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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen
Autoren: Ursula Sternberg
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es sich dabei wirklich um die DNA von Kurt Türauf handelt, wissen wir bis heute noch nicht. Aber da war ja noch diese Zahnprothese, ziemlich gut erhalten. Darin steckte ein abgeschlagener Stiftzahn. Diese DNA gehörte eindeutig zu Kurt Türauf. Nur, dass die Kiefer- und Zahnfragmente, die von dem Opfer übrig waren, nicht so richtig zu dieser Prothese passen wollten. Das hat uns dann doch etwas stutzig gemacht.«
    Sie sah mich an. »Sagt die Rechtsmedizin. Ein Odontologe hat die Bruchstücke des Kiefers zusammengesetzt. Und er hat einen Zahn mit einem Füllmaterial gefunden, wie es nur in Osteuropa verwendet wird. Außerdem – so der Zahnspezialist – waren es die Zähne eines jüngeren Mannes, deutlich jünger als Kurt Türauf es war. Und keinesfalls war das ein Material, das Kurt Türauf im Mund gehabt hat. Sagt sein Zahnarzt.«
    »Warum rückt ihr erst jetzt damit raus?«, fragte ich sauer. »Ich meine, ihr habt ihn beisetzen lassen und wart euch nicht sicher, dass er es wirklich ist?«
    »Wir dachten ja zunächst, dass er es ist«, entgegnete Bea freundlich. »Es gab keinen Grund zu zweifeln. Aber je mehr wir uns mit diesem verdammten Fall beschäftigt haben, desto mehr Ungereimtheiten sind aufgetaucht. Also habe ich veranlasst, dass aus den Gewebeproben, die noch in der Rechtsmedizin lagen, eine weitere DNA-Rekonstruktion angefertigt wurde.«
    Ich war sprachlos. »Ihr habt zugelassen, dass seine Tochter eine fremde Person bestattet? Das glaube ich jetzt nicht.«
    Bea beobachtete mich schweigend.
    »Und seine Freundin. Die habt ihr ebenfalls in dem Glauben gelassen, obwohl ihr gewusst habt, dass das nicht stimmt? Das ist verdammt grausam.«
    »Wie gesagt: Die Zweifel kamen später. Es tut mir leid für die Frau. Apropos: Da allerdings tut sich eine Lücke auf. Wir wissen immer noch nicht, wer die unbekannte Schöne ist.«
    »So schön denn nun auch nicht mehr. Irgend so ein Arschloch hat ihr das Gesicht zerschnitten.«
    »Aha. Also nach wie vor sehr gefährlich, die Situation. Was man auch daran sieht, dass die dein Auto in die Luft gejagt haben. Also, wo ist er?«
    Ich gab den Widerstand auf. »Das werde ich dir nicht sagen.«
    Bea seufzte. »Ich könnte dich jetzt beschatten lassen«, sagte sie langsam. Plötzlich wirkte sie sehr müde. »Aber dazu habe ich absolut keine Lust. Ich möchte einfach, dass du mir einen Gefallen tust.«
    Misstrauisch sah ich sie an.
    »Ich möchte, dass du Kurt Türauf etwas ausrichtest.«
    Fragend legte ich den Kopf schief.
    »Der Staatsanwalt schlägt ihm einen Deal vor. Er kommt mit Notwehr aus der Sache raus, was es ja vermutlich auch war …«
    Ich räusperte mich. »Wenn …«
    »Wenn er bereit ist, gegen die Herren auszusagen. Sonst kriegen wir sie nämlich nicht dran. Jedenfalls nicht, wenn wir nicht gravierende Beweise in die Hände bekommen.«
    »Nehmen wir mal an, ihr würdet solche Beweise haben: Bräuchtet ihr dann überhaupt noch die Aussage eines … äh … Toten? Schließlich haben nur Katzen sieben Leben. Sagt Großmutter.«
    »Ich werde das mit der Staatsanwaltschaft klären.« Ein Lächeln spielte um Beas Mundwinkel. »Wie heißt es so schön: Man stirbt nur einmal.«
    »Und die soll man doch eigentlich ruhen lassen, die Toten, oder?« Ich stand auf und ging zur Tür. »Morgen komme ich wieder«, versprach ich. »Und ich glaube, ihr werdet genug Material an die Hand bekommen, um denen das Handwerk zu legen.«

Epilog
    Er war immer noch sehr blass. Aber er war wieder zu Hause. Eine gute Woche, nachdem er verletzt worden war. Ich hatte einen Tag gearbeitet und mir dann noch zwei Tage freigenommen, als klar war, wann Max entlassen werden würde.
    Die Begrüßung der Katzen fiel stürmisch aus, und Max lachte fröhlich. »Ich habe euch vermisst, ihr Süßen«, flötete er und kraulte sie ausgiebig. »Meine Dicken, meine Schönen!«
    »Ich habe dir gestern einen Kuchen gebacken zur Feier des Tages«, sagte ich, ebenfalls fröhlich. »Apfelkuchen mit Walnüssen. Und jetzt mache ich Tee. Oder willst du lieber Kaffee?«
    »Tee, bitte.«
    Er sah mir zu, während ich in der Küche hantierte. Danach saßen wir uns auf den Barhockern an meinem Stehtisch gegenüber.
    Max betrachtete mich, während ich an meinem Tee nippte.
    »Wirklich verdammt rot, deine Haare«, stellte er fest. »Aber ich beginne, mich daran zu gewöhnen. Sieht gut aus.«
    Ich fuhr mir durch die Haare. »Herbstlaub.« Ich lächelte. »Ich habe es dir schon im Krankenhaus gesagt, als du gerade
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