Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel
Autoren: André Minninger
Vom Netzwerk:
Zitronengelb. Als die drei Detektive ihre Jacken an den Garderobenhaken hängten, kam sie ihnen überschwänglich entgegen. »Justus, Peter und Bob! Wie ich mich freue, euch zu sehen!«
    »Spinnt die?«, zischte der Zweite Detektiv seinen Freunden zu. »Was ist denn plötzlich in die gefahren?«
    »Es ist mir so unsagbar peinlich, ich traue mich gar nicht mehr in den Spiegel zu schauen! Aber man muss für seine Fehler geradestehen. Bei Janet und Laura habe ich mich bereits entschuldigt.« Verlegen zupfte die Lehrerin an ihrem Kleid. »Die Brieftasche … Ich habe sie heute Morgen wiedergefunden. Ich dachte, mich trifft der Schlag!«
    »Ach ja?«, argwöhnte Justus. »Wo lag sie denn?«
    »Ich verstehe es ja selbst kaum. Aber als ich heute meinen Wagen bei der Tankstelle mit dem Staubsauger reinigte, fiel mein Blick unter den Beifahrersitz. Und da lag sie! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Einerseits fiel mir ein großer Stein vom Herzen, doch viel stärker war mein schlechtes Gewissen, weil ich solch hässliche Verdächtigungen ausgesprochen habe. Könnt ihr mir noch einmal verzeihen? Wenn ich geahnt hätte –«
    Das Klingeln an der Haustür unterbrach Mrs White in ihrem Redefluss. Laura öffnete und begrüßte den verspäteten Gast Mr Collins.
    »Verzeihen Sie meine Unpünktlichkeit, Miss, aber ich wurde beruflich aufgehalten.« Der Imker betrat die Vorhalle. »Ich habe mich wirklich beeilt und sogar mein Abendessen sausen lassen.«
    Die Hausangestellte lächelte. »Noch sind Sie rechtzeitig, Mister. Bislang hat sich die Meute nicht über meine Schnittchen hergemacht. Sie können sich also hemmungslos den Bauch voll schlagen.«
    In der nächsten halben Stunde wurden belanglose Unterhaltungen geführt, gespeist und getrunken. Auffallend still war Mrs Hazelwood. Sie saß unruhig auf einem Sessel und nippte hin und wieder an einem Glas Wein. Doch dann erhob sie sich plötzlich und bat um Aufmerksamkeit. Die Gäste verstummten augenblicklich.
    »Ich kann und möchte Ihnen nicht verheimlichen, dass ich in meinem Leben viele Schicksalsschläge erdulden musste. Oft fragte ich mich insgeheim, ob mich der liebe Gott einfach links liegen gelassen oder mich schlichtweg vergessen hat. Als ich dann mein Augenlicht verlor, fing ich sogar an zu zweifeln, ob es ihn überhaupt gibt. Doch ich möchte Sie heute Abend nicht bekehren, sondern Ihnen die einzigartige Möglichkeit bieten, noch vor dem großen Ansturm ein Schnäppchen zu machen.«
    »Das klingt ja spannend!« Mr Collins schob sich bereits das neunte Schnittchen in den Mund.
    »Als ich noch zu den Sehenden zählte«, fuhr die Dame fort, »habe ich mir im Laufe der Jahre eine umfangreiche Bibliothek angelegt. Kunstbände, Lehrbücher, Romane und Jugendliteratur, um nur einige Sparten dieser Sammlung aufzuzählen. Es war eine schwierige Entscheidung, doch nachdem ich mein Augenlicht verloren hatte, war mir klar, dass ich mich von diesen Schätzen trennen muss, um daran nicht psychisch zu zerbrechen. Diese drei jungen Herren hier«, sie deutete auf Justus, Bob und Peter, »standen mir tatkräftig und mit einer blendenden Idee zur Seite. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass jeder einzelne Buchtitel meiner Bibliothek ab Montag auf einer Auktionsseite im Internet gegen ein Höchstgebot ersteigert werden kann.
    Sie, verehrte Gäste, haben mir in den letzten Tagen manch hilfreichen Dienst erwiesen, für den ich mich nun revanchieren möchte. Deshalb mache ich Ihnen folgendes Angebot: Auf dem Servierwagen liegen Listen aus, auf denen alle Buchtitel, nach dem Alphabet sortiert, zum Verkauf bereitstehen. Wer Interesse daran hat, ein oder mehrere Bücher käuflich zu erwerben, erhält heute Abend die Gelegenheit dazu. Der Pauschalpreis beträgt zehn Dollar pro Titel.«
    »Janet!«, entfuhr es Mrs White überrascht. »Weshalb erfahre ich als deine Freundin erst jetzt davon?« Sie eilte auf den Teewagen zu und ergriff hastig eine der Listen. »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!«
    Auch die drei Detektive und Mr Collins studierten interessiert die Aufstellung der Buchtitel, die Bob mit Hilfe des Computers noch einmal überarbeitet hatte.
    »Bei Kaufinteresse sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass Justus für die Abwicklung des Geschäftes zuständig ist. Wer ein Buch erwerben will, sollte sich mit ihm in Verbindung setzen. Die gesamte Bibliothek lagert nämlich inzwischen, noch in Kisten verpackt, auf dem Gelände seines Onkels, dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher