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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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einsfünfundachtzig ,
auch breiter, und obwohl er nicht gerade schlurfenden Schrittes vor mir her
durch die Halle ging, war ich nicht ermutigt. Wer möchte schließlich, daß ein
Frankensteinmonstrum auch noch behende ist?
    Nach
etwa zehn Schritten wandte sich die furchteinflößende Gestalt nach mir um,
wobei sie auch den letzten Rest Licht blockierte, aber ich konnte immerhin
einen Blick auf das Gesicht mit dem groben Profil werfen.
    »Hier
entlang, Mr. Roberts«, sagte er mit derselben hohen Stimme wie an der Tür. Mit
seinem Bürstenhaarschnitt à la Eric von Stroheim, seinem Boris-Karloff-Gesicht und
der Stan-Laurel-Stimme hatte er mich völlig durcheinandergebracht: ich wußte
nicht mehr, in welchem Film ich war. Aber es hatte keinen Sinn, auf den
Nachspann zu warten, deshalb schritt ich mit geheuchelter Zuversicht voran.
    »Mr.
Bradstone erwartet Sie«, piepste er pflichtbewußt ,
während ich mich hinter ihm her tastete. »Aber zuerst zeige ich Ihnen, wo Sie
sich etwas trocknen können .«
    Ich
folgte ihm in ein geräumiges Zimmer gleich neben der Diele, wo ein Feuer in
einem riesigen, alten, gemauerten Kamin loderte.
    »Bitte
es sich bequem zu machen, Sir. Ich werde Bescheid sagen, wenn Mr. Bradstone Sie
zu sehen wünscht .«
    »Danke«,
sagte ich und trat dicht an die wärmenden Flammen. »Übrigens — wie heißen Sie
denn?«
    »Lofting,
Sir. Karl Lofting .«
    Ich
wandte mich nach ihm um, aber er war schon verschwunden. Für einen Mann seiner
Größe bewegte er sich verblüffend schnell und lautlos. Ohne Zweifel ein
perfekter Butler.
    Meine
Fingerspitzen waren am Feuer kaum aufgetaut, als ich hinter mir eine klare kühle
Stimme sagen hörte: »Die Sterne haben mir versprochen, daß ich noch heute einem
großen, dunklen, attraktiven Mann begegnen würde .«
    Diesmal
schickte ich mich ergeben in das Unerwartete, wandte mich gelassen um und stand
vor der atemberaubendsten, rotbraunen Hexe, die mir jemals über den Weg
gelaufen war. Nun ja, vielleicht hatte sie nicht ganz so ebenmäßige
Gesichtszüge wie Cheryl, nicht so volle Brüste und so lange schlanke Beine, was
sie aber statt dessen bot, war kastanienbraunes Haar und dunkelgrüne Augen, und
dies drängte mir unwillkürlich die Frage auf, was ich bisher bloß in Blondinen
gesehen hatte. Ein Blick auf ihre prallen Formen, und ich wußte die Antwort:
nichts!
    Sie
trug einen purpurroten Wollrock, der eng um die Hüften saß und etwa am Schenkelansatz
endete. Über dem Rock gewahrte ich nur einen fleischfarbenen Transparent-BH,
und noch während ich die beiden kleinen rosa Spitzen darunter anstarrte, begann
sie, auch dieses unpraktische Kleidungsstück abzulegen.
    Ihr
Koboldgesicht trug den Ausdruck geheuchelter Unschuld; nur die etwas zu breite
und flache Nase beeinträchtigte die Vollkommenheit des ungewöhnlichen
Farbkontrasts von Haar und Augen. Aber gerade dieser Akzent machte ihre
ansonsten ungewöhnliche Schönheit reizvoll und unvergeßlich.
    »Hoffentlich
stört es Sie nicht, daß mir meine Sterne außerdem geraten haben, meinen
Impulsen zu gehorchen«, flüsterte sie mit einer Stimme, so glatt und süß wie
Honig.
    »Weiß
jemand vielleicht, was meine Sterne mir für heute prophezeien? Ich hab’
so das Gefühl, es ist das irrste Horoskop der Geschichte .«
    »Oh,
heute steht alles unter einem günstigen Aspekt«, versicherte sie fröhlich. »Mit
Venus in dieser Position sind Sie immer obenauf, ganz gleich, was passiert .«
    »Und
was muß ich tun, um die Gunst der Stunde zu bewahren ?«
    »Wollen
mal sehen...«, sagte sie und zog den Reißverschluß ihres Minirocks auf. Er fiel
auf ihre Fesseln nieder, sie trat heraus und auf mich zu. »Die richtige Antwort
kennen immer nur die Sterne. In diesem Monat sollen Widdergeborene großzügig
mit ihren Talenten wuchern und Fremde willkommen heißen, die ihnen einen
reizvollen Vorschlag machen .«
    »Aber
ich bin Stier .«
    Ihre
Lippen öffneten sich, die grünen Augen schlossen sich halb, und sie schälte
sich gekonnt aus ihrer Strumpfhose. »Worauf warten wir dann noch ?« schnurrte sie tief in der Kehle.
    Als
ich nach ihr griff, flüsterte sie: »Vater kann warten. Außerdem raten ihm die
Sterne heute ohnedies von geschäftlichen Vereinbarungen ab .«
    Ich
schob sie etwas von mir weg, ließ ihre Hüften aber keineswegs los. »Sagtest du
>Vater< ?« fragte ich mit belegter Zunge.
    »Gewiß.«
    »Dann
bist du...«
    » Raima .«
    »Aber
ich dachte, er hat nur eine einzige Tochter .«
    Sie
runzelte die
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