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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen
Autoren: Ursula Sternberg
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aufgewacht bist. Damit du mich besser sehen kannst.«
    Er warf mir einen aufmerksamen Blick zu. »Ich habe dich immer gesehen.«
    »Vielleicht.« Meine Stimme war plötzlich seltsam belegt, und ich musste mich räuspern. »Aber so siehst du mich eben noch besser.« Verlegen sah ich aus dem Fenster. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
    »Ich weiß, dass du dann doch Ja gesagt hast«, sagte Max schließlich leise.
    Überrascht zuckte ich zusammen. Kluger Max.
    »Ja«, bestätigte ich also dröge. »Als wir in der Eifel waren.«
    Max räusperte sich. »Ist es vorbei? Wenn nicht, würde ich das nämlich gerne wissen. Jetzt.«
    Er beobachtete mich. Abwartend. Ich fand Traurigkeit in seinen Augen und erkannte, dass es ihm viel ausmachte. Und dass er gelitten hatte in den Tagen vor und nach der Explosion.
    »Es war wichtig für mich«, sagte ich leise. »Es war schön. Und trotzdem haben wir nur ein Mal miteinander geschlafen. Ich will, dass du das weißt.«
    Er drehte den Kopf zur Seite.
    Schnell fuhr ich fort. »Es ist viel passiert in den letzten beiden Wochen. Es war völlig … surreal, irgendwie. Wir haben uns auf die Sache konzentriert, also auf Kurt, und sind uns dabei wieder verdammt nahe gekommen. Näher als früher auf jeden Fall. Ich hätte nicht geglaubt, dass etwas, was knapp dreißig Jahre her ist, mich noch einmal so einholen könnte. Aber genau das ist passiert. Es war wie die Befreiung von einer alten Sehnsucht.«
    Gespannt wartete ich auf eine Reaktion. Aber es kam nichts. Max’ Gesicht blieb im Schatten verborgen.
    »Ich will mich nicht wieder in ihn verlieben. Nicht mehr. Wir beide haben entschieden, dass es vorbei ist, bevor es überhaupt richtig anfängt. Es ist vorbei.« Ich griff nach seiner Hand und war froh, dass er sie mir nicht entzog. Schmerzhaft schlug mein Herz gegen die Rippen, und ich hoffte inständig, dass Max es verstehen würde. »Ein Abschluss, kein Beginn. Einfach ein längst fälliger Abschluss, mein Lieb.«

Nachwort
    Die hier beschriebene Geschichte ist fiktiv. Dennoch enthält sie etliche Fakten, die real sind. Dass es im Rahmen der Vergabe von Subventionen der Europäischen Union tatsächlich zu Subventionsbetrug, zu Vetternwirtschaft, Korruptionsfällen u. Ä. gekommen ist, ist hinlänglich bekannt. Dass die Strukturmaßnahmen der Stadt Duisburg in hohem Maße durch die hier genannten Fonds der EU subventioniert werden, ist ebenso Fakt wie die Tatsache, dass Entwicklungsgesellschaften damit betraut werden, Investoren für die jeweiligen Projekte zu suchen und die Strukturerneuerung zu kanalisieren, umzusetzen und zu betreuen. Das hier in der Geschichte erwähnte Ziel-2-Programm des Landes existiert ebenso wie die Masterpläne der Stadt innerhalb der einzelnen Phasen. Ebenfalls wahr ist, dass sich die Planungsphasen der Europäischen Union auf je sechs Jahre beziehen.
    Erfunden sind neben der Ruhrcity-Bank lediglich die Bauprojekte LogPort1 und LogPort2 am östlichen Ende des Innenhafens. Dort ist nach wie vor nur Brachland. Mir ist nicht bekannt, dass es einen Bebauungsplan für das Gelände gibt, wie er in dieser Geschichte unterstellt wird.

 
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