Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Höllenfeuer-Plakat Modell stehen können, nur daß nicht die leiseste
Spur obszöner Wollüstigkeit an ihr war. Er sah, wie sie sich an ihren Retter klammerte, wie ihr
mädchenhafter Busen sich beim Schluchzen hob und senkte. Er sah, wie elegant ihre Kleidung war;
sie trug einen teuren Nerzmantel, und an ihrem sahnefarbenem Hals glitzerte ein
Diamantenkollier.
Und er sah, wie der Liebesstein sich zu einem stumpfdunklen Blau verfärbte. Dieses Mädchen war
seine potentielle Romanze gewesen - und war es nun nicht mehr. Er hatte sie für den
Reichtumsstein eingetauscht.
Die beiden Teppiche flogen weiter im Spiralkanal zum Teppichhafen in der Stadtmitte. Dort gaben
Zane und der Besitzer ihre Fluggeräte ab und sahen einander an.
»Darf ich Ihnen Angelica vorstellen«, sagte der Besitzer stolz und zeigte prahlerisch das
wunderschöne Mädchen vor.
Offensichtlich hatte sich ihre Bekanntschaft während des Flugs bereits sehr vertieft. Der Mann
hatte ihr das Leben gerettet, und sie gehörte zu der Sorte, die darauf entsprechend dankbar
reagierte. »Sie ist die Erbin des Glitzersternvermögens. Sie hat mich auf einen Happen Kaviar und
einen Schluck Nektar in ihr Penthouse in der Downtown eingeladen. Also sollten wir die Steine
jetzt sofort austauschen, dann sind wir quitt.«
Er streckte den Reichtumsstein vor.
Zane blieb nichts anderes übrig, als dem Vorschlag zu entsprechen. Er wurde das Gefühl nicht los,
daß er einen kolossalen Fehler begangen hatte. Er hätte sein ganzes Leben für den Liebesstein
verpfänden sollen - denn offensichtlich besaß diese Erbin Angelica genug Geld und auch die
Bereitschaft, eine derartige Schuld mit der linken Hand zu tilgen, und auch sonst war sie eine
äußerst prächtige Person.
Liebe und Reichtum - er hätte gleich alles zusammen haben können.
Das Mädchen zerrte in einer Geste liebevoller Besitznahme am Arm des anderen, und sie war in
ihrem neugewonnenen Gefühl ganz sanft und eifrig zugleich. »Wir müssen gehen«, sagte der Kaufmann
und entbot Zane eine Art Salut. Dann waren sie auch schon fort und schritten auf die Limousine
mit dem Chauffeur zu, die auf sie wartete.
Zane stand da und musterte voller schrecklicher, hilfloser Reue die eleganten Konturen der
Rückseite des Mädchens.
Was war er nur für ein Narr gewesen, daß er die Liebe ungeprüft fortgeworfen hatte? Irgendwie
wußte er, daß er nie wieder eine solche Gelegenheit bekommen würde. Derlei Dinge kamen nur einmal
im Leben vor, wenn überhaupt, und er hatte seine Chance verschleudert. Eine Art Trauer
durchflutete ihn, wie um eine grausamerweise tote Geliebte.
Nun, es war ja nicht gerade das erste Mal, daß er fürchterlichen Mist gebaut hatte! Seine Seele
wog schwer von bösen Taten, die er hätte vermeiden sollen, und sein Leben war von närrischen
Irrtümern geradezu heimgesucht worden.
Wenigstens besaß er den Reichtumsstein, und bei richtiger Handhabung würde er schon bald ein
reicher Mann sein, der jede Frau, die er begehrte, anziehen und halten würde - oder sich eine
willige Androidin oder eine üppige magische Nymphe leisten konnte. Er brauchte Angelica nicht!
Das mußte er einfach glauben, denn es war im Augenblick das einzige, was als Puffer
zwischen ihm und einer nicht auszuhaltenden Verzweiflung stand.
Zane wußte, daß er ein sturer junger Idiot war, der sich über seine künstlerischen und
literarischen Talente Illusionen machte, dessen gutgemeinte Versuche viel zu oft durch miserable
Handhabung zu Fehlschlägen führten. Auf diese Weise hatte er schon vor langem seine liebe Mutter
und seine liebevolle Freundin verloren und hatte sich selbst in hohe Verschuldung manövriert.
Gute Vorsätze genügten nicht, man mußte sie auch auf rationale Weise untermauern und
umsetzen.
Er konnte sich nicht einmal die Heimfahrt mit der U-Bahn leisten. Zwar hatte er den Penny von
seinem Schuh, aber das genügte nicht. Er besaß den Reichtumsstein, wollte ihn jedoch nicht hier
draußen auf der immer dunkler werdenden Straße benutzen; sonst würde ihn irgendein Krimineller
deswegen noch überfallen. Zane steckte die Hände tief in die Taschen, den Stein in seinem
Versteck bergend und fest umklammernd, und schritt zu dem heruntergekommenen Viertel, wo sich
sein schäbiges Apartment befand.
Das Gehen war eine gute Zeit zum Nachdenken: Das lenkte einen vom mühseligen Voreinandersetzen
der Füße ab. Doch Zanes Gedanken waren nicht gerade tröstlich. Hier war er nun, im Zeitalter, da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher