen, die ich vorhin
kennengelernt habe, Ihre...«
    Mit
einem seltsamen Lächeln schüttelte er den Kopf. »Nicht daß ich wüßte, Mr.
Roberts .«
    »Wünschen
Sie demnach, daß wir Ihr Vermögen treuhänderisch verwalten, bis Ihre leibliche
Tochter gefunden ist ?«
    Wieder
verzog er das Gesicht. »Sie reden, als würde ich im nächsten Augenblick tot
umfallen .« Er schnaufte, aber diesmal erkannte ich es
gleich als Gelächter. »Wer weiß, vielleicht haben Sie ja recht. Trotzdem würde
ich gern noch lange genug leben, um meine Tochter begrüßen zu können. Sie
müssen nämlich wissen, daß sie wahrscheinlich hier bei uns auf dieser Insel ist .«
    Unwillkürlich
warf ich einen Blick über die Schulter.
    »Sie
lebt schon seit zwei Wochen hier«, ergänzte Lofting. »Wie all die anderen.«
    »Wie
die anderen?« Ich versuchte, selbst unter Schock Gelassenheit zu wahren.
    »Ja«, schnaufte Bradstone. »Hier bei uns wohnen sieben junge
Damen, von denen jede meine Tochter sein kann. Aber vielleicht sollte ich Ihnen
die Situation von Anfang an erläutern, damit Sie besser beurteilen können, was
zu unternehmen ist. Und was ich von Ihnen erwarte.«
    »Ich
dachte, meine Aufgabe sei nur, Ihr Testament abzufassen«, sagte ich.
    »Das
ist sie auch«, stimmte der alte Mann zu. »Was aber voraussetzt, daß wir meine
Tochter finden. Es ist doch klar, daß ich ihr nichts hinterlassen kann, wenn
ich nicht weiß, wer sie ist .«
    »Gewiß«,
nickte ich. »Zumindest kann sie es nicht beanspruchen, um ganz exakt zu sein .«
    »Richtig.
Und nun von Anfang an...« Er beugte sich vor und stützte sich auf seine hageren
Arme, als machte er sich auf eine lange Rede gefaßt. »Wir nennen es am besten
Anfang, obwohl ich damals 63 Jahre alt war .« Schmunzelnd senkte er den Blick. »Wie viele Männer dieses Alters und mit einer
großen Karriere, mit Reichtum, Macht und Erfolg, wurde ich mir plötzlich
bewußt, daß ich ein alter Mann geworden war, ohne jemals das Leben genossen zu
haben. Also entschloß ich mich, das nachzuholen und eine Frau zu verführen.
Eine junge, lebenslustige, amüsante Frau, die mir neue Kräfte und — vielleicht —
auch meine verlorene Jugend wiedergeben konnte.«
    Er
blickte auf, und ich lächelte mein ermutigendes Anwaltslächeln.
    »Keine
sehr originelle Geschichte, nicht wahr, Mr. Roberts? Wahrscheinlich haben Sie
ähnliches schon oft zu hören bekommen. Nur daß ich für meinen Teil weder den
Kopf noch das Herz dabei verlor. Kurz gesagt, ich bekam meinen Spaß. Aber
hinterher, als mir die junge Dame ernsten Gesichts eröffnete, daß sie schwanger
war — da hatte ich genug .«
    »Sie
hatten also genug — und was hatte die Dame ?«
    Bradstone hob die Brauen. »Sie wollte natürlich Geld. O nein,
geliebt hat sie mich nicht, schließlich war ich inzwischen 65, vergessen Sie
das nicht. Also gab ich ihr, was sie verlangte, so wie sie vorher mir das
Gewünschte gegeben hatte, und beendete damit die letzte Affäre meines Lebens.
Meinen Abgesang, sozusagen. Danach wandte ich mich wieder meinen Geschäften zu,
und zwar mit erheblichem Erfolg, bis ich mich vor etwa drei Jahren zurückzog .« Er grinste, und ich begann daran zu zweifeln, daß ihm
seine Freundin jemals den Auftrieb hätte geben können, den ihm das
Geldscheffeln verlieh.
    »Nun
bin ich 87, müssen Sie wissen«, fügte er vergnügt hinzu. »Und ich kann immer
noch all diese Laffen ausmanövrieren, die da glauben, sie verstünden mehr vom
Geschäft als der Alte .«
    » Wieviel Geld haben Sie ihr gegeben ?«
    » Wieviel ?« Begriffsstutzig starrte er mich an. »Ach so, Sie
meinen die junge Dame, von der ich vorhin sprach .«
    »Die
Mutter Ihrer Tochter«, erläuterte ich
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