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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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schlimmer kommen können.
    Ein Beispiel: Pollyanna wird von einem Auto angefahren und ist von da an gelähmt. Statt ihr trauriges Schicksal in Grund und Boden zu verfluchen, ist sie froh, weil sie obendrein auch blind, stumm oder taub werden oder die Hände hätte verlieren können ...
    Elasti-Mama sitzt seit ihrem elften Lebensjahr in der Falle, gefangen in Pollyannas idiotischem Spiel.
    Und daher schaffte sie es an diesem vermaledeiten Samstag nicht einmal, ihrer Enttäuschung Luft zu machen und ihre Familie, die Hobbits, das Fieber, die Potze und die Grausamkeit des Schicksals zu verfluchen.
     
Sonntag, 21. Januar
    Elasti, schrei nicht! Oder: Vom Regen in die Traufe
     
    Ein neuer Tag. Sonntagmorgen.
    »Ich fühle mich elend. Mir ist übel, ich habe Schüttelfrost und mir platzt fast der Kopf.« Mister Wonder ist krank.
    Bis zum Abend wird er leblos unter dem Federbett liegen.
    Der kleine Kobold hat immer noch hohes Fieber. Er wird den ganzen Tag lang an Elasti-Mama kleben und dabei abwechselnd leise jammern und verzweifelt weinen.
    Der große Kobold ist gesund, aber stinksauer. Sein Vater ist zu nichts zu gebrauchen und sein Bruder nimmt sich zu viele Vertraulichkeiten mit seiner Mutter heraus.
    Um 17.00 Uhr würde die erschöpfte Elasti-Mama sich am liebsten in Luft auflösen.
    Um 17.05 Uhr verwandelt sich der große Hobbit in Mister Hyde. Er ist von der erzwungenen Klausur so genervt, dass sich seine Mordlust in einem Fausthieb entlädt, der Elasti-Mama trifft. Die daraufhin aufsteht und geht.
    Mister Hyde beginnt reuevoll zu schluchzen und läuft ihr hinterher.
    Ein gewalttätiger Sohn hat in Elasti-Mamas sonst so ereignislosem Familienleben gerade noch gefehlt.
    Um 18.00 Uhr trifft Oma K als Verstärkung ein.
    Elasti-Mama ist völlig am Ende.
    Um 18.30 Uhr versucht der große Kobold den kleinen zu ermorden, indem er Mister Wonders nagelneues Notebook nach ihm wirft.
    Elasti-Mama verliert die Beherrschung. Und brüllt.
    »Schrei die Kinder nicht an! Du weißt, dass ich das nicht mag«, sagt Oma K.
    Ich soll nicht schreien!? Ich wäre jetzt eigentlich bei einer Hochzeitsfeier, würde in einem todschicken Kleid in einer Berghütte in 2000 Meter Höhe beschwipst auf den Tischen tanzen. Und stattdessen hocke ich hier. Im Schlafzimmer liegt Supermans Leiche. Mein kleiner Sohn hat 40 Grad Fieber und in den vergangenen elf Stunden nur geschwitzt und gewimmert. Mein großer Sohn reagierte erst an mir und dann an seinem kleinen Bruder seine niederen Instinkte ab, wie es sonst nur verklemmte, gewalttätige Männer tun. Ich versuche, mich von diesem idiotischen Pollyanna-Syndrom zu befreien und meiner Wut Luft zu machen. Denn wenn ich es nicht tue, lande ich vielleicht noch in der Klapsmühle ...
    Und du? Du, die du nur mich gehabt hast, ein einziges Kind, noch dazu ein Mädchen, verglichen mit der die heilige Märtyrerin Maria Goretti eine gefährliche Rebellin wäre, du sagst zu mir: ›Schrei nicht‹?
    Das denkt Elasti-Mama, während sie sagt: »Entschuldige, Mama, ich bin ein bisschen müde.«
     
Donnerstag, 25. Januar
    Willst du mein Verlobter sein? Jetzt nicht, ich muss servieren
     
    Als Elasti-Mama erfuhr, dass sie einen Jungen bekommen würde, war sie zunächst ein wenig enttäuscht. Dann entschied sie, das sei eine günstige Gelegenheit, der Welt das Geschenk eines anständigen Mannes zu machen.
    Sie glaubte, ihm Respekt vor dem Nächsten und vor allem vor der Nächsten beibringen zu können. Sie wollte ihn lehren, ein Kavalier ohne Furcht und Tadel, ein zärtlicher, aufmerksamer Liebhaber und ein exzellenter Koch zu sein. Großzügig und sanft sollte er einmal werden.
    Elasti-Mama war wie elektrisiert von dieser Herausforderung. Sie beschloss zu versuchen, einen Traummann großzuziehen.
    Und dann kam der große Kobold.
     
    »Mama, Giada hat mich gefragt.«
    »Was?«
    »Ob ich ihr Verlobter sein will.«
    »Aha. Und was hast du darauf gesagt?«
    »Ich habe gesagt: Darauf kann ich dir jetzt keine Antwort geben, du siehst doch, dass ich gerade serviere.«
    In der Vorschule ist jedes Kind während des Mittagessens mal mit Kellnern dran. Diese Aufgabe steht in hohem Ansehen und ist mit enormer Verantwortung verbunden.
    Ehrlich gesagt, hätte mein Wunsch-Kavalier eine Dame wichtiger genommen als das Servieren, aber Geduld.
    »Und was hast du ihr gesagt, als du mit dem Servieren fertig warst?«
    »Ich habe mich versteckt.«
    Feigling. So feige kann auch nur ein Mann sein.
    »Warum?«
    »Weil ich schon fünf
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