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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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Mensa-Kommission ins Leben gerufen werden: Freiwillige aus den Reihen der Eltern sollen ab und an mit den Kindern in der Vorschule zu Mittag essen, um die Qualität der Gerichte zu überprüfen.
    Elasti-Mama stellt sich vor, wie Mister Wonder, umringt von kleinen Ungeheuern, an einem niedrigen Tischchen vor einem Teller dampfender Gemüsepampe sitzt. Sie stellt sich vor, wie Clementina ihn mit ihren nagelneuen rosa Stiefeletten unter dem Tisch gegen das Schienbein tritt, während Mario heult, weil kein Fernseher läuft, und all die anderen entzückenden Zwerge lauthals herumplärren.
    Elasti-Mama hört auf zu protokollieren und sagt so schnell, dass keiner ihr zuvorkommen kann, mit unschuldiger Stimme: »Mein Mann wäre sicher sehr gern bereit, das Essen der Kinder zu probieren. Er kann freitags kommen, wenn nötig sogar jede Woche. Darf ich das mit ins Protokoll aufnehmen?«
    Sie nimmt es zu Protokoll. Der Gerechtigkeit ist Genüge getan. Elasti-Mama hat dafür gesorgt, dass dieses Elterntreffen sich gelohnt hat. Sie kann es kaum erwarten, Mister Wonder davon zu erzählen.
     
Montag, 5. Februar
    Mister Kobold und Doktor Hobbit
     
    »Mama, Valentina ist ein Miststück.«
    Himmel, wie redet der denn daher? Mister Wonder darf ihm keinesfalls mehr die Tex-Willer-Westerncomics vorlesen.
    »Was sagst du da? Valentina Diolabenedica ist unsere Freundin«, und nur ihr ist es zu verdanken, dass Mama noch nicht zusammengebrochen ist.
    »Nein, Mama, Valentina ist ein Luder. Sie schlägt mich und meinen kleinen Bruder.«
    »Kobold, lüg nicht.«
    »Mama, im Ernst. Wenn du nicht hinschaust, haut sie sogar den Papa.«
    »Hör sofort auf, Kobold.«
    »Aber Mama, mach dir keine Sorgen. Ich werde sie hauen, ehe sie dich auch noch prügelt.«
    Das Gespräch bricht ab, weil Valentina eintrifft.
    »Hallo mein Kleiner! Wollen wir ins Kinderzimmer spielen gehen?«, fragt die Diolabenedica.
    Elasti-Mama bezieht hinter der Tür Position. Und lauscht.
    »Also schön. Du bist mein kleines Tomätchen.«
    »Danke, Kobold«, antwortet sie ruhig.
    »Wie war dein Tag, Liebste?«
    »Gut.«
    »Willst du tanzen, Prinzessin?«, drängt er.
    »Na schön, tanzen wir.«
    Krächzende Musik setzt ein, die in den Ohren schmerzt. Sie dringt aus dem Multiaktivitätswürfel des kleinen Hobbits.
    »Wenn du dich hinkniest, kann ich dich besser umarmen«, sagt der kleine Lustmolch. »Darf ich dich auf den Mund küssen, meine Schöne?«, fährt er schamlos fort.
    »Nein, aber auf die Wange, wenn du willst. Das habe ich dir doch schon oft genug gesagt.«
    »Ach Manno ... Na gut, dann tanzen wir eben weiter, mein kleines Tomätchen.«
    »Kooobold, was treibt ihr?«, fragt Elasti-die-Aufdringliche aus dem Nebenzimmer.
    »Nichts, Mama. Valentina und ich haben uns bloß unterhalten.«
     
Mittwoch, 7. Februar
    Hartnäckige Chronisten, oder: gelernt ist gelernt
     
    Elasti-Mama ist Journalistin geworden, weil sie es für eine sinnvolle Arbeit hält. Weil sie an den sozialen Stellenwert des Journalismus glaubt. Weil man ihr an der Universität beigebracht hat, Informationsasymmetrien seien eine wahre Geißel der Menschheit.
    Elasti-Mama ist Journalistin geworden, weil sie davon geträumt hat, auf der Suche nach Neuigkeiten in der Welt herumzureisen und sie zu verbreiten.
    Dann hat sie das doorstepping kennengelernt und den Unterschied zwischen Theorie und Praxis begriffen.
    Doorstepping ist ein unter Journalisten verbreitetes, barbarisches und absurdes Ritual. Es handelt sich um eine kräftezehrende und tendenziell demütigende Technik zur Informationsbeschaffung, die manchmal sogar der beruflichen Würde schadet. Sie besteht darin, dass man auf einem Bürgersteig vor einem geschlossenen Tor Posten bezieht und vergeblich darauf wartet, dass etwas Interessantes passiert.
    Gewöhnlich erfährt der journalistische Spürhund auf Umwegen aus streng geheimen Quellen, dass sich im Hauptsitz einer Bank Präsident, geschäftsführender Vorstand, Aktionäre, Verwandte und Freunde versammeln. Gerissen wie ein Fuchs beschließt der hartnäckige Journalist, sich vor dem Eingang auf die Lauer zu legen - in der Hoffnung, dass die Banker früher oder später herauskommen, bereit, dem emsigen Journalisten ihr Herz auszuschütten.
    Meist trifft der Spürhund bei seiner Ankunft am Schauplatz zu seiner gewaltigen Enttäuschung ein Dutzend Chronistenkollegen an - einige davon sogar mit Mikrofonen und Fernsehkameras ausgerüstet -, weil ihnen die gleiche exklusive Information zugespielt
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