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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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waren sie fortgeschwemmt, verschwunden in dem Chaos aus zerschmetterten Häusern und zerstörter Natur, das auf die Anden zugespült wurde.
    Cuttill, der eine schier endlose Zeitspanne unter den hochaufragenden Wassermassen begraben war, hielt die Luft an, bis seine Lungen wie Feuer brannten, und klammerte sich an die Ruderpinne, als wäre er mit ihr verwachsen. Dann kämpfte sich das zähe alte Schiff, in allen Spanten ächzend und knarrend, langsam wieder an die Oberfläche.
    Cuttill wußte nicht mehr, wie lange er in dem wirbelnden Strudel herumgeschleudert wurde.
    Der mächtige Sog hatte sämtliche Überreste des Dorfes ausradiert. Die wenigen klatschnassen Männer, die es irgendwie geschafft hatten, auf der zerschlagenen
Conception
am Leben zu bleiben, wurden von Schrecken erfüllt, als sie die jahrhundertealten Mumien toter Inkas erblickten, die rings um das Schiff an die Oberfläche gespült wurden. Von der Riesenwoge aus den Ruhestätten eines längst vergessenen Gräberfeldes gerissen, starrten die erstaunlich gut erhaltenen Leiber der Toten blicklos zu den entsetzten Seeleuten, die nun keinerlei Zweifel mehr hegten, daß sie von sämtlichen Kreaturen der Hölle verflucht waren.
    Cuttill versuchte die Ruderpinne zu bewegen, so als steuerte er das Schiff. Es war ein müßiges Unterfangen, da das Ruder gleich beim ersten Aufprall der Riesenwoge aus der Verankerung gerissen worden war. Voller Furcht vor den rund um die Galeone treibenden Mumien kämpfte er verbissen um sein Leben.
    Doch das Schlimmste war noch längst nicht überstanden. Die wahnwitzige Kraft der Flutwelle erzeugte einen Strudel, der die Galeone mit derartiger Wucht herumwirbelte, daß die Masten über Bord krachten und die beiden Kanonen aus ihren Halterungen gerissen wurden, so daß sie in einem wilden, zerstörerischen Tanz über das Deck polterten. Einer nach dem anderen wurden die vor Furcht schier um den Verstand gebrachten Seeleute von der Lawine aus kochendem Wasser weggespült, bis nur mehr Cuttill übrig war. Die gewaltige Woge tobte und raste 8 Kilometer (5 Meilen) landeinwärts, entwurzelte und zerfetzte die Bäume, bis schließlich 100 Quadratkilometer (62 Quadratmeilen) Bodens verwüstet waren.
    Durch ihre Wucht schleuderte sie massive Felsbrocken vor sich her, als wären es Kieselsteine.
    Dann endlich stieß das mörderische Monstrum auf die Ausläufer der Anden und verlor allmählich an Kraft. Nun, da die Welle sich ausgetobt hatte, umschwappte sie den Fuß des Gebirges, bevor sie mit einem schmatzenden Saugen zurückströmte und eine Bahn der Zerstörung hinterließ, wie sie seit Anbeginn der Geschichte noch niemand erlebt hatte.
    Cuttill spürte, wie die Galeone zur Ruhe kam. Er starrte über das mit heruntergestürzten Wanten und Balken übersäte Kanonendeck, konnte jedoch keine lebende Seele entdecken.
    Nahezu eine Stunde lang kauerte er vor Furcht, die mörderische Woge könne zurückkehren, unter der Ruderpinne, doch das Schiff blieb fest und ruhig liegen. Langsam und mit steifen Gliedmaßen begab er sich nach oben aufs Achterdeck und betrachtete das Ausmaß der Verwüstung.
    Zu seiner Verwunderung lag die
Conception
aufrecht inmitten eines plattgewalzten Dschungels auf trockenem Boden. Er schätzte, daß sie beinahe drei Seemeilen vom nächsten Gewässer entfernt sein mußte. Ihr Überleben verdankte sie offenbar nur ihrer robusten Bauweise sowie dem Umstand, daß sie auf die Woge zugesegelt war, als diese sie erfaßt hatte.
    Wäre sie von ihr weggesegelt, dann wäre die Wucht des Wassers über ihr hohes Heckkastell hereingebrochen und hätte sie zu Kleinholz zerschlagen. Sie hatte zwar durchgehalten, doch nun war sie nur mehr ein Wrack, dessen Kiel niemals wieder durchs Meer pflügen würde.
    Das weit hinter ihm liegende Dorf war verschwunden. Selbst die Trümmer waren ins Meer gespült worden, und da, wo es einst gestanden hatte, breitete sich nun ein weiter Sandstrand aus. Es war, als hätte es die Menschen und ihre Häuser nie gegeben. Der ganze Dschungel war mit Leichen übersät, und Cuttill hatte den Eindruck, an manchen Stellen lägen sie bis zu 3 Metern (10 Fuß) hoch. Zahllos hingen sie in grotesker Haltung in den geknickten Zweigen der Bäume, der Großteil davon bis zur Unkenntlichkeit zerschürft und zerschlagen.
    Cuttill konnte kaum glauben, daß er das einzige menschliche Wesen war, das diese Sintflut überstanden hatte. Doch nirgendwo konnte er eine lebende Seele entdecken. Er dankte Gott für seine Gnade
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