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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne
Autoren: Patricia Shaw
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drängten sich an ihm vorbei, um ihre neuen Quartiere aufzusuchen.
            Angus hörte den Priester sagen, dass er an Bord die Messe für sie lesen und für eine sichere Überfahrt beten werde. In Portsmouth werde er das Schiff verlassen, wolle aber gern letzte Nachrichten für ihre Liebsten mitnehmen. Angus und ein paar andere nahmen das Angebot sofort an, darunter auch ein hoch gewachsener, vornehm wirkender Mann namens Willem Rothery.
            Der Priester, sein Name war Pastor Cookson, notierte ihre Namen und versprach, sie aufzusuchen, bevor er von Bord ginge.
            Angus stieg zwei Treppen hinunter und war erleichtert, dass es sich immerhin um ein sauberes, seetüchtig wirkendes Schiff handelte. Alles war besser als die Hulk, auf der sie bisher gehaust hatten.
            Erst als Aufseher die Matrosen ablösten und ihre Gefangenen in die engen Räume zwischen den hölzernen Plattformen drängten, die ihnen in den nächsten Monaten als Bett dienen sollten, wurde ihm klar, was ihnen bevorstand.
            Auf den flachen Pritschen, die bestenfalls für einen klein gewachsenen Mann reichten, lag dünnes Bettzeug.
            »So sollen wir schlafen? Angekettet, hier unten?« Es wurde unruhig, binnen Minuten herrschte Chaos unter Deck. Einige griffen die Aufseher an, andere drängten zum Ausgang, doch die Revolte war bald niedergeschlagen. Offenbar waren die Offiziere auf derartige Reaktionen vorbereitet, denn man holte wieder die Schläuche herbei, und die Hälfte der »Passagiere« blieb in durchnässter Kleidung in dem überfüllten Verlies zurück. Schon jetzt schaukelte das Schiff so stark, dass sich manche erbrachen und um Gnade flehten.
             
            Sean Shanahan griff nach den Vorübergehenden und fragte sie nach einem Burschen namens Matt O’Neill, doch sie stießen ihn beiseite, wollten sich um jeden Preis eine Pritsche nahe am Ausgang sichern. Schließlich gab er es auf. Matt war nicht auf der Hulk gewesen, doch Sean hatte gehofft, er werde mit einem anderen Kontingent Gefangener auftauchen. Nun war es zu spät. Er zog sich in sich selbst zurück, saß reglos da, als man die Ketten durch die Ringe an seinen Knöcheln führte, um jeweils zehn Männer zu einer Gruppe zusammenzuschließen. Wie Ochsengespanne, dachte er verbittert, nur dürfen wir nirgendwohin gehen.
            Am späten Nachmittag wurde es plötzlich still, als die Männer die erste Bewegung des Rumpfes spürten, der Wind die großen Segel blähte und die Veritas sich mit den Wellen hob und senkte. Sie hatten die Reise angetreten, und trotz ihrer bedrückenden Lage empfanden manche der jüngeren Männer eine gewisse Abenteuerlust, während andere sich ihrem Elend hingaben.
             
            Nach einer schlaflosen Nacht gesellte sich Sean am nächsten Morgen zu der Gruppe, die zum Pastor an Deck gehen durfte. Nicht dass ihn der Priester selbst interessiert hätte, er wollte nur die kostbare halbe Stunde an der frischen Luft genießen. Er hatte sich gründlich auf die Reise vorbereitet. Seine Gefängniserfahrung riet ihm, den Mund zu halten, die Regeln zu befolgen und sich von Cliquen fern zu halten. Er war der Ansicht, er könne das System nur besiegen, indem er Streit vermied und abwartete, bis die Aufseher sorglos wurden. Auf dieser Reise war zwar nicht damit zu rechnen, doch seine gute Führung würde ihm gewisse Privilegien einbringen, die wiederum irgendwann die Tür in die Freiheit öffnen konnten.
            Nur daran dachte Sean Shanahan und verzehrte sich förmlich in seinen Fluchtgedanken.
             
            Pastor Cookson betrübte das Los der Gefangenen so sehr, dass er sich ungeheure Mühe gab, ihnen Trost und Hoffnung zu spenden. Er tat sein Bestes, um ihnen ein wenig Würde zu schenken, und bat den Kapitän um eine ruhige Ecke in der Achterhütte. Als die angeketteten Männer, die sich erst an die Schiffsbewegungen gewöhnen mussten, vor seinen Tisch stolperten, wurden sie dennoch wieder von bewaffneten Aufsehern begleitet.
            Der Pastor seufzte. So viel zur Privatsphäre! Mehrere Männer behaupteten, sie seien unschuldig, und flehten ihn an, mit dem Kapitän über ihre Fälle zu sprechen, damit sie in Portsmouth von Bord gehen könnten. Die Wärter, die sie schamlos belauschten, unterbrachen derartige Gespräche sofort und zerrten die Gefangenen weg. Wer noch in der Warteschlange stand, überlegte sich gut,
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