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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel
Autoren: André Minninger
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beharrlich. »Er hat das Geld ohne Unterlass dem Kasino in den Rachen geschmissen. Jill war dem Spieltrieb verfallen.«
    »So sollte es aussehen. Tatsächlich aber hat er seinem angeblichen Stamm-Kasino ›Joker-Luck‹ nicht einen einzigen Besuch abgestattet. Ich habe mir persönlich darüber Gewissheit verschafft. Dem Portier am Eingangsportal war Jills Gesicht völlig fremd. Ich habe mir nämlich das Foto aus Ihrem Schlafzimmer ausgeborgt, Madam, und es ihm unter die Nase gehalten. Er legte einen Eid ab, Ihren Mann nie zuvor gesehen zu haben. Und er muss es schließlich wissen. Nach seiner Auskunft steht er seit zwanzig Jahren vor dieser Spielbank, ohne jemals einen Tag krank gewesen zu sein.«
    »Dann existiert das Geld noch, Just!« Bobs Augen weiteten sich. »Statt es im Kasino zu verschleudern, hat Jill es heimlich angespart und es in Mrs Hazelwoods Haus unter dem Schrägbalken versteckt! Wo aber hielt er sich tatsächlich auf, während er vorgab in der Spielhölle zu sein?«
    »Bist du so blöd oder tust du nur so?« Laura spitzte den Mund, als wollte sie die Luft küssen. »Selbstverständlich war er bei mir. Und ich muss zugeben, dass wir viel Spaß miteinander hatten!«
    Mrs Hazelwood begann plötzlich zu wanken und stützte sich auf Justus.
    »Ach, rollen jetzt etwa Tränen?« Lauras Lippen verengten sich zu einem Strich. »Wo ist das Buch ›Geschichte der Wappen‹? Wenn ihr es mir, mitsamt seinem Inhalt, nicht sofort aushändigt, werdet ihr diese Lagerhalle nicht unbeschadet wieder verlassen. Und das ist keine leere Drohung.«
    Angriffsbereit hob sie die Faust.
    Justus betätigte den Lichtschalter, der die Deckenbeleuchtung in Betrieb setzte. »Das Buch befindet sich noch immer in der Kiste Nummer neun, in die du es selbst gepackt hast. Hinter Seite sechsundzwanzig, auf der das Wappen mit dem Schrägbalken abgebildet ist, hat Jill in die nachfolgenden Seiten einen Hohlraum geschnitten. Darin hat er das Geld versteckt.«
    »Wirklich raffiniert, die Kohle in einem Buch zu deponieren«, kommentierte Peter. »Jill wusste ganz genau, dass Mrs Hazelwood ihre Nase nie wieder in eines der Exemplare ihrer Bibliothek stecken würde, welches sie bereits gelesen hatte, da sie den Inhalt Wort für Wort in ihrem Gedächtnis gespeichert hatte.«
    »Deshalb konnte er sichergehen, dass das Geld nur ein Eingeweihter finden würde«, fügte Justus hinzu.
    »Ich warne dich, Fettsack.« Misstrauisch näherte sich Laura dem Stapel Bücherkisten. »Wenn das ein Trick ist …« Sie öffnete den Deckel, erspähte den Bildband, griff danach und schlug ihn auf. In diesem Moment entwichen dem Hohlraum Dutzende von brummenden Hornissenschwärmern, die Laura sogleich umzingelten. Kreischend schleuderte sie das Buch weit von sich und hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht.
    Justus hatte währenddessen blitzschnell die Tür des Lagerschuppens aufgeschlossen. Er stieß Mrs Hazelwood, Bob und Peter ins Freie und verriegelte den Ausgang. Lauras markerschütternde Schreie wollten kein Ende nehmen.
    »Die Hornissen werden sie umbringen!« Peter drückte sein Gesicht an die Gitterstäbe vor dem Fenster und blickte ins Innere des Schuppens. »Wir müssen sie da rausholen!«
    Der Erste Detektiv begann gelassen zu pfeifen. »Diese Aufgabe überlassen wir Inspektor Cotta. Ich rufe ihn gleich an. In der Zwischenzeit hat Laura genügend Zeit, sich mit den Insekten anzufreunden. Sie sind eine Leihgabe von Dr. Wolley und im Grunde genommen vollkommen harmlos.«
    »Harmlose Hornissen?«, hinterfragte Bob. »Das musst du uns näher erklären.«
    »Viele Insekten kopieren das Aussehen giftiger Artgenossen, um sich somit vor Feinden zu schützen. Der Hornissenschwärmer ist ein Beispiel dafür. Er sieht einer Hornisse zum Verwechseln ähnlich, hat aber gar keinen Giftstachel!«
    Peter schlug sich lachend aufs Knie. »Geniale Eingebung, Erster! Man kann doch noch immer von dir lernen!«
     
    Dunkle Wolken zeichneten sich am Himmel ab, als die drei Detektive und Mrs Hazelwood am nächsten Nachmittag unter einem Sonnenschirm im Garten der Dame saßen. Die Schwüle hatte ihren Höhepunkt erreicht.
    »In wenigen Minuten tritt die Erlösung ein. Ich kann das Gewitter bereits spüren.« Mrs Hazelwood lehnte sich zurück. »Ich bin euch zu ewigem Dank verpflichtet. Obwohl ich die bitterste Pille meines Lebens schlucken musste. Es wird nicht leicht für mich sein, mich mit den neuen Tatsachen abzufinden. Doch zumindest kann ich meine Schuldgefühle
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