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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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Sagen entstanden und erhielten neue Nahrung, als das Land ringsum von einem gewaltigen Erdbeben erschüttert wurde, das die Dörfer an der Küste zerstörte. Als das Beben nach fünf Tagen endlich abklang, war das Binnenmeer verschwunden, und dort, wo sich einst die Küste befunden hatte, war nur mehr ein breiter Gürtel aus Muscheln verblieben.
    Die geheimnisvollen Eindringlinge fanden bald Aufnahme in das religiöse Brauchtum und wurden zu Göttern. Im Laufe der Zeit entstanden immer mehr Geschichten von ihrem jähen Erscheinen und Verschwinden und gerieten wieder in Vergessenheit, bis sie nur mehr undeutliche Bruchstücke in der von Generation zu Generation weitergegebenen religiösen Überlieferung eines Volkes waren, das in einem verwunschenen Land lebte, über dem unerklärliche Phänomene dräuten wie der Rauch über einem Lagerfeuer.

Sintflut
    1.März 1578
Westlich der Küste von Peru
    Capitan Juan de Anton, ein schwermütiger Kastilier mit grünen Augen und einem sorgsam gestutzten schwarzen Bart, spähte durch das Fernrohr zu dem fremden Schiff in seinem Kielwasser und hob leicht überrascht die Augenbrauen. Eine zufällige Begegnung, so fragte er sich, oder ein geplantes Abfangmanöver?
    De Anton war unterwegs von Callao de Lima nach Panama, wo die Reichtümer des Königs zum Transport über den Isthmus auf Maultiere umgeladen und dann per Schiff über den Atlantik zu den Goldkammern von Sevilla gebracht werden sollten. Er hatte nicht damit gerechnet, auf der letzten Etappe seiner Fahrt einer anderen Schatzgaleone zu begegnen.
    Rumpf und Takelage des Fremden, der ihm anderthalb Seemeilen achteraus folgte, deuteten, soweit er das erkennen konnte, auf ein in Frankreich gebautes Schiff hin. Auf den karibischen Handelsrouten gen Spanien hätte de Anton jeglichen Kontakt mit anderen Schiffen gescheut, doch sein Argwohn ließ etwas nach, als er die mächtige Flagge erspähte, die an einem langen Mast am Heck wehte. Dort prangte, ebenso wie auf seiner Standarte, die im Wind knatterte, das wehrhafte rote Kreuz auf weißem Grund, Spaniens Banner im sechzehnten Jahrhundert.
    Dennoch war ihm leicht unbehaglich zumute.
    De Anton wandte sich an Luis Torres, seinen Ersten Offizier und Steuermann. »Wofür haltet Ihr sie?«
    Torres, ein großer, bartloser Galicier, zuckte mit den Schultern. »Für eine Schatzgaleone ist sie zu klein. Ich halte sie für ein Kauffahrtereischiff mit Wein aus Valparaiso, das genau wie wir den Hafen von Panama anläuft.«
    »Meint Ihr nicht, es könnte sich um einen Feind Spaniens handeln?«
    »Unmöglich. Kein feindliches Schiff hat es jemals gewagt, den Seeweg durch das tückische Labyrinth der Magellanstraße um Südamerika herum zu befahren.«
    De Anton nickte beifällig. »Da keinerlei Gefahr besteht, daß es sich um Franzosen oder Engländer handelt, wollen wir beidrehen und sie begrüßen.«
    Torres gab den Befehl an den Rudergänger weiter, der von einem Aufbau am Oberdeck aus über das Kanonendeck hinwegblickte und den Kurs bestimmte. Er bediente eine waagerecht an einer senkrechten Achse angebrachte Stange, mit der sich das Ruder drehen ließ. Die
Nuestra Señora de la Conception,
die größte und prächtigste Schatzgaleone der Pazifikarmada, neigte sich gen Backbord und ging auf Gegenkurs nach Südwest. Ein kräftiger, von der Küste her wehender Ostwind füllte ihre neun Segel, so daß ihr fünfhundertsiebzig Tonnen schwerer Rumpf mit geruhsamen fünf Knoten durch die Dünung pflügte.
    Trotz ihres majestätischen Aussehens, des Schnitzwerks und der bunten, kunstvollen Bemalung beiderseits des erhöhten Achterdecks und des Bugkastells war die Galeone ein widerstandsfähiger Schiffstyp, überaus robust und seetüchtig, eine Art Arbeitstier unter den Seefahrzeugen ihrer Zeit. Und wenn es darum ging, die kostbaren Schätze in ihren Frachträumen zu verteidigen, konnte sie notfalls auch den besten Freibeutern einer feindlichen Seefahrernation trotzen.
    Auf den ersten Blick wirkte die Galeone wie ein bedrohliches, waffenstarrendes Kriegsschiff, doch bei genauerem Hinsehen ließ sich ihre eigentliche Bestimmung als Handelsschiff nicht verhehlen. Ihre Kanonendecks waren mit Geschützpforten für nahezu fünfzig vierpfündige Kanonen versehen. Doch da die Spanier sich im Glauben wiegten, der Südpazifik sei ihr höchsteigenes Gewässer, und weil ihres Wissens nach dort noch nie eines ihrer Schiffe von einem fremden Kaperfahrer angegriffen oder aufgebracht worden war, führte
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