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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Autoren: Daniela Ohms
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schmalen Beine erschienen lang unter der kurzen Hose und ihre gebräunte Haut glänzte von der frischen Sonnencreme. Eleni musste nicht nachfragen, um zu wissen, was sie für den Rest des Tages tun würde: in glühender Hitze ihre neue Ausgrabungsstätte vorbereiten.
    Eleni wäre gerne mit nach draußen gegangen, aber sie glaubte nicht, dass sie ihr Bett heute verlassen konnte – und allein der Gedanke, durch die Hitze zu laufen, ließ sie aufstöhnen. »Was ist mit mir los?«, flüsterte sie ihrer Mutter zu. »Woher kommen diese Zukunftsvisionen?«
    Ihre Mutter sah sie eine Weile schweigend an. Gleichzeitig veränderte sich ihre Miene, als würden tausend Gedanken durch ihren Kopf ziehen. »Ach, Eleni«, seufzte sie schließlich. »Ich frage mich doch auch schon lange, warum du so bist, wie du bist. Aber die großen Mächte öffnen nicht einfach so den Mund und geben uns eine Antwort. Was du bist, kannst nur du allein herausfinden.« Sie deutete auf das Frühstückstablett. »Am besten, du isst erst mal was. Das hat dir immer geholfen, wenn du solche Nächte durchlebt hast.«
    Eleni spürte ein unangenehmes Knurren in ihrem Magen. Sosehr sie sich eine Antwort auf ihre Fragen wünschte, plötzlichwurde ihr Hunger so groß, dass sie die Fragen vergaß. Langsam richtete sie sich auf und zog das Frühstückstablett zu sich heran: drei Spiegeleier mit Brot, eine ordentliche Portion Müsli mit Bananen und eine ganze Kanne Kakao. Arjana musste geahnt haben, dass ihr Hunger heute dem eines Bären glich. Sie würde mit den Spiegeleiern anfangen!
    »Ich finde es nicht richtig, dass du ihren Fragen ausweichst«, mischte Leándra sich ein. Ihre Stimme klang gefährlich leise. »Ich hätte auch gerne Antworten: Was war das heute Nacht? Eleni hat ihre Hände auf den Boden gelegt, genau dort, wo du deinen dubiosen Tempel vermutest, und schon bricht ein Erdbeben los. So etwas kann doch kein Zufall sein!«
    Eleni schnitt sich ein großes Stück von ihrem Spiegelei ab, steckte es in den Mund und sah erwartungsvoll zu ihrer Mutter.
    Aber Arjana schüttelte nur ausweichend den Kopf. »Ich weiß auch nicht, warum das heute Nacht passiert ist.«
    Leándra kniff die Augen zusammen. »Und das sollen wir dir glauben? Wie wäre es, wenn du uns mal was über Elenis Vater erzählst?«
    Eleni hielt im Kauen inne. Arjana presste die Lippen aufeinander und blickte auf ihre Armbanduhr. »Ich bin Elenis Vater nur sehr, sehr kurz begegnet. Ehrlich, ich weiß so gut wie nichts über ihn. Aber das hab ich euch wirklich schon oft genug erzählt.« Sie klopfte mit den Handflächen auf ihre Oberschenkel und stand auf. »Ich muss wieder zurück zur Ausgrabungsstätte. Die Studenten kommen in ein paar Stunden an und ich habe Vorstellungsgespräche mit möglichen Hilfskräften aus dem Dorf. Hier sind viele Steine im Boden. Wir brauchen ein paar kräftige Männer, die beim Schleppenhelfen.« Arjana grinste und Eleni musste zum unzähligsten Mal daran denken, wie jung ihre Mutter aussah. Wenn Fremde ihr Alter schätzen sollten, hielten sie Arjana meistens für Mitte zwanzig – und manche von Elenis Schulfreundinnen hatten sie sogar schon für ihre große Schwester gehalten. Dabei war sie bereits zweiundvierzig Jahre alt.
    Als Arjana nach draußen verschwunden war, stand Leándra auf und kam zu Eleni herüber. »Glaubst du ihr, dass sie nichts weiß?« Sie ließ sich neben Eleni aufs Bett fallen.
    Die Bewegung stieß einen dumpfen Schmerz durch Elenis Knochen. Sie stöhnte auf und lehnte sich an die gemauerten Steine ihrer Schlafnische.
    »O, sorry!« Leándra wurde blass. »Tut mir leid. Dir tut alles weh, hm? Es kam mir letzte Nacht schon komisch vor: Du hast plötzlich riesig ausgesehen.«
    Eleni nickte. Sie wollte etwas antworten, aber auf einmal war ihr Hunger noch größer als der Schmerz, wichtiger als alles andere. Hastig schnitt sie ein Stück von dem Spiegelei ab und stopfte es sich in den Mund. Sie kaute schnell, nahm den nächsten Bissen und verschlang die Eier in wenigen Minuten. Doch es reichte noch nicht, ihr Magen schien immer noch gähnend leer zu sein. In Windeseile aß sie das Müsli, trank den Kakao und lehnte sich erst wieder zurück, als kein Krümel und kein Tropfen mehr übrig waren. Endlich ging es ihr ein bisschen besser. Fast konnte sie fühlen, wie die Nährstoffe ihre Knochen auffüllten und die Schmerzen von Minute zu Minute ein wenig nachließen.
    Leándra grinste, nahm das Tablett und stellte es auf den Boden. Schließlich
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