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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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Männer noch dastanden und gafften, schienen sich die Hügel östlich des Dorfes zu heben und zu senken wie Brecher, die an einem flachen Strand auslaufen.
    Die Staubwolke legte sich auf das Dorf und verschlang es.
    Über den Tumult hinweg ertönten die Schreie der Dorfbewohner und das Krachen ihrer zerberstenden und zusammenstürzenden Stein- und Adobehäuser. Keiner der Seeleute hatte jemals ein Erdbeben erlebt, und nur wenige wußten, daß es so etwas überhaupt gab. Die Hälfte der protestantischen Engländer und sämtliche katholischen Spanier sanken auf die Knie und beteten inbrünstig um Gottes Beistand.
    Innerhalb von Minuten zog der Staub über das Schiff hinweg und trieb hinaus auf die See.
    Verständnislos starrten alle dorthin, wo kurz zuvor noch das rege Treiben eines blühenden Dorfes geherrscht hatte. Nun breiteten sich dort nichts als Ruinen aus. Schreie von unter den Trümmern begrabenen Menschen ertönten. Eine spätere Schätzung sollte ergeben, daß allenfalls fünfzig Einwohner die Katastrophe überlebt hatten. Voller Angst rannten die Spanier schreiend am Strand auf und ab und bettelten darum, zurück auf das Schiff gebracht zu werden. Cuttill, der all seine Sinne zusammennahm, kümmerte sich nicht um ihr Flehen, sondern rannte zur Reling und musterte die See ringsum. Bis auf eine leichte Dünung schien das Wasser unbeeinträchtigt durch den Alptraum, der über das Dorf hereingebrochen war.
    Cuttill wollte mit einem Mal fort von dieser verwüsteten Küste und gab lauthals Befehl, die Galeone bereit zum Auslaufen zu machen. Die spanischen Gefangenen gehorchten nur zu bereitwillig und halfen den Engländern, die Segel zu setzen und den Anker zu lichten.
    Mittlerweile versammelten sich die Überlebenden aus dem Dorf am Strand und flehten die Besatzung der Galeone an, umzukehren, ihre Verwandten aus den Trümmern zu retten und sie an Bord des Schiffes in Sicherheit zu bringen. Doch sie stießen bei den Seeleuten, die nur um ihr eigenes Wohlergehen besorgt waren, auf taube Ohren. Plötzlich erschütterte ein weiteres Erdbeben das Land, begleitet von einem noch ohrenbetäubenderen Donnern. Das Land wellte sich wie ein Teppich unter der Hand eines Riesen. Diesmal wich das Meer langsam zurück, so daß die
Conception
strandete und der Meeresboden freigelegt wurde. Die Seeleute, von denen keiner schwimmen konnte, hatten eine schier übernatürliche Angst vor allem, was sich im Wasser befand. Nun starrten sie verwundert auf die Tausende von Fischen, die wie flügellose Vögel inmitten der Felsen und Korallen zappelten, wo die zurückweichende See sie liegengelassen hatte. Haie, Kraken und Myriaden kunterbunter tropischer Fische zuckten dort im Todeskampf durcheinander.
    Ein ständiges Rumoren erschütterte die Erde, deren Kruste durch ein Seebeben barst, so daß der Meeresboden einbrach und eine gewaltige Senke entstand. Dann spielte die von allen Seiten in das riesige Loch einströmende See verrückt. Mit unglaublicher Geschwindigkeit türmten sich Millionen Tonnen Wasser zu einem gigantischen Gegenstrudel reiner Zerstörungskraft auf, bis der Kamm über 40 Meter (157 Fuß) hoch aufragte – ein Phänomen, das später unter dem Namen Tsunami bekannt werden sollte.
    Den hilflosen Männern blieb keine Zeit, sich an einen festen Gegenstand zu klammern, ja nicht einmal zu einem inbrünstigen Gebet. Gelähmt und sprachlos angesichts des vor ihnen aufragenden Berges aus grünem und schaumweißem Wasser standen sie einfach da und sahen zu, wie die Flut brausend auf sie zugerast kam, als hätten sich alle Pforten der Hölle aufgetan.
    Nur Cuttill hatte die Geistesgegenwart, unter das schützende Deck mit der Ruderpinne zu rennen und seine Gliedmaßen um die lange hölzerne Achse zu schlingen.
    Mit dem Bug voran wurde die
Conception
von der gewaltigen Wasserwand erfaßt und senkrecht hinauf zu dem schäumenden Kamm gerissen. Sekunden später brachen die tobenden Elemente über sie herein, und sie befand sich inmitten des kochenden Strudels.
    Nun, da der mächtige Strudel die
Conception
fest im Griff hatte, wurde die Galeone mit rasender Geschwindigkeit auf die verwüstete Küste zu gerissen. Der Großteil der Besatzung wurde von den offenen Decks gespült und verschwand auf Nimmerwiedersehe n.
    Die unglücklichen Menschen am Strand und die Überlebenden, die sich aus den Trümmern des Dorfes freikämpften, wurden ersäuft wie Ameisen, über deren Bau ein plötzlicher Wasserschwall hereinbricht. Binnen Sekunden
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