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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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und bat um weiteren Beistand. Er war vierzehntausend Seemeilen von England entfernt gestrandet und befand sich inmitten eines von Spaniern beherrschten Teils der Welt, die nur zu gern einen der verhaßten englischen Piraten foltern und hinrichten würden, sollten sie ihn jemals in die Hände bekommen. Seine Aussichten auf ein langes Leben waren wahrlich nicht rosig. Cuttill gab sich keinerlei Hoffnung hin, jemals auf dem Seeweg nach Hause zurückkehren zu können. Er gelangte zu dem Entschluß, daß es für ihn nur eine Möglichkeit gab, die eine geringe Aussicht auf Erfolg bot: Er mußte über die Anden ziehen und sich gen Osten durchschlagen. Sobald er erst die brasilianische Küste erreicht hatte, bestand die Chance, daß er auf einen englischen Seeräuber stieß, der die portugiesischen Schiffahrtswege heimsuchte.
    Am darauffolgenden Morgen baute er eine Trage für seine Seemannskiste und füllte sie mit Nahrungsmitteln und Wasser aus der Kombüse des Schiffes, Bettzeug, zwei Pistolen, einem Pfund Schießpulver, genügend Kugeln, Feuersteinen, Wetzstahl, einem Sack Tabak, einem Messer und einer spanischen Bibel.
    Dann brach Cuttill, der ansonsten nichts als seine Kleidung am Leibe trug, mit seiner Trage in Richtung des über den Gipfeln der Anden dräuenden Nebels auf. Doch zuvor warf er noch einen letzten Blick auf die verlassene
Conception
und fragte sich, ob es vielleicht die Götter der Inka waren, die diese Katastrophe verursacht hatten.
    Nun haben sie ihre heiligen Relikte zurück, dachte er, und von mir aus können sie sie auch behalten. Das uralte Jadekästchen mit dem seltsamen Deckel kam ihm in den Sinn. Er verspürte nicht den geringsten Neid auf die Männer, die es irgendwann finden und erneut stehlen würden.
    Drake, der im Triumph nach England zurückkehrte, traf am 26. September 1580 mit der vor Beute überquellenden
Golden Hind
in Plymouth ein. Doch er fand keine Spur von Thomas Cuttill und der
Nuestra Señora de la Conception.
Seine Geldgeber erhielten viertausendsiebenhundert Prozent Gewinn auf ihre Investitionen, und der Anteil der Königin bildete die Grundlage zu künftiger britischer Größe. Im Verlauf eines üppigen Festgelages an Bord der in Greenwich vor Anker liegenden
Hind
wurde Drake von Königin Elisabeth zum Ritter geschlagen.
    Das zweite Schiff, das die Welt umsegelt hatte, wurde zu einem beliebten Ausflugsziel. Drei Generationen lang konnte es bestaunt werden, bis es schließlich entweder verrottete oder bis auf die Wasserlinie niederbrannte. Anhand der historischen Aufzeichnungen läßt sich nicht genau feststellen, was mit ihm geschah, doch die
Golden Hind
verschwand auf jeden Fall in den Fluten der Themse.
    Sir Francis Drake setzte seine Beutezüge weitere sechzehn Jahre lang fort. Auf einer seiner späteren Fahrten eroberte er die Häfen von Santo Domingo und Cartagena, wurde Admiral der Flotte Ihrer Majestät, Bürgermeister von Plymouth und Mitglied des Parlamentes. Und 1588 unternahm er schließlich den kühnen Angriff auf die große spanische Armada. Der Tod ereilte ihn 1596 während eines Raubzuges auf spanische Schiffahrtswege und Häfen am mittelamerikanischen Festland. Nachdem er der Ruhr erlegen war, wurde er in einen Bleisarg gebettet und in der Nähe von Portobelo, Panama, im Meer versenkt.
    Bis zu seinem Tod verging kaum ein Tag, an dem Drake nicht über das Verschwinden der
Conception
und das Rätsel des geheimnisvollen Jadekästchens mit den Knotenschnüren nachgrübelte.

ERSTER TEIL
    Knochen und Kronen
1
    10. Oktober 1998
In den peruanischen Anden
    Das Skelett lag rücklings in den Ablagerungen am Boden des tiefen Wasserloches, als ruhte es auf einer weichen Matratze, und die leeren Augenhöhlen des Schädels starrten blicklos durch das Dämmerlicht zur 36 Meter (120 Fuß) entfernten Oberfläche.
    Ein entsetzlich rachsüchtiges Grinsen schien um die blanken Zähne zu spielen, als eine kleine Wasserschlange ihren Kopf unter dem Brustkorb hervorstieß und sich dann in einer winzigen Wolke aus Schlick davonwand. Der eine Arm wurde durch den in den Schlamm eingesunkenen Ellbogen aufrecht gehalten, so daß es schien, als winkte die Hand unbesonnenen Eindringlingen mit knochigen Fingern zu.
    Herrschte am Boden der Doline ein trostloses Graubraun, so wurde das Wasser nach oben, zur Sonne hin, immer heller, bis es schließlich durch die in der tropischen Hitze gedeihende Wasserpest erbsensuppengrün gefärbt war. Von Rand zu Rand maß sie 30 Meter (98 Fuß), und die
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