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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
Autoren: Piers Anthony
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Magie und Wissenschaft ihren endgültigen Höhepunkt gefunden hatten, da Jetflugzeuge mit
fliegenden Teppichen wetteiferten, und er mußte zu Fuß gehen, konnte sich weder der einen noch
des anderen bedienen.
Natürlich hatte die Magie schon immer existiert, genau wie die Wissenschaft, so beschränkt ihrer
beider Wohltaten auch für jene sein mochten, die pleite waren. Doch erst seit Newtons Zeit hatte
man damit begonnen, die beiden Zwillingsdisziplinen ernsthaft zu erforschen. Newton hatte in
seinen jungen Jahren große Fortschritte für die Wissenschaft erzielt, indem er ihre grundlegenden
Gesetze formulierte. Wahrscheinlich hatte er mehr zu ihrer Entwicklung beigetragen als jeder
andere Mensch. In seinen späteren Jahren hatte er dann Ähnliches für die Magie geleistet.
Doch aus irgendeinem Grund, der Zane nie ganz klar geworden war - er war noch nie ein besonders
fähiger Studiosus gewesen -, war es zunächst die Wissenschaft gewesen, welche die größeren
Fortschritte gemacht hatte. Erst vor kurzem hatte die angewandte Magie eine wahrhaft explosive
Entwicklung durchgemacht. Natürlich hatten weder Wissenschaft noch Magie die Geschichte bis zum
letzten Jahrhundert sonderlich stark beeinflußt, weil gegen beide ein zu großes, weitverbreitetes
Vorurteil geherrscht hatte, aber die Wissenschaft war als erste daraus ausgebrochen.
Inzwischen hatte die schnell voranschreitende Verfeinerung der Magie jedoch zahlreiche angeblich
ausgestorbene Ungeheuer wieder zurückgebracht, ganz besonders Drachen.
Niemand konnte im Augenblick wirklich sagen, ob die Wissenschaft oder die Magie schließlich das
Rennen machen würde.
Ein feiner Nieselregen begann sich zu entwickeln, vielleicht Kondenswasser von der oben
schwebenden Einkaufsstraße in den Wolken: nicht genug Feuchtigkeit, um die Luft oder die Straßen
zu reinigen, sondern gerade so viel, um Staub in Schmiere zu verwandeln und um das Gehen zu
erschweren.
Wagen rutschten bei Rot über Kreuzungen und entgingen nur knapp einem Zusammenstoß;
wahrscheinlich wurden ihre Kotflügel lediglich durch die vorgeschriebenen Anti-Unfallzauber vor
Schaden bewahrt.
Inzwischen dämmerte es. Die Straße war langsam immer leerer geworden. Niemand wanderte zu dieser
Stunde freiwillig durch diesen Teil der Stadt, wenn es sich vermeiden ließ. Die Gebäude waren alt
und farblos. Dieses Viertel hatte inzwischen die Bezeichnung Geisterstadt erhalten, und
tatsächlich erschienen in der Dämmerung gelegentlich Gespenster. Doch es war das beste, nicht
nach ihnen Ausschau zu halten, weil...
Da war sie auch schon. Zane nahm als erstes das Geräusch der hölzernen Räder der Schubkarre wahr
und trat in einen schmierigen Hauseingang, um die Erscheinung nicht zu stören.
Man konnte das weibliche Gespenst sehen, ja man konnte es sogar fotografieren, aber wenn das
Gespenst einen seinerseits erblickte...
Molly Malone kam die Straße herab, die Schubkarre hoch mit Schellfisch beladen. Sie war eine
junge Frau mit süßem Gesicht, trotz ihrer zerlumpten Kleider und ihren schweren Holzschuhen.
Frauen meinten in der Regel, daß hochhackige Schuhe und Nylonstrümpfe sich vorteilhaft auf das
Aussehen ihrer Beine auswirkten, doch Mollys Beine bedurften keiner solchen Verschönerung.
»Herzmuscheln! Miesmuscheln!« rief sie mit lieblicher Stimme. »Ganz frisch! Lebendig - oh!«
Zane lächelte, und seine finstere Laune hob sich etwas. Die Muscheln mochten ja vielleicht noch
am Leben sein, Molly jedenfalls war es nicht. Ihr Geist war vor hundert Jahren aus Irland
herbeibeschworen worden, um Kilvarough zu ehren, wenngleich diese Stadt nicht an der Küste lag.
Es war eine Publicity-Aktion gewesen, die schon bald den Reiz des Besonderen verloren hatte;
Gespenster gab es schließlich im Dutzend billiger. Die Stadtväter hatten damals noch nichts von
den speziellen Eigenschaften dieses Gespenstes gewußt. Doch der Evokationszauber war nie
aufgehoben worden, also schob Molly noch immer ihre Schubkarre durch die Straßen von Kilvarough,
wenn die Umstände dafür geeignet waren.
»Das ist ein Überfall!« rief eine knurrige Stimme.
Molly stieß einen leisen Schrei des Erstaunens und des Entsetzens aus. »Tun Sie mir nichts
zuleide, gütiger Herr«, sagte sie.
»Nö, ich will bloß deine Schubkarre haben«, erwiderte der Mann, der sie gerade überfiel. »Dafür
kriege ich ein paar Dollar auf dem Antiquitätenmarkt. Genug, um mir einen Zwei-Tages-Glückszauber
zu kaufen.« Mit einer
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