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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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thronte. Während die Steinmetzen dergestalt beschäftigt waren, trugen die anderen nach und nach die schwerbeladenen Körbe und Krüge davon, bis keine Spur mehr davon zu sehen war.
    Eines Morgens blickten die Eingeborenen dann über das Wasser zu der Insel und stellten fest, daß sie verlassen war. Die rätselhaften Menschen aus dem Süden waren mitsamt ihrer Flotte aus Flößen verschwunden, im Schütze der Dunkelheit davon gesegelt. Nur die mächtige steinerne Jaguarschlange mit den gefletschten Giftzähnen im weit aufgerissenen Rachen und den geschlitzten Augen, die über das riesige Land aus endlosen Hügeln jenseits des beschaulichen Meeres blickten, kündete von ihrer Fahrt.
    Rasch siegte die Neugier über die Furcht. Am folgenden Nachmittag paddelten vier Männer aus dem größten Dorf entlang der Küste des Binnenmeeres, die sich mit einem kräftigen heimischen Gebräu Mut angetrunken hatten, in einem Einbaum über das Wasser, um die Insel zu erkunden. Nachdem sie an dem schmalen Strand gelandet waren, sah man sie in den engen Felseinschnitt vordringen, der in das Innere des Berges hineinführte. Den ganzen Tag lang und bis weit in den nächsten hinein warteten ihre Freunde und Verwandten voller Sorge auf ihre Rückkehr. Doch die Männer wurden nie wieder gesehen.
    Selbst ihr Einbaum blieb verschollen.
    Die Furcht der Einheimischen nahm zu, als plötzlich ein schwerer Sturm über das beschauliche Meer fegte und es in eine tosende See verwandelte. Wolken, schwärzer, als je einer der Menschen dort sie gesehen, verdunkelten die Sonne. Mit der erschreckenden Dunkelheit ging ein fürchterlicher Wind einher, der die See in Schaum verwandelte und die Küstendörfer verwüstete. Es war, als sei ein Krieg unter den Mächten des Firmaments ausgebrochen. Mit unglaublicher Wut raste das tobende Wetter über die Küste hinweg. Die Einheimischen hegten keinerlei Zweifel, daß die Götter des Himmels und der Dunkelheit, geführt von der Jaguarschlange, sie für ihr Eindringen bestrafen wollten. Flüsternd sprachen sie davon, daß diejenigen, die es wagen, die Insel zu betreten, verflucht seien.
    Dann zog der Sturm so unverhofft, wie er gekommen war, am Horizont davon, und eine merkwürdige Stille breitete sich aus, als der Wind erstarb. Gleißend strahlte die Sonne auf das Meer herab, das wieder so ruhig war wie eh und je. Kurz darauf erschienen Möwen und kreisten über etwas, das am sandigen Strand der Ostküste angespült worden war. Als die Menschen das reglose Ding im zurückweichenden Wasser liegen sahen, näherten sie sich wachsam und blieben stehen, gingen dann vorsichtig weiter und sahen es sich genauer an. Sie stöhnten auf, als sie erkannten, daß es sich um die Leiche eines der Fremden aus dem Süden handelte. Er trug nur ein prunkvolles, besticktes Gewand. Die goldene Gesichtsmaske, der Helm und die Armreife waren verschwunden.
    Alle, die der schaurigen Szene beiwohnten, starrten erschrocken auf den Leichnam. Im Gegensatz zu den dunkelhäutigen Einheimischen mit ihrem blauschwarzen Haar hatte der Tote weiße Haut und blonde Haare. Leblos starrten seine blauen Augen ins Leere. Aufrecht wäre er einen guten halben Kopf größer gewesen als die erstaunten Menschen, die ihn nun betrachteten.
    Zitternd vor Furcht trugen sie ihn vorsichtig zu einem Kanu und betteten ihn sanft hinein.
    Dann wurden zwei der tapfersten Männer auserkoren, die den Leichnam zu dem Eiland bringen sollten. Kaum am Strand angelangt, legten sie ihn eilends in den Sand und paddelten wie wild zurück zur Küste. Noch Jahre nachdem jene, die das denkwürdige Ereignis miterlebt hatten, gestorben waren, ragte das gebleichte Skelett aus dem Sand; eine grausige Warnung an alle, sich von der Insel fernzuhalten.
    Man flüsterte einander zu, der Wächter der goldenen Krieger, die geflügelte Jaguarschlange, habe die vorwitzigen Männer verschlungen, die in sein Heiligtum eingedrungen waren, und niemand wagte es jemals wieder, seinen Zorn herauszufordern, indem er den Fuß auf die Insel setzte. Das Eiland hatte etwas Unheimliches, fast schon Gespenstisches an sich. Es wurde zu einer heiligen Stätte, von der man nur mit gedämpfter Stimme sprach und die man nie aufsuchte.
    Wer aber waren die goldenen Krieger, und woher kamen sie?
    Warum waren sie in das Binnenmeer gesegelt, und was taten sie dort? Die Augenzeugen mußten sich mit dem bescheiden, was sie gesehen hatten – es gab keine Erklärung dafür. Aus Mangel an Wissen wurden Mythen geboren.
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